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Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyra Groh
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Papier? Wegen eines blöden Referats? Wegen eines Wortwitzes, der gar keiner war? Janosch hat sich einfach nur so ausgedrückt, wie jeder andere Mensch es getan hätte. Oh Mann.
    »Entschuldige«, sage ich, bevor wir uns noch tiefer in einen Streit verstricken können, »ich dachte nur, weil du gesagt hast… egal, sorry.« Ich lege beide Arme um seinen Bauch und den Kopf auf seine Schulter.
    »Was machst du heute Abend?«, fragt er versöhnlich, umfasst meine Taille und haucht mir einen Kuss auf den Kopf.
    »Ich… ähm… Simon hat mir die Konzertkarte angeboten, die er dir schenken wollte. Ich habe zugesagt.«
    Janosch löst sich aus meiner Umarmung und fragt: »Das ist jetzt nicht dein Ernst?«
    »Ich fürchte doch.«
    »Warum?«
    »Warum nicht?« Ja, Gegenfragen sind schwache Argumente, ich weiß.
    »Warum fragt er ausgerechnet dich?«
    »Warum nicht?« Eigentlich sind sie gar keine Argumente, sondern das Eingeständnis, dass einem nichts Besseres einfällt.
    »Weil er mich damit auf die Palme bringt.«
    »Bist du eifersüchtig?«, versuche ich kommlassunsknutschenmäßig zu gurren. Natürlich will ich, dass er nein sagt, damit ich dann doooohoooch sagen und ihn auf mein Bett ziehen kann.
    Aber Janosch sagt: »Ja! Du bist meine Freundin, und Simon ist mein– wenn ich so was überhaupt habe– bester Freund, und er versucht momentan äußerst gründlich, dich abzuwerben. Natürlich bin ich eifersüchtig. Das ist ganz normal. Jeder, der das bestreiten würde, würde lügen, um zu erwirken, dass…«
    Ich ziehe ihn zu mir und sage: »Wir sind hier nicht im Gerichtssaal, Janosch.«
    »Ich meine doch bloß…«
    »Ich weiß, ich weiß, Herr Anwalt.«
    »Hör auf, dich lustig zu machen. Es ist mir total ernst. So geht das nicht.«
    Ah, ich stehe drauf, wenn er so gestelzte Erwachsenensachen von sich gibt.
    »Ich komme mit«, sagt er entschlossen.
    »Zum Konzert?«
    »Ja.«
    Was ich davon jetzt halten soll, weiß ich allerdings nicht so genau.
    ICH TANZE GLEICH NACKIG AUFM TISCH
    Ich war schon ewig nicht mehr weg. Abends bin ich meistens damit beschäftigt, in Janosch verliebt zu sein und Pärchensachen zu machen.
    Als Simon um halb neun vor der Tür steht, schlüpfe ich in Schuhe und Jacke und schwinge mir eine Tasche um. Er trägt ein grobkariertes rotes Hemd und Jeans. Simon sieht gut aus. Mir wird schlagartig bewusst, dass auch ich Zeit in mein äußeres Erscheinungsbild investiert habe. Ich habe mir die Fingernägel in der puffroten Farbe lackiert, meine Haare formen sich zu einem gewollt verwuschelten Knoten auf dem Hinterkopf, außerdem trage ich einen ungewohnt tiefen Ausschnitt. Was möchte mir mein Unterbewusstsein mit der Auswahl dieser Kleidung mitteilen? Dass die Vorstellung, endlich mal wieder Livemusik zu hören, die pubertäre Feli zum Leben erweckt hat, oder dass ich insgeheim hoffe, ein Kompliment für mein Outfit einzuheimsen?
    »Hey, Feli. Wow, du siehst super aus.«
    Ich bin mir sicher, dass der Komplimentefaktor entscheidend war. Simons Worte streicheln sanft über meine Seele und mein unstetes Selbstbewusstsein.
    »Dann lass uns gehen.« Er greift nach meiner Hand und zieht mich durch die Tür.
    Ich bin verwirrt. Aber auf dem Weg durchs Treppenhaus plappert er so voller Vorfreude von dem bevorstehenden Abend, dass ich mich ihm nicht entreißen kann. Einerseits ist er wirklich nett, und er ist ein guter Freund, also warum sollte er nicht mal aus Jux meine Hand halten? Andererseits ist er nur ein guter Freund, also warum zum Teufel sollte er überhaupt Körperkontakt suchen?
    Unten stößt Simon fest die Haustür auf.
    Da dämmert mir: »Wollen wir Janosch nicht abholen?«
    »Wozu?«
    »Er… kommt doch mit.«
    »Janosch? Er wollte die Karte nicht.«
    »Ja, aber… Er hat sich umentschieden… denke ich.« Ich weiß ja auch nicht. Die Verwirrung bietet mir eine gute Gelegenheit, um Simons Hand loszulassen, die plötzlich nicht mehr nur irritierend, sondern zunehmend einengend und falsch wirkte.
    Ich klingele an Janoschs Wohnungstür, und es dauert keine zwei Sekunden, bis er aufmacht.
    »Hallo!«, versprüht er seine übertrieben gute Laune. Und übertrieben heißt bei Janosch immer: Da stimmt etwas nicht.
    Ebenso übertrieben ist seine Begrüßung: Er streckt die Hand nach mir aus, und als ich sie fasse, zieht er mich in einen Kuss. »Na, dann mal los«, sagt er euphorisch.
    Wir fahren in Simons prähistorischem Golf durch die Stadt. Simon zieht ein unzufriedenes Gesicht, Janosch grinst fies, ich

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