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Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyra Groh
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Eiszeit, umgeben von Mammuts, Faultieren und Säbelzahntigern.
    Im Kopf gehe ich noch mal schnell alles durch und frage zusammenfassend: »Das heißt, du wolltest eigentlichmal wieder etwas mit Karo und Janosch zusammen unternehmen, weil ihr das früher immer so gemacht habt?«
    »Ja, oft. Bevor er mit dir zusammengekommen ist.«
    Höre ich da etwa einen Vorwurf heraus? Ich frage weiter: »Als Janosch abgesagt hat, weil er… keine Ahnung, weil er behauptet, Menschenversammlungen zu meiden, oder… Hast du dir schon mal überlegt, dass er vielleicht abgesagt hat, damit er mir nicht sagen muss, dass ihr etwas zu dritt macht? Ich hätte nachgefragt, weißt du, und so rausgefunden, dass er und Karo immer noch Freunde sind, was mich eifersüchtig gemacht hätte und…«
    »Entspann dich, Feli, entspann dich. Das wird bestimmt ein total cooler Abend. Wenn die beiden über alte Zeiten plaudern, dann quatschst du mit mir eben über neue Zeiten. So einfach ist das.«
    Nein. So einfach ist das eben nicht. Das Problem ist, dass ich längst fuchsteufelseifersüchtig bin, aber keinen stichhaltigen Grund dafür habe. Ich weiß, dass ich Janosch gerne Vorwürfe machen würde. Nur was soll ich sagen: Kannst du mir zuliebe bitte Karo hassen? Kannst du dich bitte den restlichen Abend einzig auf mich konzentrieren? Ich darf ihm nicht mal vorhalten, dass er mir nicht erzählt hat, dass sie nie den Kontakt verloren haben, denn streng genommen hat er mich in der Hinsicht nie angelogen. Ich bin schlicht davon ausgegangen, weil ich wie so oft von mir auf andere geschlossen habe. Es ist schwierig, solche Situationen elegant zu handhaben. Klassischer Fall von lose-lose: Wenn ich meinem Ärger Luft mache, bringe ich Janosch gegen mich auf, tue ich es nicht, wird die kochende Wut in mir irgendwann explodieren und vermutlich ebenso großen Schaden anrichten.
    Bloß eines weiß ich mit Sicherheit: Hier ist etwas faul. Ich sehe von Simon zu Janosch und versuche herauszufinden, auf wen ich größeren Zorn empfinde, wer mich mehr verunsichert und wem ich in dieser Sache am misstrauischsten gegenüberstehen sollte.
    Simon hat recht, dieser Abend wird total cool werden. So cool, dass ich spontan Lust hätte, nackig auf dem Tisch zu tanzen.
    ZWEI SCHWEDEN, DREI STUNDEN UND VIER ZIGARETTEN SPÄTER
    »Gigantisch oder? Gigantisch…« Simon fuchtelt mit den Armen.
    Jajaja, gigantisch waren sie, die Schweden, so gigantisch, dass Simon und ich uns eben am Merchandise-Stand eine CD gekauft haben. Normalerweise versetzt mich der Kauf von CD s in ekstatische Freude, ich wiege die Hülle in den Armen, inspiziere das Booklet und lese die Songtexte durch, aber heute bin ich emotional abgelenkt. Die CD wandert direkt in meine Tasche, und ich habe keine Lust, mit Simon über den beeindruckenden Auftritt der schwedischen Independent-Singer-Songwriter zu fachsimpeln. Was sowieso schwierig ist, weil Simons Urteilsvermögen sich auf Sie waren gigantisch, Mir haben sie gefallen und Ich fand sie sehr gut beschränkt. Ich wünsche mich auf Janoschs Couch, wo wir die CD anhören und unsere Meinungen austauschen könnten. Janosch würde irgendeinen großartigen Vergleich anbringen oder den Einsatz der Harmonika loben. Aber dazu hat er offenbar keine Lust.
    Janosch und Karo sitzen am Rand des Raums auf Barhockern. Jeder Blick auf sie, die Vertrautheit, das Lachen, die Anekdoten bringen mich einem Amoklauf nahe. Simon hält es für hilfreich, wann immer er meinen wutentbrannten Blick mitbekommt, mir über den Arm zu streicheln und irgendetwas Dämliches zu sagen. Er merkt nicht, wie sehr auch er mich nervt. Versteht er denn nicht, dass er mir das alles eingebrockt hat?
    Karo klebt an Janosch wie die Motte am Licht, und die lachenden Stimmen der beiden verflechten sich zu einem gehässigen Ton, der mir in den Ohren brennt. Bestimmt lachen sie darüber, dass ich Findet Nemo lustig fand, als ich zwölf war. Oder vielmehr dreizehn. Vielleicht erfreuen sie sich an ihrer langjährigen Freundschaft, rufen sich Erinnerungen ins Gedächtnis, frischen Geheimnisse auf und halten es für eine Schande, dass Janoschs Beziehung zu mir ihre tiefwurzelnde Verbundenheit in den letzten Monaten beeinträchtigt hat. Der Groll in mir wächst. Janosch hat in den letzten Monaten kein einziges Mal so gewirkt, als würde ich ihn beeinträchtigen. Er hat nie gewirkt, als würde ihm seine gute Freundin Karo fehlen. Im Gegenteil, Janosch machte eher den Anschein, als bräuchte er keinen einzigen Freund

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