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Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Titel: Pinguinwetter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Sabbag
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jetzt gib das Glas schon her.«
    »Du meine Güte, Charly!«, echauffierte Mona sich. »Du befindest dich bereits in Phase zwei nach der Kündigung. Verdrängung.«
    »Und was ist Phase eins?«, fragte ich.
    »Na, Wut. Aber die ist kurz. Dann kommt die Verdrängung mit Fressphasen«, erklärte sie und deutete auf den Süßigkeitenberg, den Trine mittlerweile freigelegt hatte, »und dann die Depression. Das ist die längste und schwerste Phase.«
    »Woher weißt du so was?«, fragte Trine, die sich bereits den vierten Esslöffel Nuss-Nougat-Creme in den Mund schob.
    »Na, selbst durchgemacht!«
    »Ich weiß nicht, verdrängen … So würde ich es nicht nennen«, überlegte ich laut. »Ich bin eher unentschlossen. Ich weiß eben nicht, was ich jetzt machen soll. Wenn ich keine Lektorenstelle finde, müsste ich mich neu orientieren. Aber dazu fehlen mir die Ideen.«
    »Dazu fehlt dir im Moment nur der Mut«, konstatierte Mona trocken.
    Ich schluckte. Im Grunde hatte Mona nicht unrecht. Ich hatte Angst, dass ich mich am Ende vielleicht umorientieren musste. Das hieße, die jahrelange Schufterei wäre vollends umsonst gewesen.
    »Mut kann man sich antrinken, Kinder! Ich würd ja mitgehen, wenn ich könnte«, ächzte Trine, »aber ich kann alkoholfreies Bier nicht ausstehen. Und verzichten erst recht nicht.«
    Das Nuss-Nougat-Creme-Glas war bereits zur Hälfte geleert. Ich staunte nicht schlecht angesichts Trines Tempo.
    »Ja, lass uns feiern gehen«, stimmte Mona zu.
    »Was genau, Mona? Dass ich arbeitslos bin, depri und unschwanger oder ohne die geringste Idee, wie es weitergehen soll?« Ich schüttelte abwehrend den Kopf.
    »Alles zusammen!« Mona lächelte mich herausfordernd an. »Kein Alkohol ist auch keine Lösung. Wir müssen uns dringend betrinken.«
    *
    Um Punkt acht Uhr abends klingelte es an der Haustür. Ich wunderte mich, denn Mona war eigentlich nie pünktlich. Im Gegensatz zu mir nahm sie es mit Uhrzeiten nicht so genau. Mona hatte früher bei der Deutschen Bahn gearbeitet, wahrscheinlich war das eines der wenigen Überbleibsel aus dieser Zeit.
    »Auf geht’s, du Trübsalblaserin, mach mal ein nettes Gesicht! So spricht dich sicher keiner an!«, begrüßte sie mich.
    Über ihrer Schulter hing ein neues giftgrünes Etwas in undefinierbarer Blütenform. Als ich es näher betrachtete, erkannte ich, dass es wohl eine selbstgebastelte Filztasche sein sollte.
    »Schick, gell? Mein neuestes Werk. Habe schon Bestellungen dafür aufgenommen. Filz ist wirklich der Pelz von morgen!«
    Ob sie sich da nicht täuscht?
    Ich packte meine – gegen ihr Kunstwerk langweilig erscheinende – graue Umhängetasche und schloss die Tür ab.
    Das Stylingprogramm hatte ich komplett ausgelassen. Es war doch sowieso kein interessantes männliches Exemplar in Reichweite, erst recht keines ohne Kinder oder ohne eine Sarah-Irgendwas. Duschen hielt ich ebenfalls für überbewertet. Irgendwie gefiel mir der verwahrloste Look. Destroyed, quasi.
    »Was stinkt denn hier so?«, fragte Mona und roch schnaufend in alle Richtungen, bevor sie mit ihrer Nase an mir hängenblieb.
    »Wo gehen wir denn überhaupt hin?«, lenkte ich schnell ab.
    Mona, die immer noch stolz das giftgrüne Etwas vor meinen Augen hin und her schwenkte, um mir das Betrachten zu vereinfachen, verdrehte die Augen. » Hausbar , wohin sonst?!«
    Die Hausbar war immer eine gute Idee. Es war unsere Stammkneipe, und man kannte sich. Der Barkeeper, Hannes, wurde von allen nur Trümmerhannes genannt, weil er früher beim TÜV gearbeitet hatte und als Prüfer so einiges zerstören musste, um die Beschaffenheit der Produkte zu testen. Außerdem lag sie direkt um die Ecke.
    Als wir reinkamen, war es schon recht voll.
    »Hey Mona, na? Charly, lang nicht mehr gesehen, wie geht’s euch?«, begrüßte Trümmerhannes uns, charmant wie immer.
    »Machst du mir bitte was Starkes?«, beantwortete ich indirekt seine Frage.
    »So schlimm?«, fragte Trümmerhannes mit besorgtem Blick.
    »Schlimmer.«
    Ich erzählte ihm von der Kündigung und der bereits jetzt einsetzenden Phase zwei. Das mit dem Duschen ließ ich allerdings vorsorglich weg, man soll es ja nicht übertreiben mit der Vertraulichkeit.
    »Ach ja, Charly, das macht doch jeder von uns mal durch. Der eine früher, der andere später. Wichtig ist doch nur, dass du nicht aus den Augen verlierst, was du wirklich willst«, kommentierte Trümmerhannes meine Ausführungen.
    »Genau. Unsere Charly steckt gerade in der Krise. Du hast doch

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