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Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Titel: Pinguinwetter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Sabbag
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sicher einen Krisen-Cocktail in petto, oder?« Mona kümmerte sich äußerst rührend um mich.
    »Oh ja, mit Krisen kenne ich mich schließlich aus.«
    Ich wusste, dass dies nichts Gutes bedeutete, denn wenn man Trümmerhannes freie Hand ließ, schleppte er einen entweder ab oder machte einen betrunken – oder beides. Nur in umgekehrter Reihenfolge.
    Er mixte uns beiden in Sekundenschnelle etwas sehr Buntes zusammen und kippte zusätzlich einen extragroßen Schuss Irgendwas in meinen Drink. Bunt ist immer gefährlich, hatte mal jemand gesagt.
    »Zwei KriCocks«, sagte er und stellte zwei riesige rot-grün-gelbe Cocktails auf die Theke. »Wenn das nicht hilft, hilft nichts.«
    »Prost!«
    Im Laufe des Abends stellte Trümmerhannes mir einen Drink nach dem anderen hin – zur Aufmunterung, wie er sagte –, jeder mit einem größeren Schuss Alkohol. Ich hatte die begründete Befürchtung, dass sein Engagement weniger seiner sozialen Ader als vielmehr seinem guten Geschäftssinn zuzuschreiben war.
    Mona hatte sich bereits recht früh mit einem alten Bekannten abgesetzt, den sie aus ihrer Zeit bei der Deutschen Bahn kannte; er war Schaffner. Die beiden hatten sich schon immer gut verstanden und sogar einmal außerhalb ihrer regulären Mittagspause einen Kaffee im Speisewagen zusammen getrunken.
    Mona konnte es sich natürlich nicht verkneifen, mir den Schaffner vorzustellen.
    »Charly, das ist Klaus. Klaus, das ist Charly.« Entschuldigend fügte Mona noch hinzu: »Sie sieht nicht immer so aus.«
    Klaus gab mir seine Hand, die so winzig war wie die von Finn. Wohl eher ein Kläuschen. Ich traute mich kaum zuzudrücken.
    »Ein absoluter Volltreffer!«, flüsterte sie mir ins Ohr.
    Als ich allerdings lauthals bemerkte, wie praktisch ich es fände, dass Kläuschen im Stehen genauso groß ist wie ich im Sitzen, stieß Mona mir mit dem Ellenbogen in die Seite.
    »Hör mal, Charlotte. Ich verstehe durchaus, dass du eine unschöne Zeit durchmachst. Das mit dem Job, mit Marc und das Schlamassel beim Arbeitsamt. Aber Klaus ist ein echter Glücksfall. Gönn mir das bitte, und lass deine zynischen Kommentare. Ich brauche deinen Miesmachtrip jetzt wirklich nicht.«
    Mona war ernsthaft sauer. Ich hatte sie lange nicht mehr so aufgebracht erlebt.
    Anscheinend hatte sich die ganze Welt gegen mich verschworen. Von wegen Miesmachtrip!
    »Der Schaffner ist ganz schön klein für sein Alter!«, zischte ich Mona hinterher. Solche Männertypen kannte ich doch zur Genüge. Die brauchten immer ein wenig mehr Bestätigung als andere, um sich gut zu fühlen. Aber Hauptsache, Mona fand ihn toll.
    Die folgenden Stunden verbrachte ich alleine an der Bar, während Mona und der Schaffner weiterturtelten.
    »Sssogar Mona findet einen, und die macht Filzzzzzhüte«, lallte ich motzig.
    Mona knutschte mittlerweile wild vor dem Zigarettenautomaten mit dem Schaffner herum.
    »Filztaschen. Taschen und Hüllen«, korrigierte mich Trümmerhannes.
    »Woher weisssse denn dasss? Seit wann brauchssste Mutter… Mutter…schutz… äh … Hüllendingsdapässe?«
    »Ich nicht«, antwortete er mit stolzgeschwellter Brust, »aber Trudi. Sie ist im dritten Monat schwanger. Mona hat uns letztens eine geschenkt.«
    Na fein, es sind wirklich alle liiert und/oder schwanger. Selbst der streunende Wolf hier hat sich zur Ruhe gesetzt. Alle sind sie schwanger und glücklich, alle haben jemanden – außer mir. Ich habe niemanden. Außer einer Mutter, die mit einem Eisbrecherkapitän durchgebrannt ist und ein manipulierendes Patenkind, das mir den letzten Nerv raubt.
    »Na dann herrrlichen Glücks…ups…wunsch!«, schluckaufte ich und kippte meinen fünften oder sechsten oder siebten Drink hinunter.
    Ich fühlte mich schrecklich. Und das lag nicht nur an meiner desaströsen Situation. Ein schlechtes Gewissen Mona gegenüber hatte ich jetzt auch noch. Ich fühlte mich klein, geradezu winzig.
    »Sehe isch kleiner ausss?«, fragte ich Trümmerhannes. »Isch fühle mich ssooo.«
    »Nicht kleiner als sonst.«
    Trümmerhannes hatte immer das Gespür für Feingefühl im richtigen Moment. Ich war im wahrsten Sinne des Wortes mutterseelenallein.
    »Charlotte, sind Sie es? Das ist ja toll, Sie hier zu treffen!«
    Ich drehte mich so langsam wie möglich zur Seite. Der Alkohol hatte mir schon mächtig zugesetzt, ich hatte kleine Wahrnehmungsverschiebungen.
    Ach herrje!
    Eric!
    Wo kommt der denn jetzt bitte her?
    »Ich musste dringend mal raus, mal unter Erwachsene. Wie geht’s Ihnen?

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