Pinguin Mord
Ulbricht.
»Haben Sie keine weiteren Verdachtsmomente?«
»Sie wird
singen, jede Wette. Bald haben wir sie weichgekocht, Chef.«
Das Grinsen hatte sich in seinem Gesicht
festgemeißelt.
Diese niveaulose Art,
über Mitbürger zu sprechen, machte Ulbricht rasend. Wut
keimte in ihm auf. Am liebsten hätte er seinem arroganten
Assistenten mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen.
»Reden Sie vernünftig über Leute, die Sie unter
fadenscheinigen Gründen verhaften, und sagen Sie nicht immer
Chef zu mir!«
»Geht klar, Ch
… Herr Ulbricht.« Mit einem süffisanten Grinsen
stellte Heinrichs die Teetasse zurück auf den Tisch.
»Wie gesagt, wir haben sie bald so weit. Noch ein, zwei Tage,
dann wird sie ein umfangreiches Geständnis ablegen, das habe
ich im Urin.«
»Ihr verdammter
Urin interessiert mich nicht die Bohne. Lassen Sie die Frau frei,
bevor Sie ein Disziplinarverfahren am Hals haben, Mann! Der
Haftbefehl wurde nämlich inzwischen vom Richter aufgehoben,
wussten Sie das nicht?«
»Wieso denn
das?« Das Grinsen in seinem Gesicht war wie weggewischt. Er
machte Anstalten, sich zu erheben.
»Je schneller
ich mit Frau Gatz gesprochen habe, umso schneller ist sie wieder
auf freiem Fuß, und Sie haben vielleicht Glück, ohne ein
Diszi davonzukommen, Sie Grünschnabel! Aber vorher will ich
mit ihr sprechen.«
»Ich lasse sie
sofort holen.«
»Das will ich
hoffen.« Ulbricht ließ ihn ohne ein weiteres Wort
stehen und verschwand in sein Büro, das am anderen Ende des
Korridors lag. Manchmal verfluchte er diesen Heinrichs.
45
Montag, 9:45 Uhr,
Redaktion der Wupperwelle
»Wenn Sie keine
weiteren Themenvorschläge mehr haben, dann weiß ja jetzt
jeder, was zu tun ist.« Eckhardt, der am Kopf des langen
Konferenztisches gesessen hatte, leerte sein Mineralwasser und
erhob sich. Die Mitarbeiter des Senders standen ebenfalls auf und
strebten zum Ausgang. »Ach, Herr Müller?« Eckhardt
hielt den Praktikanten am Ärmel seines Shirts
fest.
»Ja?«
»Ich hätte
da eine interessante Aufgabe für Sie.« Eckhardt
lächelte ihn an. »Sie wollen doch die heißen
Themen der Stadt aufgreifen, oder?«
»Na klar
doch.« Müller grinste und schob sich das Baseballcap
weiter in den Nacken. »Was kann ich für Sie
tun?«
»Die
Pinguinmorde beschäftigen unsere
Bürger.«
»Ich
weiß.«
»Dann finden Sie
heraus, was dahintersteckt. Von mir aus sprechen Sie mit Herrn
Seiler oder Frau Göbel, wenn Sie Fragen haben. Ansatzweise
sind die beiden in das Thema involviert.«
»Wann
möchten Sie den Beitrag?« Müller war kleinlaut
geworden, was Eckhardt nicht verstand. Er wollte dem jungen
Kollegen eine Chance geben, sich zu beweisen, doch er schien gerade
an diesem spannenden Thema kein großes Interesse zu
haben.
»Heute Abend, in
der Sendung Rush Hour, also ab sechzehn Uhr. Herr Seiler kann Ihnen
den genauen Sendezeitpunkt nennen, ihm liegt der Sendeablaufplan
vor. Sicherlich wird er ein freies Zeitfenster für Ihren
Beitrag finden.«
»Gut, dann will
ich mal.« Müller schnappte sich seine Unterlagen und
ließ den Chefredakteur zurück. Eckhardt verstand ihn
nicht. Eigentlich hätte der Praktikant doch froh sein
müssen, mit diesem brisanten Thema betraut zu werden. Nachdem
Eckhardt das Großraumbüro der Redaktion wieder erreicht
hatte, suchte er Heike Göbels Arbeitsplatz auf. Heike
recherchierte gerade im Internet für einen Beitrag, der in der
Mittagssendung laufen sollte. Darin ging es um
die Anschaffung neuer Schwebebahnen, die in einigen Jahren anstand.
Später hatte sie dazu einen Termin mit einem
Stadtwerke-Sprecher, der ihr dann am Mikrofon Rede und Antwort
stehen wollte. Die Zeit war knapp, aber sie würde das
schaffen. Entsprechend entnervt blickte sie auf, als Eckhardt an
ihren Schreibtisch trat, sich einen freien Stuhl schnappte und sich
falsch herum darauf niederließ.
»Kommen Sie gut
voran?« Eckhardt blickte auf Heikes Monitor. »Es geht
so. Ich finde nicht einmal die Zeit, mir eine Wohnung zu suchen.
Die Zeit ist etwas knapp, und der Interviewtermin bei den WSW ist
schon in einer Stunde. Danach muss ich die O-Töne bearbeiten
und den Beitrag einsprechen - aber ich habe es im Griff.«
Lächelnd pustete sie sich eine widerspenstige Haarsträhne
aus der Stirn. »Hoffe ich zumindest«, fügte sie
dann hinzu.
»Sie suchen eine
Wohnung?«
»Ja, ich kann
Stefans Gastfreundschaft ja nicht ewig in Anspruch nehmen.«
Heike lächelte ihn an.
»Da hätte
ich vielleicht eine Idee. Peter Mattern,
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