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Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Titel: Pinguinwetter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Sabbag
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wie eine Freikarte für die Hölle zu gewinnen.
    »Äh, ach Trine …«
    Zu Mona konnte ich nicht. Die war mir seit der letzten Stammpredigt eindeutig zu anstrengend geworden.
    »Du ziehst übergangsweise hier ein und suchst in Ruhe was Neues. Und bis dahin kannst du dich um Finnilein kümmern, das ist doch toll!«
    Ja, ganz zauberhaft. Nahezu grandios!
    »Zwei Bienen mit einer Klatsche!«
    »Trine?«
    »Ja?«
    »Gibt es Bienenklatschen?«
    »Nee, wieso?«
    »Ach, nur so.«
    Leider hatte Trine recht. Meine Wohnung war eindeutig zu teuer für mich geworden, mein weniges Erspartes war weg, und beim nächsten Versuch, Geld vom Automaten abzuheben, würde mir wahrscheinlich ein riesiger Stinkefinger auf dem großen Display entgegenleuchten, und meine Karte würde anschließend eingezogen werden. Aber mit der Chaotenfamilie würde ich es wahrscheinlich auch nicht lange aushalten.
    Wobei, zum Übergang …
    Mona hatte schließlich von mir verlangt zu handeln. Mich nicht weiter in die Misere hineinzureiten und mich den Problemen zu stellen. Und das wäre doch eindeutig ein Anfang. Wenn ich einen neuen Job hätte, könnte ich sofort wieder ausziehen. Und bis dahin richtig sparen.
    »Okay, ich mache es.«
    Klassische Übersprunghandlung.
    »Gut. Dann sage ich Paul Bescheid. Er kann dir helfen, deine Sachen zu holen. Deine Möbel können erst mal in den Keller.«
    »Du willst mit Paul aber sicher erst noch darüber sprechen, oder?«, fragte ich verunsichert. Trine konnte ihn ja nicht derart vor vollendete Tatsachen stellen. Das war sicher selbst für den genügsamen Paul zu viel des Guten.
    »Charlotte, ich habe ihm in einem achtundvierzigstündigen Marathon seinen Stammhalter geboren und bin gerade dabei, den zweiten auszutragen. Meinst du, er hätte auch nur irgendeinen Hauch von Chance für eine Gegenargumentation?«
    Da hatte sie auch wieder recht.
    »Okay, Trine. Dann sag ich dem Vermieter Bescheid. Der wird sich sowieso freuen, mich loszuwerden. Die letzte Miete steht ohnehin noch aus.«
    Ich legte erschöpft auf. Dass sich mein Leben in so kurzer Zeit derartig dekonstruieren konnte, war fast unmöglich zu glauben. Aber schlimmer konnte es eigentlich nicht mehr kommen. Demnach konnte es doch nur noch bergauf gehen, oder? Oder?!?
    *
    Der Umzug verlief kurz und schmerzlos.
    Mein Vermieter schien nahezu erleichtert über meine Kündigung und entließ mich ohne Murren vorzeitig aus dem Mietvertrag. Eine Wohnung wie diese stand sowieso keine fünf Minuten leer. Traumlage mitten in der City, Aussicht auf den Kölner Funkturm, schickes Parkett … Bye-bye, altes Leben!
    Auch Frau Tany musste nun wirklich informiert werden. Ich wollte schließlich verhindern, dass sie nach ihrer Rückkehr aus dem Heimaturlaub die Tür der neuen Wohnungsbesitzer aufbricht. Bei ihrem üblichen Putzengagement würde mich das nämlich keinesfalls wundern. Mehr als eine SMS zu schreiben brachte ich aber nicht fertig, und selbst das brach mir fast das Herz.
    Dann standen auch schon Paul und seine Kumpel vor der Tür, bauten meine Möbel ab, schleppten meine Umzugskisten und verfrachteten meine Sachen kurzerhand in einen Sprinter und anschließend in Trines und Pauls Keller.
    Es ging alles so schnell, dass ich kaum Zeit hatte, darüber nachzudenken, was gerade passierte.
    *
    Finns Zimmer war im Stil einer Ritterburg eingerichtet, und die Wände waren passend bemalt. Über Trines Ankündigung, demnächst auch ein Ritterfräulein zu beherbergen, schien Finn jedoch nicht besonders erfreut zu sein.
    Zumindest ließ seine spärliche Begrüßung darauf schließen, als ich vollbepackt bis unter beide Arme die Wohnung betrat. Finn hatte ein Vollkornbaguette in der Hand, das er als Laserschwert benutzte und begleitet von täuschend echten Geräuschen vor sich herschwang.
    »Finn, man spielt nicht mit Essen«, versuchte ich es auf die Patentantentour.
    »Vergiss es«, winkte Trine ab und verschwand in der Küche. »Er benutzt alles als Schwertersatz, weil er von uns keines bekommt. Ich hasse dieses gewaltverherrlichende Zeug. Er benutzt seitdem Gurken, Rettich oder eben Baguette. Aber nur das Vollkorn. Der Himmel weiß, warum.«
    Mir brach der kalte Schweiß aus.
    Auf was habe ich mich bloß eingelassen? Pleite hin oder her, aber hier am Ende noch im Schlaf mit einem Vollkornbaguette verprügelt werden?!? Oh mein Gott! Vor ein paar Wochen war mein Leben – zumindest von außen betrachtet – noch mehr als in Ordnung gewesen. Wie konnte ich mich innerhalb so

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