Pinguin Mord
Finke.
»Sag
mal…«, wechselte Heike das Thema. »Was macht
eigentlich die Liebe?« Sie erinnerte sich daran, dass Peer
vor ihrer Abreise nach Berlin eine feste Freundin gehabt hatte. Sie
war damals mit Stefan im Brauhaus gewesen, als Peer und Peggy ihre
Verlobung bekannt gegeben hatten. Einen Ehering suchte sie nun
vergeblich an Peers rechter Hand. Scheinbar hatte sich viel
geändert, während sie in Berlin gewesen war.
»Menschen kommen
und gehen.« Ein dunkler Schatten huschte über Finkes Gesicht. Er war
ernst geworden, seine Miene wirkte versteinert. Heike kannte ihn
lange und gut genug, um zu erkennen, dass er seinerzeit sehr
verliebt gewesen sein musste. »Es hat irgendwie nicht
funktioniert. Und nun … sie ist im Ausland. Vermutlich ist
es besser so. Sie hat ihr Haus noch hier, das Auto, aber sie ist
eigentlich das ganze Jahr über weg. Peggy hat sich total
verändert. Irgendwann begannen die ständigen Anrufe auf
ihrem Handy. Manchmal klingelte es alle paar Minuten, Tag und
Nacht. Dazu der SMS-Terror. Seitdem war sie auch fast Tag und Nacht
mit ihrer besten Freundin zusammen. Ich weiß auch nicht, was
da los war. Sie hat nie mit mir darüber geredet. Jedenfalls
hat sie sich sehr zu ihrem Nachteil verändert, und deshalb
haben wir uns zur Trennung entschlossen. Seitdem ist sie oft
unterwegs -keine Ahnung, wo und warum.« Er seufzte, hob und
senkte die Schultern. »Außer ihrer Handynummer
weiß ich nicht mehr viel von ihr.«
»Das tut mir
leid.« Heike war wirklich betroffen.
»Muss es
nicht.« Peer strahlte. »Ich bin drüber hinweg.
Manchmal ruft sie noch an oder schickt ‘ne SMS. Ihrer besten
Freundin leiht sie zu entsprechenden Anlässen sogar ihr BMW
Cabrio, und …«
»Moment«,
unterbrach Heike ihn. »Sagtest du, sie hat ein BMW
Cabrio?«
»Ja, warum? Den
Wagen wollte Peggy nicht verkaufen, weil sie sehr daran hängt.
Er war ihr Traumauto.«
»Was ist das
für ein Auto?«
»Wie gesagt: ein
dunkelblauer Z3. Warum?« Peer stutzte.
»Nur so. Ich
habe da eine Idee«, erwiderte Heike schnell. Seite an Seite
betraten sie den Aufzug, der sie ins Erdgeschoss des
Polizeipräsidiums brachte. »Ich habe vorhin mitbekommen,
wie sich zwei Polizisten unterhalten haben. Es heißt, dass
eine junge Frau dabei war, als Kötter getötet wurde.
Offenbar war sie mit ihm verabredet.«
»Und?«
Peer verstand nicht. Die Aufzugtüren glitten auseinander, und
Minuten später standen sie vor dem Eingangsportal. Der
Pförtner hatte ihnen zugenickt, dann standen sie an der
frischen Luft. Auf der Friedrich-Engels-Allee herrschte an diesem
Sonntag nur mäßiger Verkehr. Dennoch war es
unerträglich heiß. Die Luft flimmerte über, dem
Asphalt.
»Diese Frau fuhr
auch ein BMW Cabrio.« Heike war vor Aufregung rot geworden.
Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete sie Peer Finke, der
angestrengt nachdachte.
»Lass mich
raten«, sagte Peer nach einem kleinen Moment.
»Vielleicht einen dunkelblauen BMW Z3?« Seine Stimme
vibrierte leicht. »Die Welt ist ein Dorf, und unsere Stadt
sowieso. Meinst du … ich meine, glaubst du, es war Peggy,
die …«
»Möglich
ist doch alles, oder?«
»Nein, sie hat
mich vor wenigen Tagen erst angerufen. Peggy ist gar nicht in der
Stadt.«
»Und - was
denkst du?«
»Ich denke, dass
ich sie zur Abwechslung mal anrufen sollte.« Peers Miene
glich einer Maske. Heike konnte fast sehen, wie die Gedanken sich
in seinem Kopf überschlugen.
27
Sonntag, 14:15 Uhr,
Goebenplatz
Stefan hatte es zu
Hause nicht ausgehalten. Da Heike noch mit seinem Käfer
unterwegs war, war er auf die »Öffis«, die
öffentlichen Verkehrsmittel, angewiesen, um zum Briller
Viertel zu gelangen. Hier lebte die Familie Wittwer. Er war sicher,
dass Wittwer in Gefahr war. Auch wenn der Spediteur es gestern, als
er ihn in seinem Büro besucht hatte, nicht hatte wahrhaben
wollen.
Das Briller Viertel
lag am Osthang des Nützenbergs. Hier waren Hans Knappertsbusch
und Else Lasker-Schüler geboren worden. Im Rahmen der
Regionale 2006 hatte man rund um den Weyersbuschturm den
Nützenbergpark eröffnet. Nach der Anleinpflicht für
Hunde entstand hier ein Gebiet, in dem Hundebesitzer ihre
vierbeinigen Lieblinge legal frei herumlaufen lassen durften.
Hier war Stefan
beim Joggen schon in so manche Tretmine gelatscht.
Nun stand er vor der
Villa und betrachtete das Domizil von Karl Wittwer. Es gab einen
schmalen Vorgarten rechts und links vom Eingangsbereich. Das Haus
selber strahlte ein mediterranes
Weitere Kostenlose Bücher