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Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyra Groh
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nicht mal mehr nach mir um, ob ich nachkomme. Was hat er denn?
    »Gute Nacht«, flüstere ich und will ihm folgen.
    »Warte mal.« Janosch streckt die Hand aus und ergreift zielsicher meine. Wie er das macht, weiß ich nicht. Es ist auch egal, weil es plötzlich ist, als wäre er nie gemein zu mir gewesen. »Mir waschen zwar alle möglichen Leute den Kopf, aber… wie soll ich sagen… ich bekomme das mit dem Nettsein offenbar nicht hin.«
    WAS ? Er bekommt es einfach nicht hin, nett zu sein? Das ist doch keine Ausrede! Ich werde sauer. »Ich wollte nur wissen, was passiert ist, okay! Weißt du, wie sehr ich mich erschrocken habe, als du blutend vor der Tür gestanden hast! Du hast furchtbar ausgesehen. Ich hab mir bloß Sorgen gemacht, und du schnauzt mich an, weil du es offenbar nicht hinbekommst, nett zu sein ?«
    »Das kannst du nicht verstehen, oder?« Sein Gesicht verschwindet wieder unter dem Haarvorhang, als würde er sich schämen wie ein kleiner Junge.
    »Nein, das kann ich nicht im Geringsten verstehen.« Wie sollte ich das auch verstehen? Ich kann Logik schon kaum nachvollziehen, wie soll ich da derartige Unlogik begreifen!
    Janosch lehnt sich gegen die Wohnungstür. »Es ist mir einfach peinlich.«
    »Was? Dass dir mal ein Unfall passiert ist? Dass was nicht perfekt gelaufen ist? Warum ist dir das denn vor mir peinlich? Ich gerate selbst in einen Schlamassel nach dem anderen, obwohl ich nicht…«
    »…obwohl du nicht blind bist«, führt er meinen Satz zu Ende.
    »Ja«, sage ich mit Nachdruck. »Es ist völlig normal, sich mal zu schneiden. Das hat nichts mit Blindheit zu tun.«
    »Das habe ich auch nicht in Bezug darauf gesagt.«
    Ich schlucke und sage: »Na ja. Wenigstens weiß ich jetzt, dass du schlicht und ergreifend aus dem Grund fies zu mir bist, weil du einfach nicht nett sein kannst. Ist schon okay.« Dabei kann er sehr wohl nett sein. Er will bloß fies sein.
    »Das stimmt doch gar nicht.« Ich spüre seine Hand wieder an meiner. Was macht er denn da? Nimmt er meine Hand? Ja, er nimmt sie. »Pia und Cem behaupten zwar was anderes, aber im Vergleich zu anderen bin ich wirklich sehr nett zu dir.« Er lacht.
    Dabei gibt es da wirklich rein gar nichts zu lachen!
    »Pia und Cem?« Ich sehe ihm in die Augen.
    »Cem hat mich vorhin fünf Minuten lang angemotzt. Er hätte wohl auch noch weitergemacht, wenn nicht die Betäubung gewirkt und der Arzt mit dem Nähen angefangen hätte.«
    » CEM ?« Cem hat sich für mich eingesetzt? Dabei ist er konfliktscheu und harmoniebedürftig. »Was hat er gesagt?«
    »Dass er für die nächsten drei Jahre genug von Johnny Cash hat und ich deshalb gefälligst lieb zu dir sein soll. Er hat gesagt, du hättest dir den ganzen Tag deine melancholischste Playlist angehört.«
    »Ja… Ich war… schlecht gelaunt.«
    Auf Janoschs Gesicht erscheint wieder das schöne Lachen, an das ich vorhin während meiner Heulattacke im Auto denken musste. Dann lässt er meine Hand los, greift in der Hosentasche nach dem Schlüssel und schließt seine Wohnung auf.
    »Der Tee ist leer, das mit dem Kaffee hat keinen guten Ausgang genommen, und eigentlich will ich jetzt sowieso lieber etwas Alkoholisches. Was hältst du von Wein?«
    »Du willst Wein mit mir trinken?«, platzt der euphorische Gedanke aus mir heraus.
    »Nein, eigentlich wollte ich ihn auf mein Sofa schütten und das Ergebnis als moderne Kunst verkaufen. Natürlich trinken!«
    »Hey, du hast ja einen Witz gemacht«, sage ich.
    »Ja, ich kann lustig sein.«
    »Sei es öfter«, rate ich ihm leise und folge ihm in die Wohnung. »Darfst du nach der Betäubungsspritze überhaupt Alkohol trinken?«
    »Ach, das geht schon. Ich nehme an, du hättest gerne Licht«, sagt er ins Dunkle und schaltet die Deckenlampe an.
    Na ja… Dunkelheit hat durchaus Vorzüge für die Stimmung.
    Janoschs Wohnung ist sauber. Keine Scherben. Nichts lässt hier auf einen Unfall schließen.
    »Du hast gleich alles aufgeräumt?«, frage ich erstaunt, während er schon hinter der Küchenzeile Wein in dickbauchige Gläser schenkt. Na super, Rotwein. Das bedeutet, ich bin nach zwei Gläsern betrunken.
    »Ich… ja. Es ist schon eine halbe Stunde, bevor ich zu euch hoch bin, passiert.«
    »Wirklich? Du bist echt bescheuert. Warum hast du denn nicht gleich geklingelt?«
    »Ich dachte, dass ich das schon in den Griff bekomme, aber dann ist mir ziemlich schwindelig geworden, und ich wusste, dass Cem Medizin studiert, also…«
    Ach so. Bedeutet das, dass er uns

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