Pinguinwetter: Roman (German Edition)
willst mitkommen?«, fragte Marc, und ich war mir nicht sicher, ob seine Stimme unsicher oder überrascht klang.
»Ja, ich glaube, es ist wirklich an der Zeit, dass ich mal nach Renate sehe.«
Ich hörte Marc tief durchatmen. »Also, ich könnte es auch …«
»Keine Widerrede!«, unterbrach ich ihn.
Alle regten sich seit Wochen darüber auf, dass ich nicht handelte. Jetzt tat ich es.
Außerdem bestätigte sich damit, dass Mona und Trine im Unrecht waren. Marc war immer da, wenn ich ihn brauchte. Und dass er sich spontan bereit erklärt hatte, mir jetzt zu helfen, war vorbildlich. Da war die Geschichte an der Tür mit Eric schnell verziehen. Marc war halt doch ein echter Gentleman!
»Ich bin so froh, dass ich dich habe!«, seufzte ich.
»Ach was«, meinte Marc, »ist doch klar, dass ich Freunden in der Not helfe.«
Freunden? Ich tat das unpassende Wort erst mal ab. Grönland war weit, weit weg. Wer weiß, was da alles passieren konnte.
Marc versprach, sich um die Flüge zu kümmern und sich dann zu melden. Es würde voraussichtlich noch diese Woche losgehen.
*
Mittlerweile hatte ich Renate über Marcs und mein Kommen unterrichtet und von ihr im Gegenzug die Adresse erhalten, wo sie zu finden war und die ich weder aussprechen konnte noch verstand. Trine war über meine Pläne mäßig begeistert und versuchte immer wieder aufs Neue, mich von meinem Plan abzubringen: Renate sei doch über fünfzig und könne das auch alleine regeln, und ich solle mich doch besser um meine eigenen Probleme kümmern.
Aber ich ließ mich nicht umstimmen, zumal ich mit Marc fahren würde.
Ach, mein Marc! Dass er meinem Vorschlag so schnell zugestimmt hatte, zeigte doch eindeutig, dass er mich nicht nur als Gelegenheitsfreundin sah, sondern dass ich mehr für ihn war. Das mussten am Ende wohl auch Trine und vor allem Mona einsehen.
Letztere hatte sich übrigens immer noch nicht bei mir gemeldet, aber ich würde einen Teufel tun und klein beigeben. Mona würde schon noch Augen machen, wenn Marc und ich nach unserem ersten gemeinsamen Urlaub Hand in Hand aus dem Gate spaziert kämen! Ha!
Bis dahin war jedoch noch viel zu tun. Seit gestern war endlich die lang ersehnte Abfindung auf meinem Konto. Es war sogar noch etwas mehr übrig geblieben, als ich erwartet hatte, sodass ich zu den Flugkosten für Grönland noch ordentlich was beisteuern konnte.
Am selben Abend meldete Marc sich und sagte mir, dass er die Flugtickets bereits gebucht habe und es am Samstag losgehe.
Bis dahin waren es noch drei Tage, und ich konnte vor Aufregung kaum an etwas anderes denken. Tagsüber lief ich in der Wohnung auf und ab und machte damit sogar Trine nervös. Mir kam es hingegen vor, als würde es mit Trine & Co. in der Wohnung stündlich enger, ja, als würde die Wohnung sogar minütlich schrumpfen. Ich fühlte mich ein bisschen wie bei Hinter Gittern , nur ohne die ganzen Schlägereien. Wobei Finn und Fetty auch hier ganz gut mithalten konnten.
Trine war trotz allem besorgt, dass ich drauf und dran war, einen folgenschweren Fehler zu begehen. Am Abend nahm sie mich zur Seite, um mich doch noch davon zu überzeugen, nicht mit Marc zu fahren.
»Ich verstehe überhaupt nicht, was dagegen sprechen soll!«, echauffierte ich mich.
»Er ist es einfach nicht! Vielleicht steigerst du dich da in etwas hinein, weil es gerade so schön passt! Weil er es sein soll !«
»Hast du etwa mit Mona über mich gesprochen?«
»Ja, habe ich. Aber deswegen ist es nicht. Ich fand schon von Anfang an, dass deine Entscheidung übereilt war.«
Na toll. Jetzt tauschen die beiden sich auch noch hinter meinem Rücken über mich aus. Als ob ich zu blöd wäre, eigene, richtige Entscheidungen zu treffen.
»Mona meint auch …«, setzte Trine wieder an.
»Es ist mir egal, was Mona meint«, unterbrach ich sie. »Selbst wenn Marc und ich kein Paar werden und deine und Monas Hoffnung wahr werden sollte, dann hatte ich wenigstens eine gute Zeit mit ihm. Und ich konnte meiner Mutter helfen. Daran gibt es nichts auszusetzen!«
»Es geht nicht darum, dass du Renate hilfst oder eine gute Zeit hast«, entgegnete Trine, und ich konnte den Mona-O-Ton heraushören. »Es geht darum, dass du offenen Auges in dein Unglück läufst. Du verrennst dich da in etwas, das überhaupt nicht existiert!«
»Ach«, gab ich angesäuert zurück, »warst du es nicht, die noch vor ein paar Wochen so dafür war, dass ich schwanger werde, und am besten auch noch von eben diesem Marc, den du mir jetzt
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