Pinguin Mord
kommen. Der Käfer
vollführte einen kleinen Hüpfer, dann erstarb der
Motor.
»Parkst du immer
so ein?«, konnte Peer sich nicht verkneifen zu fragen und
fing sich von Heike ein kurz angebundenes »Leck mich«
ein, bevor sie die Tür aufstieß und ins Freie sprang.
Heike bahnte
sich einen Weg durch die kleine Gruppe Schaulustiger. Obwohl er
sich in seiner Freizeit manchmal sportlich betätigte, hatte
Peer Mühe, Heike auf den Fersen zu bleiben. »Sind Sie
Arzt?«, wurde er von einer Frau auf dem Bürgersteig
angesprochen. Sie löste sich von der Gruppe der
Schaulustigen.
Peer blieb kurz
stehen. »Wenn Sie es wollen - gern.« Er lächelte
und stürmte weiter hinter Heike her. Die verdutzte Frau
ließ er achtlos stehen. Die Haustür war verschlossen.
Heike trommelte gegen das massive Holz und legte einen Daumen auf
den vergoldeten Klingelknopf. Es dauerte eine gefühlte
Ewigkeit, bis sich drinnen Schritte näherten. Stefan
öffnete, blickte erst Heike erstaunt an, begrüßte
dann Peer mit einem Kopfnicken und blickte an den beiden vorbei auf
die Straße, wo der Käfer stand. »Parkst du immer
so ein?«
Heike hatte ein
Déjà-vu, hatte Peer ihr die gleiche Frage doch erst
vor einer knappen Minute gestellt. »Du … du bist echt
das Letzte!«
»Ich liebe dich
auch.« Er grinste. »Um deine Fragen zu beantworten:
Jemand hat auf Jessica geschossen. Sie ist nicht verletzt, und mir
geht es auch gut. Nur das Wohnzimmer sieht aus wie nach einer
Studentenparty am Campus Freudenberg.«
»Wer zum Teufel
ist Jessica?« Heikes Gesichtsfarbe war von Kreidebleich zu
Puterrot gewechselt. Da war wieder dieses wütende Blitzen in
ihren blauen Augen, das er so liebte: Eifersucht.
»Jessica
Wittwer, die Frau des Spediteurs. Übrigens augenblicklich
Strohwitwe, weil der Gute es in Anbetracht der Ereignisse um die
geköpften Pinguine für besser hielt, das Weite zu
suchen.«
»Der Mann hat
Weitblick«, räumte Heike mit trockenem Humor
ein.
»Was ist denn
passiert?«, wollte Finke wissen. Stefan zog die beiden ins
Haus, drückte die Tür ins Schloss und berichtete mit
kurzen Sätzen, was geschehen war.
»Klingt, als
wollte man die gute Jessica aus dem Weg räumen«, konstatierte Peer
sachlich, nachdem Stefan seine Ausführungen beendet
hatte.
»Wer will mich
aus dem Weg räumen?«
Von allen dreien
unbemerkt war Jessica Wittwer im Flur aufgetaucht. Die Haare hingen
ihr wirr ins Gesicht, einer der Splitter hatte sie an der Wange
erwischt. Ein feiner Blutfaden rann ihr apartes Gesicht
herunter.
»Oh,
entschuldigen Sie den Ton, aber ich dachte…« Peer war
von einer Sekunde zur anderen puterrot geworden und reichte der
Spediteursgattin die Hand. »Ich bin Peer Finke, freier
Journalist.« Er zog ein kleines Etui mit Visitenkarten aus
der Tasche seines Jacketts, öffnete es und überreichte
Jessica Wittwer eine seiner Karten. Sie blickte ihn beinahe
apathisch an, warf einen kurzen Blick auf die Karte und drehte sie
in den Händen.
»Ich wusste gar
nicht, dass ich zu einer Pressekonferenz eingeladen hatte«,
sagte sie sarkastisch und strich sich durch das schulterlange rote
Haar.
»Das ist
übrigens meine Kollegin Heike Göbel - und meine
Freundin«, beeilte sich Stefan zu sagen. Mit einem verlegenen
Lächeln schob er sich das Baseballcap in den
Nacken.
»Sie bluten
ja«, bemerkte Heike und deutete auf einen dunkelroten
Blutfleck, der sich im Stoff von Jessica Wittwers dünnem
Sommerkleid ausbreitete.
»Ja, ich bin
wohl irgendwie in die Scherben gestürzt. Na ja, immerhin lebe
ich - dank Ihres Freundes.« Sie warf Stefan einen dankbaren
Blick zu.
»Das sollten wir
verbinden. Wo haben Sie einen Verbandskasten?«
»Im Keller.
Wären Sie so nett…«
»Aber
natürlich.« Peer lächelte hilfsbereit. Er
ließ sich von der Hausherrin den Weg zum Keller beschreiben
und war wenige Sekunden später verschwunden.
»Sie sollten die
Polizei alarmieren«, empfahl Heike, als sie gemeinsam das
Wohnzimmer betraten.
Jessica Wittwer lachte
humorlos auf. »Wozu? Glauben Sie ernsthaft, man gibt mir
Geleitschutz?«
»Wenigstens
könnte man verstärkt Streife fahren und öfters mal
nach dem Rechten sehen.«
»Vergessen
Sie’s«, erwiderte die zierliche junge Frau.
»Für so etwas hat die Polizei kein Personal. Die
kontrollieren lieber unsere LKW. Das artet fast schon in Schikane
aus. Aber dafür hat man Personal, obwohl wir genau auf die
Einhaltung der Lenk- und Ruhezeiten unserer Fahrer achten. Ich habe
neulich in der Zeitung gelesen, dass
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