Pinguin Mord
verwischen.« Alle Blicke ruhten auf
Ulbricht. Im nächsten Augenblick verließ den Kommissar
seine Selbstsicherheit, denn soeben hatte er die Vertreterin der
Wupperwelle, Heike Göbel, entdeckt. Gerade erhob sie sich, und
alle Blicke richteten sich auf die junge Reporterin mit den kurzen
blonden Haaren.
»Es heißt,
dass ein Zusammenhang zwischen den Mordopfern und den
geköpften Pinguinen der Pinguinale 2006 bestehen könnte.
Hat sich dieser Verdacht inzwischen
erhärtet?«
Ulbricht hatte es
gewusst. Er wurde blass, und ihm wurde erst heiß, dann
eiskalt. Diese Radioreporterin war mit allen Wassern gewaschen.
Dennoch bemühte er sich, die Oberhand zu behalten. »Es
gibt keine Beweise dafür, dass hier ein Zusammenhang besteht.
Zunächst einmal haben wir es bei den Pinguinen nur mit einer
Sachbeschädigung zu tun. Natürlich ermitteln wir auch in
diese Richtung. Aber ich kann verstehen, dass Sie als
Außenstehende voreilige Schlüsse
ziehen.«
»Angeblich gibt
es eine geheime Liste, auf der die Mordopfer genannt sind«,
ergriff ein anderer Reporter nun das Wort. Heike setzte sich
enttäuscht. Sie hatte etwas mehr Inhalt von Ulbricht
erwartet.
»Wenn Sie diese
Liste kennen - her damit!«, lachte Küppers. Die
Pressevertreter stimmten in das Gelächter ein. Damit
hatte der
Polizeisprecher die Sympathien der anderen Journalisten gewonnen,
und der Reporter hatte sich mit einer einzigen Frage zum Deppen
gemacht.
»Gibt es weitere
Gemeinsamkeiten zwischen den Morden an Kötter und Plunger,
außer dass beide zu Wuppertals High Society gehört haben
und beide einen Pinguinale-Pinguin besaßen, der geköpft
wurde?« Ein dunkelhaariger Mittvierziger war aufgestanden. Er
trug einen dunklen Anzug und erinnerte in seinem Outfit eher an
einen Banker als an einen Journalisten. Peer Finke war freier
Journalist. Ulbricht hatte ihn ein paar Mal bei der Wupperwelle
getroffen. Ein durchaus integrer Mann, der gründlich arbeitete
und nicht wie viele seiner Kollegen reißerische Schlagzeilen
suchte.
»Karlheinz
Kötter scheint tatsächlich ermordet worden zu sein. Ein
Zusammenhang mit Plungers Tod ist möglich.« Heinrichs
nickte zustimmend.
»Sehen Sie einen
Zusammenhang zwischen den beiden Toten?«
»Wie gesagt -
derzeit ermitteln wir in alle Richtungen. Wir überprüfen
aus diesem Anlass sowohl das geschäftliche als auch das
private Umfeld der Toten.«
*
Heike hatte nach der
Pressekonferenz auf dem Gang im Präsidium auf Peer gewartet.
Er war sichtlich erfreut und begrüßte die Kollegin
herzlich.
»Wir haben uns
ja eine Ewigkeit nicht mehr gesehen«, begrüßte
Heike ihn. »Fast habe ich deine Spießigkeit
vermisst.« Sie zwinkerte ihm zu, und weil Peer wusste, wie
sie es meinte, war er ihr wegen der Bemerkung auch nicht böse.
Er lachte und setzte dann eine ernste Miene auf. »Wenn du
nach Berlin verschwindest, ohne mich mitzunehmen …«
Peer zog eine gespielt beleidigte Schnute. »Das hätte
ich nie von dir gedacht!«
»Du hast mir so
gefehlt im Hauptstadtstudio, deshalb bin ich auch wieder
zurück nach Wuppertal gekommen«, lachte Heike. Dann
wurde sie ernst. »Was macht denn der
Bürgerfunk?«
»Wenig.«
Peer winkte ab. »Ich habe umgesattelt und fotografiere jetzt
wieder mehr.«
»Welcher
Radiosender kauft dir denn um Himmels willen Fotos ab?«,
prustete Heike und fing sich dafür einen tadelnden Blick von
Peer ein.
»Ich bin
größtenteils zur schreibenden Zunft gewechselt«,
erklärte er. »Nachdem der Bürgerfunk vom Aussterben
bedroht ist, fehlt mir irgendwie die Motivation, und so habe ich
mein altes Hobby, die Fotografie, wiederbelebt. Und nun
fotografiere und schreibe ich für verschiedene Zeitungen und
Zeitschriften.«
»Zeitung ist
gut. Hast du ‘nen guten Draht zur
Anzeigenabteilung?«
»Warum? Willst
du eine Kontaktanzeige schalten?« Peer grinste. »Nein,
aber ich suche eine kleine Wohnung. Wenn du etwas hörst,
könntest du mir dann Bescheid sagen?«
»Klar -
mach’ ich doch glatt«, versprach Peer.
»Dank
dir.« Heike lächelte. »Und?«
»Was und?«
Peer Finke legte den Kopf schräg.
Sie deutete mit dem
Daumen über die Schulter nach hinten. »Was hältst
du von der Geschichte?«
»Die
Nachrichtensperre dürfte ja jetzt aufgehoben sein. Allerdings
habe ich den Eindruck, dass sich die Ermittlungen auf das private
Umfeld der Opfer konzentrieren.«
»Was sagt uns
das?«
»Dass wir eine
Menge Arbeit haben, wenn wir mit aktuellen Informationen am Ball
bleiben wollen«, lächelte
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