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Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyra Groh
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fühle mich unwohl. Komischerweise biegen wir in die Straße zum Bahnhof ein. Ich weiß zwar nicht genau, wo das Konzert stattfindet, aber am Bahnhof gibt es bloß Gemüseverkäufer, Fastfood-Restaurants, dubiose Friseursalons, dubiose Schlüsseldienste und dubiose Tattoo-Studios.
    »Wo genau fahren wir denn hin?«, frage ich irritiert.
    »Zum Bahnhof.«
    »Was du nicht sagst«, murre ich.
    »Zum Bahnhof?«
    »Ja.« Simon parkt zwischen zwei Taxen und steigt ohne ein Wort aus dem Auto aus.
    »Was machen wir hier?«, frage ich, aber er antwortet mir nicht.
    »Feli, wie spät ist es?«, fragt Janosch.
    »Ungefähr zwanzig vor neun«, antworte ich mit einem Blick auf die Anzeige am Armaturenbrett.
    »Wie spät genau?«, drängt er.
    »Zwanzig Uhr einundvierzig und sechsunddreißig Sekunden«, motze ich zurück. »Nein, entschuldige, jetzt sind es schon vierzig Sekunden, einundvierzig, zweiundvierzig…«
    »Ja, ich hab’s verstanden!«
    »Warum stehen wir hier rum?«, rufe ich Simon durch die offene Fahrertür zu.
    »Weil er ein hinterhältiges Arschloch ist«, sagt Janosch leise, und laut rufend fügt er hinzu: »Und weil der Zug aus Marburg um zwanzig Uhr zweiundvierzig ankommt.«
    Simon dreht sich kurz zu Janosch und mir um, verzieht die Mundwinkel und läuft dann ums Auto herum zu den Gleisen.
    Der Zug aus Marburg… der Zug aus Marburg… der Zug aus Marburg!
    Plötzlich wird mir klar, was das bedeutet. Es heißt in der Tat, dass Simon heute wirklich mehr als eigenartig ist.
    Als wir den Konzertraum betreten und der Typ, der die Tickets kontrolliert, Janosch natürlich nicht ohne Karte einlassen will, kann ich meinen Ohren kaum trauen.
    »Sorry, Alter, ohne Karte kommste hier nich rein, und es is alles ausverkauft.«
    Janosch lässt meine Hand los, juckt sich an der Stirn und sagt dann: »Ich weiß, aber, hey, könnt ihr vielleicht ’ne Ausnahme machen? Ich meine, ich kann das Konzert sowieso nicht sehen, deswegen wollte ich zuerst auch nicht mitkommen, aber ich würde die Musik jetzt doch sehr gerne miterleben.« Noch dazu hält er dem bulligen Türsteherverschnitt seinen Behindertenausweis unter die Nase.
    Ich habe Janosch noch nienienie diesen Ausweis benutzen sehen. Nicht mal, als ich ihn letztens zum Supermarkt gefahren habe und wirklichwirklich gerne den einzig freien Kundenparkplatz belegt hätte. Nein, wir mussten zwei Straßen entfernt parken.
    Verdutzt murmelt der Typ: »Da muss ich erst mal fragen, aber…« Er beobachtet die lange Schlange hinter uns. Klare Sache, hier kann er jetzt nicht weg, sonst stürmt die wilde Meute den Saal. »Ach, komm, ich drück ein Auge zu, geh durch. Ich wünsch dir viel Spaß.« Er tätschelt sogar Janoschs Schulter.
    »Was war das denn?«, zische ich ihm ungläubig zu.
    Janosch grinst. Ja, wie grinst er denn? Boshaft. Boshaft ist ein sehr gutes Wort. »Was hätte ich denn machen sollen? Willst du mich etwa nicht dabeihaben?«
    Ich seufze. »Doch. Doch, natürlich, aber so?«
    »Es war eine Ausnahme. Versprochen!« Er greift nach mir, umfasst meine Hand und küsst meinen Handrücken.
    Karo Sieben lacht sich kaputt, und auch Simon kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    Das Gefühl, das durch meinen Körper strömte, als Simon mit Karo aus dem Bahnhofsgebäude zurückkam und sie sich auf die Rückbank neben Janosch setzte, ist noch nicht abgeflaut. Ich fühle mich, als wäre ich mächtig verraten worden. Als wäre ich eine Figur in einem unfairen Schachspiel. Und zwar kein König oder ein Springer. Ich bin lediglich ein kleiner Bauer, der den starken Figuren der gegnerischen Mannschaft zum Fraß vorgeworfen wird, um eine Schneise zum Königspaar zu pflügen. Ich weiß nur noch nicht, wer genau die Schachfiguren führt. Feli auf e5, strategischer Zug.
    »Ihr wart wohl noch nie zusammen im Kino. Da zieht er die Nummer immer ab«, teilt Karo mir in eigentlich nett gemeintem Plauderton mit.
    Aber ihre kleine Anekdote macht mich wütend. NEIN , wir waren noch nie zusammen im Kino, weil ich die Frage nach einem gemeinsamen Kinoabend bisher für unglaublich taktlos gehalten habe. Der Janosch, den ich kenne, hätte mit triefendem Sarkasmus auf einen solchen Vorschlag reagiert.
    »Ich weiß gar nicht mehr, in wie vielen Kinofilmen wir waren, ohne dafür zu bezahlen.«
    Ich heuchele Interesse an ihrer Geschichte.
    »Die Kunst besteht darin, die kleinen, unabhängigen Kinos auszuwählen. Die waren immer zu verlegen, um uns abzuschlagen, dass wir einen verkitschten

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