Pinguine lieben nur einmal
gehen, scheitert. Als ich Janoschs Stimme meinen Namen rufen höre, schlägt mein Herz wie ein bekloppter und noch dazu verknallter Vorschlaghammer.
Sofort wirbele ich herum und schieße los: » JAAA ??«
»Kannst du bitte mal kurz kommen?«
Ich folge dem Ruf durch die offen stehende Tür in seine Wohnung, wo sich Janosch und seine Schwester im Wohnzimmer gegenüberstehen, als würden sie diskutieren.
»Sag Pia, wo ich am Freitagabend war.«
»Janosch, mach dich nicht lächerlich, du brauchst keine Zeugenaussagen.«
»Du glaubst mir ja nicht. Ich war bei Feli.«
Auch wenn Pia keine Aussage von mir einfordert, sieht sie mich erwartungsvoll an, also nicke ich.
Sie klatscht die Hände zusammen und sagt: »Na, wenn das so ist. Dann lass ich euch mal lieber alleine. Wollen wir nicht erst heute Abend zum Schwimmen? Oder morgen. Oder erst am Freitag. Oder noch besser: erst nächste Woche!«
»Geh einfach. Ich ruf dich an.«
»Okidoki!«, zwitschert Pia und schwebt aus der Tür. Sie ist ein bisschen neben der Spur. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass sie Okidoki sagt. Das sagt doch niemand.
»Am Sonntag warst du nicht bei mir«, schmolle ich und sehe zu, wie er sich auf die Couch setzt und die Füße auf den Tisch legt.
»Irgendwas musste ich sagen, als Grund, warum ich zum ersten Mal in fünfundzwanzig Jahren nicht beim Sonntagskaffee dabei war.«
»Und da war ich dir als Ausrede gerade recht?«
»Meine Mutter und Pia haben sich gefreut. Du merkst doch, wie sehr Pia auf dich steht.«
»Wirklich? Warum?«
»Janosch hat ein Mädchen an der Angel! Setzt sie in einen Schrein und lasst sie nie wieder raus!«
»Charmant wie immer«, brumme ich.
»Ja, ich weiß. Ich bin ein echter Charmeur. Mir erliegen die Mädchen reihenweise.« Janosch lehnt den Kopf zurück.
»Du hattest keinen besonders guten Tag, oder?«
»Nein«, sagt er knapp und so, als wäre das nichts Neues.
»Ist mit dem Arm alles okay?«
»Alles bestens.«
Ich setze mich neben ihn und frage: »Was ist dann schiefgegangen?«
»Nichts.«
»Jetzt sag endlich«, fordere ich und lege meine Hand auf sein Knie. Alles ganz instinktiv, ich mache es nicht mit Absicht.
»Ist schon in Ordnung. Ich brauch nur ein paar ruhige Minuten.«
»Soll ich gehen?«
»Nein, ich dachte, du liest mir weiter vor.«
»Möchtest du das?«
Er nickt.
Ich renne also nach oben, verwirre Kirsten und Cem mit meinem Tempo, denn Schnelligkeit ist sonst nicht mein Ding, finde im Gerümpel erstaunlich schnell den Vorleser (von der Ordnung vom Freitag ist nur sehr wenig geblieben) und rase wieder hinunter in Janoschs Wohnung. Doch das Wohnzimmer ist leer.
Als ich seinen Namen rufe, antwortet er mit »Hier!«.
Ich folge der Stimme bis in sein Schlafzimmer. »Ähm… ich habe das Buch.«
Das Schlafzimmer ist ganz anders als der Rest der Wohnung. Es ist tief dunkelblau gestrichen, die schweren grauen Vorhänge vor den Fenstern sind zugezogen, und es ist sehr warm. An der einen Wand steht ein Kleiderschrank, daneben ein Schreibtisch mit einem Computer und einem Gerät, das einer elektronischen Schreibmaschine ähnelt. Es ist eine Braille-Schreibmaschine. Das weiß ich aus dem Internet.
Janosch liegt auf dem Bett, die Hände hinter dem Kopf. Er hat den Pulli ausgezogen, trägt jetzt Jeans und T-Shirt.
»Setz dich und leg los.«
Ich lasse mich in einer furchtbar unbequemen Sitzposition neben ihm auf dem Bett nieder, schlage die Seite auf, bei der wir stehen geblieben sind, und lese.
Kurz darauf komme ich bei einer Szene an, in der die Hauptperson Michael in der Badewanne liegt: »Mir war behaglich. Es war ein erregendes Behagen, und mein … oh«, ich räuspere mich und bekomme pinkfarbene Ohren.
»Und mein?«
»Ja, also, das ist…«
»Lies es vor.«
»Okay, ähm… und mein Geschlecht wurde …ähm… steif. «
Janosch beginnt laut zu lachen und reibt sich die Stirn. »Oh Mann, Feli! Du bist ja total verklemmt!«
»Bin ich gar nicht!«
»Und mein Geschlecht wurde … ähm… hihihi, oh das ist mir peinlich, steif !« , äfft mich Janosch nach.
»Hey, so hab ich das gar nicht gesagt. Ich bin nicht verklemmt.« Auf der einen Seite hat er vollkommen recht: Ich bin verklemmt. Andererseits bin ich es kein bisschen. Ich könnte jetzt problemlos ein Proll-Gespräch über Sexualpartner und -praktiken vom Zaun brechen, aber in rüder Atzensprache geht das tausendmal leichter als mit politisch-biologisch korrekten Ausdrücken.
Ich kann es nicht erklären, aber die
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