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Pinguin Mord

Pinguin Mord

Titel: Pinguin Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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habe
gearbeitet.« Sie war bemüht, ihre Fassung zu bewahren,
doch ihm war nicht entgangen, dass Thea wie unter einem
unsichtbaren Peitschenhieb zusammengezuckt war. Ihre Wut war von
einer Sekunde zur anderen verflogen. Angst war in ihrem Blick, als
sie zu ihm aufblickte.
    »Du warst nicht
arbeiten.« Robert Gatz’ Stimme klang jetzt ruhig und
gefasst. Er sprach leise und wohlakzentuiert. »Ich war im
Bistro und wollte dich besuchen, weil mir die Decke auf den Kopf
gefallen ist. Weißt du, was es bedeutet, fast vierundzwanzig
Stunden am Tag in dieser beschissenen Bude rumzuhängen?«
Seine Augen schimmerten feucht. »Ich war dort, um dich zu
sehen. Du leider nicht.«
    »Ich …
ich, nun, es war so, dass …« Nervös strich sie
sich durch das dichte dunkle Haar und wich seinen bohrenden Blicken
aus.
    »Thea, hast du
einen anderen?« Seine Zähne knirschten, so fest presste
er seine Kiefer zusammen.
    »Unsinn, nein,
ich liebe dich doch, Robert.« Sie trat auf ihn zu und wollte
sich an seine breite Brust schmiegen, doch er schob sie sanft, aber
bestimmt fort. Er zweifelte plötzlich an ihrer Liebe.
Verächtlich lachte er auf. »Du liebst mich? Bist du dir
da ganz sicher?«
    »Natürlich,
Rob, ich … ich hatte ein …«
    »Ein
Date?« Es klang nicht nach einer Frage, sondern nach einer
Feststellung. »Du hattest eine Verabredung. Ist doch so,
oder?«
    Jetzt nickte sie. Mit
tränenerfüllten Augen blickte sie ihn ängstlich an.
»Ja, aber es war nicht so, wie du denkst.« Ihre
Schultern zuckten. Sie weinte lautlos. Dennoch empfand er kein
Mitleid, sondern nur Hass für seine Frau, die er einst so sehr
geliebt hatte.
    »Das klingt wie
in einem schlechten Film«, entgegnete Robert spöttisch.
»Wo warst du letzten Donnerstag? Und vor allem: Wer ist der
Kerl?« Er hatte es gewusst. Thea hatte sich einen anderen
gesucht. Einen Mann, der ihr all das bieten konnte, was er ihr
nicht mehr bieten konnte, seitdem sie ihn rausgeschmissen hatten.
Ihm war, als würde ihm der Boden unter den Füßen
weggezogen. Robert Gatz stürzte in ein tiefes schwarzes Loch
und fühlte sich elend. »Was weißt du schon von
mir?«
    »Wie
bitte?« Er spürte den stechenden Schmerz in der Brust
und versuchte ihn zu ignorieren. Robert Gatz ergriff den Unterarm
seiner Frau. »Was willst du mir jetzt für eine
Geschichte auftischen?«
    »Du kennst doch
nur meine Mutter, richtig?«
    »Was hat das
jetzt noch für eine Bedeutung? Und was hat das mit Donnerstag
zu tun, um Himmels willen?«
    »Habe ich dir
jemals von meinem Vater erzählt?« Ihr Makeup war
verlaufen, sie bot einen jämmerlichen Anblick. »Nein,
natürlich habe ich dir nichts von ihm erzählt.«
Thea war wie ein Häufchen Elend zusammengesunken.
    Um ein Haar hätte
er sie schützend in den Arm genommen. Doch eine unsichtbare
Barriere zwischen ihnen hinderte ihn jetzt daran. »Willst du
mir jetzt deine Familiengeschichte erzählen, oder
was?«
    »Wie du
weißt, bin ich ohne Vater aufgewachsen. Habe ihn nie gesehen,
und meine Mutter hat mir nicht viel von ihm erzählt.
Natürlich wollte ich wissen, wer er ist. Vor einiger Zeit hat
Mutter schließlich nachgegeben und mir erzählt, wer mein
Vater ist.« Robert Gatz nickte nachdenklich. Schon
öfters hatte er sie auf ihre Kindheit angesprochen, doch Thea
hatte stets abgeblockt. Er hatte es schließlich aufgegeben,
sie nach ihrem Vater zu fragen, da ihr dieses Thema wehzutun
schien. »Und?«
    »Er war, obwohl
er mit meiner Mutter zusammen war, verheiratet. Ich bin das Kind
eines Seitensprungs, Robert. Ungewollt und ungeliebt. Mein Vater
hatte nur ein Verhältnis mit meiner Mutter und nicht im Traum
daran gedacht, mit ihr zusammen alt zu werden.«
    »Was hat das
alles mit uns …«, versuchte Gatz einen Einwurf,
verstummte aber sofort, als Thea den Zeigefinger der rechten Hand
auf die Lippen legte.
    »Ich bin das
Ergebnis eines One-Night-Stands zwischen meiner Mutter und einem
verheirateten Mann! Das hat mir keine Ruhe gelassen. Vor drei
Wochen habe ich endlich erfahren, wer mein Vater
ist.«
    »Und?«
    »Er ist
wohlhabend - das heißt, er war wohlhabend. Nein, er war
steinreich. Und bekannt wie ein bunter Hund. Aber von mir wollte er
nichts wissen. Ich fand, dass es höchste Zeit war, dass er
seiner Tochter hilft. Gerade jetzt, wo uns das Wasser bis zum Hals
steht.«
    »Thea, was
erzählst du mir hier für einen Mist?« Gatz war
ratlos. »Ich habe ihn letzten Donnerstag zum ersten Mal
getroffen. Vorher habe ich ein paar Mal mit ihm telefoniert.

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