Pinguin Mord
murmelte Stefan.
»Das
fürchte ich auch«, nickte Eckhardt. Dann blickte er
Heike an. »Sie haben sicherlich schon davon gehört, dass
Jessica Wittwer die Mörderin von Fritz Plunger ist und sich
nach einem Geständnis selbst getötet
hat.«
»Allerdings.« Heike
wich seinem bohrenden Blick aus und wühlte in ihrer
Schreibtischschublade herum. Sie erwähnte nicht, dass Jessica
Wittwer dieses Geständnis bei Stefan und ihr abgelegt hatte.
Sie hätten die verzweifelte Frau niemals alleine lassen
dürfen.
»Sie wissen
mehr, als der Polizei lieb ist.« Eckhardt ließ nicht
locker. »Ich hatte schon wieder Besuch von
Ulbricht.«
Also wusste Eckhardt
doch schon, wie der Hase läuft. Stefan stöhnte auf.
»Er hält mich nicht nur für einen Spion, sondern
manchmal auch für einen Mörder.«
»Vor allem
hält er Sie für seinen größten
Kritiker«, fügte Eckhardt hinzu. »Und genau das
wird uns zum Problem, Herr Seiler.«
»So etwas hatte
ich befurchtet.«
»Es wurmt ihn,
dass Sie vor ihm wussten, wer Plunger ermordet hat. Es wurmt ihn
auch, dass Sie den ermordeten WFC-Präsi gefunden haben, bevor
die Polizei auf den Plan gerufen wurde.«
»Und es wurmt
ihn, dass wir rein zufällig Zeugen wurden, als Wittwers
Pinguin geköpft wurde«, bemerkte Heike und rollte mit
den Augen.
»Genau.«
Eckhardt nickte. »Ich persönlich habe überhaupt
nichts dagegen, dass Sie in unserer Stadt stets dort sind, wo etwas
passiert. Aber Sie sollten aufpassen, dass sich die Kripo nicht auf
den Schlips getreten fühlt.«
»Tut Ulbricht
das nicht ständig?«, stöhnte Stefan.
»Damit ist doch
jetzt Schluss«, mischte Heike sich ein. »Plungers
Mörder steht fest, die Wittwer ist tot, und soviel ich
weiß, wurde auch Kötters Mörder
gefasst.«
»Verhaftet wurde
eine Frau, die lediglich unter Mordverdacht steht«,
berichtigte Eckhardt sie. »So hatten wir es auch in den
Nachrichten, das stimmt. Aber ich weiß nicht, da ist noch
jemand unterwegs, der oder die es auf Kötter abgesehen hatten.
Was ist mit dem Jaguar, aus dem geschossen wurde? Haben die
Insassen etwas mit der Frau zu tun, die verhaftet
wurde?«
»Vielleicht
sogar Auftragskiller? Könnte es nicht sein, dass die Frau mit
Karlheinz Kötter verabredet war, und die Insassen des Jaguars
haben die Drecksarbeit erledigt, um sie als unschuldige Zeugin
dastehen zu lassen?« Heike hatte sich in Rage geredet.
Eckhardt lehnte an Stefans Schreibtisch und nickte. »Das
ist genau das,
was die Mordkommission zurzeit vermutet. Aber ich warne Sie: Nichts
davon geht über den Sender.«
»Ist gebongt,
Chef.« Heike lächelte müde. »Aber es ist doch
zum Mäusemelken: Wir haben eine heiße Story, die
unmittelbar vor der Auflösung steht, und dürfen nichts
darüber bringen.«
»Es geht nichts
über den Sender, was nicht in den Pressemeldungen aus dem
Präsidium steht.« Eckhardt stieß sich von der
Schreibtischkante ab und betrachtete Heike und Stefan mit einem
prüfenden Blick. »Ist das klar?«
»Klar«,
murmelte Heike mit einem Seufzer auf den Lippen.
»Geht in
Ordnung«, erwiderte auch Stefan.
»Dann haben wir
uns ja verstanden. Und jetzt kommen Sie in den Konferenzraum. Wir
sind spät dran.«
44
Montag, 9:30 Uhr,
Polizeipräsidium
»Was ist mit der
Frau?«
Heinrichs blickte von
seinem Monitor auf. Ulbricht hatte sich vor dem Schreibtisch seines
Assistenten aufgebaut und stützte sich schwer auf die
Platte.
»Was soll mit
ihr sein?« Heinrichs löste sich vom Anblick des Monitors
und lehnte sich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen in
seinem Bürostuhl zurück. »Alles, was sie zu sagen
hatte, habe ich schon protokolliert. Sie streitet ab, mit
Kötters Mördern etwas zu tun zu haben. Aber sie gibt zu,
dass sie seine uneheliche Tochter ist und den Abend zu einer
Aussprache nutzen wollte - deshalb das Treffen an der
Stadthalle.« Heinrichs griff nach seinem Tee und
schlürfte daran, bevor er fortfuhr. »Sie ist
verheiratet, kinderlos. Ihr Mann ist ein armer Hund, arbeitslos,
bald kommt Hartz IV auf ihn zu. Sie jobbt in einem Bistro in der
Barmer Fußgängerzone und zählt nicht gerade zu den
Spitzenverdienern in der Stadt.«
»Und?«
»Den beiden
steht das Wasser bis zum Hals. Deshalb hat Thea Gatz sich an ihren leiblichen
Vater erinnert und wollte sicherlich diese Geldquelle
anzapfen.« ›Brille‹ Heinrichs grinste und rieb
bezeichnend Daumen und Zeigefinger der rechten Hand
aneinander.
»Deshalb ist sie
noch lange keine verdammte Mörderin«, polterte
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