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Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Titel: Pinguinwetter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Sabbag
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vollgestopften Koffer auf das Rollband. Hoffentlich war er nicht zu schwer. Aber es konnte ja nicht jeder winzige Pulloverchen in Size Zero tragen; meine brauchten schon etwas mehr Platz.
    Von Marc war noch immer weit und breit nichts zu sehen. Langsam begann ich, mir Sorgen zu machen. Wenn er nicht bald käme, würde er die Maschine verpassen. Es war wirklich zu blöd, dass er nicht mal an sein Handy ging. Was wohl los war? Er hatte mir zwar gesagt, dass er später käme, aber …
    »Das wird wohl nicht möglich sein«, bemerkte die Ticketfrau fast beiläufig und sah mich mitleidig an.
    »Wieso das denn nicht?«, fragte ich schnippisch. »Es wird ja wohl noch möglich sein, dass man hier neben seinem eigenen Freund sitzen darf! Bei den Preisen, die sie verlangen, wird doch eine Sitzplatzwahl drin sein! Das ist ja sogar in jedem schrottigen Billigflieger möglich!«
    »Es liegt nicht daran, dass wir es Ihnen nicht anbieten könnten «, fuhr die Tickettante – immer noch stoisch und immer noch ein wenig mitleidig – fort. Sie sah mich von oben bis unten an und wirkte jetzt wie einer dieser Superstars, die in armen Ländern Promotion machen und Waisenhäuser besuchen und im Zuge dessen dem einen kranken Waisenkind, das es ganz besonders schwer hat, eine extra Portion Reis überreichen. Als sie mir mein Flugticket überreichte, spreizte sie den kleinen Finger ihrer Hand so vom Ticket ab, als ob sie jeden Körperkontakt mit mir vermeiden wolle. »Das wäre das geringste Problem.« Sie schenkte mir ein mitleidiges Lächeln.
    »Nun, dann sagen Sie mir doch bitte, was denn dann das Problem hier ist!«
    »Ich kann Ihnen leider nicht sagen, warum.«
    »Was soll das heißen, Sie können es mir nicht sagen?«
    Langsam wurde ich ungehalten.
    »Datenschutzgründe. Es tut mir leid.«
    Noch immer dieser Mitleidsblick. Ich ballte meine Fäuste auf der Ablage, auf der mein Portemonnaie und das Ticket lagen.
    Ganz ruhig, dachte ich, atmen, atmen.
    »Sie sagen mir jetzt bitte sofort , warum ich nicht neben meinem eigenen Freund im Flieger sitzen darf!«
    Ich schnaubte so laut, dass es kein Wunder gewesen wäre, wenn große Rauchwolken aus meiner Nase gekommen wären.
    »Das geht leider wirklich nicht, tut mir leid, selbst wenn ich es gerne würde …« Die Tickettante zog die Mitleidsnummer eisern weiter durch.
    Was sollte das hier eigentlich? Dieses dämliche Grinsen! Und was fiel der Ticketfrau überhaupt ein, sich derart dagegen zu wehren, dass Marc und ich zusammensaßen? Wahrscheinlich war sie selbst gerade frisch getrennt, führte einen geheimen Anti-Pärchen-Krieg, und ich war ihr erstes Opfer. Ich war kurz davor, endgültig die Fassung zu verlieren.
    Okay, dachte ich. Du willst Hardcore, dann kriegst du Hardcore.
    »Hören Sie«, begann ich in einem ruhigen, fast meditativen Ton, »mir wurde vor ein paar Wochen gekündigt, obwohl ich mir jahrelang den Arsch für meinen Job aufgerissen habe.«
    Die Ticketfrau veränderte ihre Miene nicht im Geringsten.
    »Dann komme ich nach Hause und erfahre, dass meine eine beste Freundin auf dem totalen Erfolgskurs schwebt, während die andere gerade wieder schwanger ist. Anschließend serviert mich mein einziger Seelentröster wegen einer spießigen Sauberfrau ab, die seine komplette Wohnung ungefragt mit winzigen weißen Teilen bestückt und ihn zwingt, Gemüse zu essen und Müsli für Sportliche!«
    Der Blick der Dame hinter dem Schalter schien immer noch wie eingefroren.
    Ich kam allerdings gerade so richtig in Fahrt und knallte mein Ticket auf die Ablage: »Und dann kriege ich noch eine SMS von meiner Mutter vom Ende der Welt, dass sie einen verdammten Eisbrecherkapitän heiraten will! Mit dem sie jetzt übrigens wegen irgendwie illegaler Robbenjagd im Knast sitzt, weswegen ich überhaupt vor Ihnen stehe!«
    Die Tickettante schien ihr Mitleid aufgebraucht zu haben, denn sie hob nun wortlos die rechte Augenbraue, um meinen weiteren Ausführungen mehr oder minder interessiert zu lauschen.
    »Dann lerne ich den süßesten Typen der Welt kennen«, erklärte ich weiter, mittlerweile mit einem deutlich erhöhten Puls und nicht mehr ganz so leise, »und der hat bereits ein Kind und findet mich nur toll, weil ich die hippe Alleinerziehende mime, und zwar mit einem Kind, das mir gar nicht gehört. Und zu allem Überfluss steht dieser Typ genau an dem Tag, an dem ich Versöhnungssex mit meinem Übergangslover habe, mit Blumen vor meiner Tür!«
    Die Schlange hinter mir hatte sich bereits zu

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