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Pinguin Mord

Pinguin Mord

Titel: Pinguin Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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ein Freund von mir,
besitzt einige Häuser in Wichlinghausen. Mögen Sie
Wichlinghausen? Vielleicht steht gerade einer seiner Wohnungen
leer. Sicherlich wird er mir dankbar sein, wenn ich ihm eine
solvente junge Frau vorschlagen werde, die…« Er
lächelte väterlich. »Na ja, ich werde mal ein gutes
Wort für Sie einlegen, wenn Sie mögen?«
    »Herr
Eckhardt… Sie sind ein Schatz!« Heike sprang auf und
umarmte den Chefredakteur. Als sie sein völlig verdutztes
Gesicht sah, murmelte sie eine Entschuldigung und setzte sich
wieder. »Sagen Sie, Frau Göbel, was ist denn mit Mike
Müller los?«
    Sie blickte ihn
fragend an. »Warum? Was soll mit ihm los
sein?«
    »Er hat sich
eben etwas seltsam verhalten.« Eckhardt berichtete, was im
kurzen Gespräch unter vier Augen vorgefallen war.
    »Offen gestanden
ist er ein etwas seltsamer Kollege. Er steht auf …
›Provokationsjournalismus‹. «
    Michael Eckhardt
runzelte die Stirn. »Er steht auf… bitte
was?«
    ›Provokationsjournalismus‹.«
Heike grinste. »Keine Ahnung, was er damit meint. Vielleicht
will er mit seinen Reportagen bestimmte Reaktionen testen. Also
eine Art investigativer Journalismus. Am besten fragen Sie ihn aber
mal selbst.«
    »Ich glaube, ich
muss ihm mal ein wenig auf die Finger schauen.«
    »Ja, das
wäre bestimmt kein Fehler.«
    »Und ich werde
seine Beiträge vorhören, bevor sie gesendet werden. Ich
habe keine Lust, dass man uns die Sendelizenz entzieht, nur weil
ein übermotivierter Praktikant über die Stränge
schlägt.« Eckhardt bedankte sich für den Tipp und
verschwand in seinem Büro. Durch die große Glasfront
konnte Heike beobachten, wie der Chefredakteur
telefonierte.

46
    Montag, 10:05 Uhr,
Polizeipräsidium Wuppertal
    »Frau Gatz
wäre dann da.« Ein junger, etwas scheu dreinblickender
Polizist in frisch gebügelter Uniform steckte den Kopf in
Ulbrichts Büro. Kommissar Verdammt hatte über den Mord an
Kötter nachgedacht und sich noch einmal die
Videoaufzeichnungen vom Parkplatz an der Stadthalle angesehen.
Immer und immer wieder. Er hatte in entscheidenden Momenten
gestoppt und war fast in den Computermonitor hineingekrochen, um
Details im grob gerasterten Bild der Aufzeichnung zu erkennen. Die
Frau im BMW war definitiv nicht Jessica Wittwer. Insgeheim hatte er
gehofft, dass die Spediteursfrau auch den Mord an Kötter
verübt hatte. Dann hätte er zwei Fliegen mit einer Klappe
geschlagen, indem die Mörderin feststand und diese sich zudem
noch selbst gerichtet hatte. Aber das wäre wohl doch etwas zu
leicht gewesen, stellte er zerknirscht fest.
    Ulbricht blickte auf.
Er wollte an der Zigarette ziehen, die er im Aschenbecher vergessen
hatte. Doch der Glimmstängel war nur noch ein kalter
Aschestab, längst verglüht. Auch sein Kaffee war kalt
geworden. Ulbricht unterdrückte einen Fluch und blickte auf, nachdem sich der
junge Beamte geräuspert hatte.
    »Soll
reinkommen.«
    »Soll ich
draußen warten?«
    »Hauen Sie ab,
ich rufe, wenn ich Hilfe brauche.« Ulbricht fuchtelte in der
Luft herum. Der Polizist tummelte sich. Kurz darauf erschien eine
junge Frau, er schätzte sie auf Mitte dreißig, im
Büro. Thea Gatz trug bequeme Kleidung und leichte Turnschuhe.
Die langen schwarzen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz
zusammengebunden. Sie wirkte blass und übernächtigt;
vermutlich hatte sie in der Zelle kein Auge zugetan.
    »Guten Tag,
Herr…«
    »Ulbricht,
verdammt noch mal, kommen Sie schon rein und nehmen Sie
Platz.« Er brachte ein mattes Grinsen zustande und deutete
auf einen der beiden Besucherstühle. Sie nickte, drückte
die Bürotür ins Schloss, trat näher und ließ
sich auf den Stuhl sinken. »Ich habe Ihren Kollegen schon
alles erzählt.«
    »Davon habe ich
gehört.« Ulbricht zündete sich eine Zigarette an.
»Ich darf doch?«, fragte er mehr der Form halber,
schüttelte das Streichholz aus und warf es in den Aschenbecher
vor sich. »Natürlich.« Thea Gatz nickte.
»Also, was möchten Sie hören?«
    »Am liebsten
würde ich die Wahrheit hören. Eine Wahrheit, aus der
hervorgeht, dass Sie unschuldig sind, Frau Gatz.«
    »Das ist mir
neu.«
    »Bitte?«
    »Bei Ihren
Kollegen hatte ich bislang den Eindruck, dass sie froh waren,
endlich einen potenziellen Mörder gefunden zu haben. Damit
wäre der Fall dann abgeschlossen.«
    »Unsinn.«
Ulbricht paffte an seiner Zigarette und schüttelte den Kopf.
Er beugte sich über die Schreibtischplatte vor. »Mir
geht es nicht darum, ein Bauernopfer zu finden. Ich will

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