Pinguinwetter: Roman (German Edition)
madig machst?«
Trine nickte betrübt und setzte sogleich zu ihrer Verteidigung an: »Aber da wusste ich noch nicht, dass er verlobt ist. Und sich wie ein arroganter Affenarsch in der Eric-Sache verhalten würde. Und überhaupt …«
»Ja, ja«, murrte ich, »da hattest du auch noch nicht mit dem Mona-Orakel gesprochen. Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt. Am Ende könnt ihr euch dann bei ihm entschuldigen, dass ihr so schlecht von ihm gedacht habt.«
»Das glaube ich allerdings nicht«, sagte Trine traurig.
Ich war schon aufgestanden und unterwegs zu Finns Zimmer.
*
Freitagmorgen wurde ich von aufgeregtem Wuseln und lautem Geschnatter in der Küche geweckt. Verschlafen schnappte ich mir aus dem Badezimmer einen rotkarierten XL -Bademantel im Schottenstil ( ob es Pauls ist? Wer trägt so was? Wenn wenigstens kleine Mickymäuse … Ach, egal! ) und trottete müde dorthin.
Mona, Paul und Trine saßen am Küchentisch und unterhielten sich angeregt. Als sie mich sahen, wurden sie schlagartig still.
»Na toll«, begrüßte ich die Runde leicht bissig, »der Rat der Weisen tagt, oder was?«
Mona sah mich mit ihrem typischen Besorgte-Mona-Blick an. Sie selbst sah müde aus und trug eine graue Filz-Leinen-Kombi. Mona drückte ihre Stimmung schon, seit ich denken konnte, farblich in ihrem Kleidungsstil aus. Demnach war das heute kein guter Tag.
»Das ist nicht witzig, Charly. Wir machen uns wirklich Sorgen! Wir halten es für keine gute Idee, dass du mit Marc nach Grönland fliegst. Er ist doch der typische Machokerl, der am Ende nur Schutt und Asche hinterlässt.«
Ich war noch nicht richtig wach, aber bereits stinksauer. »Ach, und du meinst, du seist hier die Beziehungsexpertin?«
»Charlotte!«, ermahnte Trine mich.
»Ist doch wahr!«
»Was war jetzt mit meiner Beziehungsecke?«, versuchte Trine vom Thema abzulenken und wandte sich wieder Mona zu.
»Deine Beziehungsecke ist in Ordnung«, antwortete Mona, immer noch leicht gereizt, »nur an der Geldecke müssen wir dringend was tun.«
»Beziehungsecke? Geldecke?« Ich verstand nur Bahnhof.
»Feng-Shui.« Trine nickte mir zu. »Mona beseitigt meine Flusshindernisse.«
»Du bist also nicht zufrieden mit dem, was ich verdiene?«, fragte Paul ärgerlich. »Oder wie soll ich diese Aktion hier verstehen?«
»Nein! Oh nein, Paul!« Trine begann sanft, Pauls Ohr zu kraulen. »Du bist ein ganz, ganz toller Alleinverdiener. Ich will nur den Fluss noch etwas … sagen wir mal … optimieren.« Dann zog sie ihn zu sich heran und gab ihm einen schmatzenden Kuss.
Paul seufzte. »Na ja, wenn du meinst …«
»Also«, meldete sich Mona zurück, »wenn ich die traute Zweisamkeit hier mal unterbrechen darf …« Sie stand auf und stellte sich in den Küchentürrahmen. »Die hinterste linke Ecke, das ist die Geldecke.« Dann wandte sie sich zu Trine. »Was steht da bei dir?«
Alle guckten auf ein kleines blaues Schüsselchen in der hintersten linken Ecke des Raumes.
»Eine Balsamico-Reduktion«, stellte Trine fest.
»Oh.« Monas Gesichtsausdruck sagte, dass dies ein ernsthaftes Problem darstellte.
»Auf brigitte.de sagen sie, dass so eine Reduktion Salate, Gemüse und Fischgerichte toll verfeinert. Und ihr wisst doch, dass ich gerade besonders auf meine Figur achten muss.« Mit einem besorgten Blick streichelte Trine über ihren melonenartigen Bauch.
»Wie lange steht sie schon da?«, fragte ich.
»Na ja, so ein paar Tage …«
»Trine!«
»Wie lange?«
»Ich weiß nicht mehr genau, als ich mich letztens um das Rezept kümmern wollte, hat Finn …«
»Wie lange genau?«
»Zwei Wochen. Oder drei?«
»Bäääh! Trine!«
Mona und ich und sogar der schmerzfreie Paul verzogen jetzt das Gesicht.
»Sie muss da weg! Sofort!«, ordnete Mona an. »Da muss man sich ja nicht wundern, dass die Geldeingänge in letzter Zeit verschwindend gering sind.«
»Meinst du, die Reduktion ist schuld, dass wir letzte Woche die hohe Nebenkostennachzahlung hatten?«, fragte Trine schuldbewusst.
»Nee«, antwortete Paul, »daran sind deine nächtlichen Badeaktionen schuld.«
Trine sah mit leicht säuerlichem Blick in die Runde. »Ich bin nun mal schwanger!«
»Das wissen wir«, konstatierte ich seufzend, »das wissen wir wirklich, Trine.«
»Weg mit der Reduktion, du brauchst dringend ein Geldsymbol«, dozierte Mona weiter. »Irgendwas, das für dich mehr Geld bedeutet.«
»Einen Krankenschein?«, schlug Paul vor.
»Wieso das denn?«
»Na, wenn Trine krank ist, geht sie
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