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Pinguine frieren nicht

Pinguine frieren nicht

Titel: Pinguine frieren nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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das zweite Mal ist er gekommen, als sie einen seiner Moskauer Freunde umgebracht hatten…«
    »Und wie ist er?«
    »Ein klasse Mann! Nicht wie die anderen! Der kann trinken und versteht Spaß! Er ist ja Moskauer. Hat auch eine russische Frau, aber die lebt in Moskau.«
    Viktor nickte. Daß Chatschajew Moskauer war, hatte er auch so gewußt. Er begann, Sewa nach Chatschajews Haus auszufragen.
    »Eine richtige Festung«, sagte Sewa achselzuckend. »Es gibt einen Haufen Leute, Verwandte, Wachleute. Mich haben sie nur zum Fernseher geführt, und dann nach oben in das Zimmer mit Balkon, zum Satellitentelefon. Und dann haben sie mich gleich wieder weggebracht…«
    Viktor begriff, daß Sewa Mischa-Pinguin nicht gesehen haben konnte, und verstummte. Wenn Sewa den Pinguin gesehen hätte, hätte er ihm ja auch gleich davon erzählt, auch ohne daß er ihn danach fragte.
    »Ich lege mich für ein Stündchen hin«, sagte Sewa gähnend. »Weck mich, wenn es dunkel wird!«
    Viktor versprach es. Sewa warf die Stiefel auf den Boden und fiel, ohne sich auszuziehen, rücklings auf sein Bett. Er schloß die Augen und schlief sofort ein.
    [298] 53
    Der Wodka mit Kognak erwies sich als übler Cocktail. Sowohl für Viktor als auch für Sewa.
    Als sie anfingen, die Röhre einzuheizen, und die Luft in der Baracke sich fast auf Saunaniveau erhitzte, wurde das Kopfweh noch stärker.
    »Mir ist schlecht«, klagte Sewa, während er die Gasdruckanzeiger überprüfte. »Was ist das für ein Scheißgeburtstag geworden… Es war sicher die Pflaumensoße. Hoffentlich haben wir uns nicht vergiftet!«
    Sie gingen ins Freie. Die Luft schien wärmer als am Vortag. Als wäre gegen Abend ein südlicher Wind herangeweht. Viktor bemerkte erstaunt, daß auf dem Platz vor der Baracke kein Schnee mehr lag.
    Sewa sah auf die Uhr und schüttelte den Kopf. Dann knipste er die Taschenlampe an und sah noch mal auf das Zifferblatt.
    »Halb sieben und noch keine Kunden!« bemerkte er mißmutig.
    Die Kunden erschienen eine halbe Stunde später. Dafür kamen sie gleich im Pulk, vier Söldner auf einmal. Sie waren schon angetrunken, deshalb empfing Sewa sie sofort mit der Nachricht, daß er Geburtstag hatte, und erhielt umgehend eine Handvoll Geschenke – eine Packung Zigaretten, eine weitere Armbanduhr und ein Paar goldene Ohrringe. Über die Ohrringe freute Sewa sich am meisten.
    »Die schenke ich meiner süßen Zigeunerin zur Hochzeit!« sagte er, während er sie in die Hosentasche steckte.
    Dann musterte er den Sack, den die Söldner mitgebracht [299] hatten. Auch Viktor richtete seine Aufmerksamkeit auf den Sack. Der darin verborgene Körper gehörte vielleicht einem Jugendlichen oder einem sehr kleinen Erwachsenen.
    Einer der Söldner zog eine Flasche Wodka zwischen Mantel und Hemd hervor, öffnete sie und nahm einen Schluck zur Probe. Dann schaute er zufrieden in die Runde.
    »In Ordnung!« sagte er und starrte Sewa an. »Komm, du als erster!« Er streckte dem Geburtstagskind die Flasche hin.
    Sewa nahm freudig einen Schluck aus der Flasche, bat mit einem Blick um etwas zum Beißen und erhielt ein Stück Schwarzbrot aus der Jackentasche des Mannes. Er biß ab und gab das Brot seinem Besitzer zurück.
    »Hör zu«, sagte der Mann väterlich. »Die Jungs wissen Bescheid, sie schieben die Leiche selber rein!«
    »Wartet, wir müssen Asa holen!« widersprach Sewa.
    »Auf deinen Aseri scheißen wir! Da, trink noch!«
    Viktor kam es vor, als hätte der Körper im Sack sich bewegt. Er starrte ihn an, aber jetzt lag der Sack ganz unbeweglich da. Im nächsten Moment schwebte die halbvolle Flasche vor seiner Nase, und als er den Blick von dem Sack löste, sah er in das unrasierte runde Gesicht des Söldneranführers, auf dem ein Lächeln mit einem ausgeschlagenen Zahn strahlte.
    »Komm, auf deinen Bruder hier!« ermunterte der Mann ihn.
    In den Händen eines anderen Söldners tauchte eine weitere Flasche auf.
    »Halt!« brüllte der Anführer seine Leute plötzlich an. [300] »Erst die Arbeit, dann gibt’s auch was zu trinken! Los«, er wies mit dem Blick auf den Sack, »rein in den Ofen, bevor der Aseri ankommt!«
    Das Söldnertrio starrte den Sprecher betrunken und verständnislos an.
    Da zeigte der Chef mit dem Finger auf zwei von ihnen. »Du, und du!« brüllte er und wies zur offenen Barackentür.
    Die beiden hoben den Sack mühelos hoch und trugen ihn zur Baracke. Sewa wollte hinterher, aber da brüllte der Mann auch ihn an und reichte ihm wieder die Flasche, in

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