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Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Titel: Pinguinwetter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Sabbag
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alle?«, fragte ich Mona verwundert.
    »Dasselbe wie ich. Oder du. Oder was anderes. Oder sie haben Kinder. Alles Mögliche eben.«
    Für Mona war das also kein Rätsel.
    »Lass uns lieber über dich sprechen, Charly. Lass uns überlegen, ob du jetzt versuchst, eine Lektorenstelle zu finden, oder ob du was anderes machen solltest. Was dir Spaß macht.«
    Ich zuckte unsicher mit den Schultern. »Ich kann doch beides versuchen. Ich weiß nicht, was mir noch Spaß macht. Basteln wie du kann ich nicht, und kreativ bin ich auch nicht. Ich habe keine Idee.«
    »Schade, ich hätte dich wirklich liebend gern für meine Produktion eingespannt.« Mona zwinkerte mir zu und lächelte.
    »Du musst dir schon noch überlegen, in welche Richtung du willst, Charly. Sonst eierst du monatelang einfach so rum und kommst nicht weiter. Vielleicht hilft es ja, wenn du dir mal aufschreibst, was dir Spaß macht. So ganz allgemein. Mach eine Liste. Nur Brainstorming.«
    Mittlerweile waren wir an einer Bank angekommen, direkt vor dem beliebten See, an dem es Enten und Schwäne gab und der deshalb von jeher das erklärte Ausflugsziel aller Mütter und Väter und deren Brut im unmittelbaren Umkreis dieses Parks war.
    Finn rannte bereits hinter der ersten Ente her, die vor Schreck laut quakend ihre Kleinen zusammentrieb. Anschließend attackierte er eine Krähe. (Oder war es ein Rabe? Und überhaupt: Was ist denn eigentlich der Unterschied? Das musste ich unbedingt nachgucken!)
    Zwei Schwäne schwammen eng nebeneinander an der aufgescheuchten Truppe Enten vorbei. Sie schien der Trubel nicht im Geringsten zu stören. Sie wirkten so verliebt, dass sie anscheinend gar nichts davon mitbekamen.
    Verdammt, sogar die bescheuerten Schwäne sind happy!
    »Komm, setzen wir uns«, schlug Mona vor und ließ sich auf die Bank fallen. »Die Sonne scheint so schön hier. Und wie toll die Blumen schon blühen! Oh, die Enten haben Babys … Guck mal, wie süß!«
    Direkt neben unserer Bank tapsten vier kleine Entenküken in einer Reihe hinter ihrer Entenmama her und steuerten auf das Wasser zu.
    Ganz wunderbar, sogar die blöden Enten kriegen eine eigene Familie auf die Reihe!
    »Es gibt so viel Schönes – man muss nur lernen, es zu sehen«, fuhr Mona mit einem fast spirituell wirkenden Blick fort. »Es ist wirklich so, Charly. Wenn du willst, ist die Welt grau und öde. Oder sie ist eben bunt und schön. Sieh mich an. Wie oft war ich damals bei der Bahn unglücklich und schlecht gelaunt! Die unvorteilhafte und fantasielose Uniform, das ständig viel zu frühe Aufstehen und immer dieses Trillerpfeifengeräusch wie in der Hundeschule. Grausam! Seit ich endlich das mache, was mir Spaß macht, geht’s mir viel besser.«
    Eine der Entenmütter attackierte jetzt Finn, der sich daraufhin unter unserer Bank versteckte. Anscheinend hatte er das Entenspiel mal wieder übertrieben.
    Solange er mir nicht in die Wade beißt , dachte ich, kann er da ruhig bleiben.
    »Apropos Bahn, was macht dein Schaffner eigentlich?«, fragte ich Mona. Mich plagte plötzlich das schlechte Gewissen, denn in letzter Zeit ging es immer nur um mich.
    »Er hat angerufen, wir treffen uns übermorgen. Er heißt übrigens Klaus – falls du das vergessen haben solltest – und ist frisch geschieden. Seine Exfrau ist auch bei der Bahn, und er meinte, das verträgt sich irgendwie nicht. Sie haben abends nur an Routenplanverbesserungen gesessen und sich über Tarifabschlüsse und die Gewerkschaft unterhalten. Klaus fand, dass die Erotik darunter litt. Bin ich froh, dass ich nicht mehr in dem Verein bin!« Mona schnaufte erleichtert.
    »Sozusagen doppelt froh«, resümierte ich. »Und, meinst du, das wird was?«
    »Keine Ahnung. Immerhin ist er gerade geschieden. Aber sie haben keine Kinder, das ist das Gute. Ich warte es mal ab. Aber mein Typ ist er schon. Er lispelt so süß.«
    »Das war doch der Typ, der nicht ganz so groß war?«, fragte ich ängstlich und hoffte inständig, dass ich mich irrte. Ich erinnerte mich nur extrem dunkel an die Bekanntschaft in der Hausbar . Mein Verdrängungsmechanismus klappte wieder einmal fast einwandfrei. Vielleicht war es auch einfach Selbstschutz.
    »Ja, genau der. So klein ist er auch gar nicht«, konstatierte Mona, »sicher eins fünfundsiebzig! Und süß ist er, oder?«
    Da war sie, die berühmte Zwickmühle, in der ich öfter mal steckte, weil ich nämlich nicht gut lügen konnte. Wir hatten einen sehr unterschiedlichen Geschmack, was Männer betraf.

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