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Pinguin Mord

Pinguin Mord

Titel: Pinguin Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Stress
und Sorgen, zu viel Alkohol in Verbindung mit
fettigem Essen. Dazu sein Übergewicht. Das alles waren
Kriterien, die einen Herzinfarkt begünstigten. Gut, den
Alkohol hätte er weglassen können. Aber für gesunde
Ernährung fehlte ihm das Geld. Und Sorgen kamen mit jedem
neuen Tag, den Gott werden ließ. Doch mit
neununddreißig Jahren fühlte er sich einfach zu jung
für einen Herzinfarkt. Außerdem würde er den
Eigenanteil für den Krankenhausaufenthalt nie aus eigener
Tasche bezahlen können. Was war bloß aus Deutschland
geworden? Ein Land, das geradewegs auf eine Zweiklassengesellschaft
zusteuerte und mittellose Menschen wie ihn einfach durch die immer
größer werdenden Maschen des so oft gerühmten
sozialen Netzes fallen ließ. Eine Mischung aus Wut und
Hilflosigkeit keimte in ihm auf. Gatz ballte die Hände zu
Fäusten. Dann hörte er, wie ein Schlüssel in die
Wohnungstür geschoben wurde.
    Thea, durchzuckte es
ihn. Und prompt schlug sein Herz ein paar Takte schneller. Er
strich sich die Haare aus der Stirn und atmete tief durch, bevor er
ihr entgegenging. Im Korridor trafen sie sich. Theas Blick hellte
sich auf, als sie ihn sah. »Hallo«, sagte er und
drückte die Wohnungstür ins Schloss. »Schön,
dass du da bist!« Er lächelte und zog sie in seinen Arm.
Zart strich er ihr durch das schwarze Haar und genoss ihren Duft
und ihre Nähe. Doch dieses Gefühl von Geborgenheit hielt
nur ein paar Sekunden, dann löste sie sich geschickt aus
seiner Umarmung und warf den kleinen Rucksack auf die Kommode.
»Puh«, sagte sie. »Das wäre
geschafft.« Sie vermied, ihm in die Augen zu blicken, und ihr
Lächeln wirkte aufgesetzt. Nur ihr sinnlicher Mund schien zu
lächeln, während die braunen Augen eine
unerklärliche Kälte ausstrahlten. »Und? Wie war
dein Tag?«
    »Wie
immer«, seufzte Gatz und zuckte die Schultern. »Und bei
dir?« Er folgte ihr in die kleine Küche und beobachtete,
am Türrahmen lehnend, wie sie sich eine Milchpackung aus dem
Kühlschrank nahm und trank. Dann wischte sie sich den
weißen Milchbart mit dem Handrücken
fort und zuckte ebenfalls die Schultern. »Wie immer
halt.«
    »Thea, wir
müssen reden.«
    Sie fuhr zu ihm herum.
»Ist was passiert? Haben sie uns die Wohnung
gekündigt?«
    »Nein. Noch
nicht, auch wenn wir mit der Miete im Rückstand sind. Es geht
um uns.« Er trat näher und blickte ihr tief in die
Augen. »Was ist eigentlich los mit dir?«
    Thea verstand nicht.
»Was meinst du?«
    »Ich meine
… Du hast dich in letzter Zeit irgendwie total
verändert.« Er rang nervös mit den Händen und
achtete auf jede Regung in ihrem Gesicht.
    »Inwiefern?« Sie
stellte die Milchtüte zurück in den Kühlschrank und
lehnte sich an die Arbeitsplatte.
    »Du bist so
… distanziert, so kalt.«
    »Es ist halt
eine schwere Zeit für uns.«
    »Es ist schwer
für mich, Thea. Ich kann dir nichts mehr bieten, seitdem ich
meine Arbeit verloren habe. Das Geld ist knapp. Wenn ich dir Blumen
mitbringen will, muss ich sie pflücken. Essengehen hängt
schon lange nicht mehr dran, und Shopping sowieso nicht. Von Urlaub
und einem neuen Auto ganz zu schweigen.« Gatz winkte ab.
»Dennoch war mir immer wichtig, dass wir Zusammenhalten. Und
seit einiger Zeit bist du so… so verschlossen mir
gegenüber.«
    »Du meinst, wir
haben kaum noch Sex.« Sie nickte. »Das ist es doch, was
dich stört.« Theas Stimme vibrierte. »Uns steht
das Wasser bis zum Hals, und du denkst ans Bumsen. Verstehst du
nicht, dass ich dafür einfach keinen Kopf habe
zurzeit?«           
    »Ich rede nicht
vom … Bumsen. Das ist es nicht… nicht nur.« Er
spürte, wie ihm das Blut bis unter die Haarspitzen schoss.
»Aber…«
    »Doch, genau das
ist es. Ich kann nachts nicht schlafen, verzichte auf alles und
versuche, mit meinem Job unseren Lebensunterhalt zu sichern. Und du
denkst nur daran, wie oft wir Sex haben!« Ihre braunen Augen schienen
Funken zu versprühen. »Ihr Kerle seit doch alle gleich!
Ficken, ficken, ficken!« Es war ihr egal, was die Nachbarn
mitbekamen.
    »Thea, bitte -
das ist es nicht. Ich spüre nur, dass du dich immer mehr von
mir abwendest und ich machtlos zusehen muss, wie wir uns von Tag zu
Tag weiter voneinander entfernen.« Robert Gatz zitterte am
ganzen Körper. Er hatte Angst vor ihrer Reaktion. Manchmal war
Thea sehr impulsiv. Das war eine Folge ihrer derzeitigen Situation,
deshalb war er ihr nicht böse. »Und die Sache letzten
Donnerstag. Wo warst du Donnerstagabend?«
    »Ich

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