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Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Titel: Pinguinwetter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Sabbag
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zusammen.
    Wenn ich an Renate dachte und daran, wie sie da oben im Norden wohl mit Jörn in knallgelben Fischerhosen und Gummistiefeln wimmernd und frisch verlobt im Knast saß, musste ich doch wieder ein wenig schmunzeln.
    »Ah …« Eric lächelte. »Muttergeschichten mag ich.«
    Verdammt gutes Lächeln. Ich hatte diese Grübchen fast vergessen … Aber jetzt fühlte ich mich schlagartig, als hätte ich mir einen Tranquilizer eingeschmissen, und für zwei oder drei Sekunden kam es mir vor, als ob ich schwebte.
    »Du fliegst allein?« Eric holte mich zurück auf den Boden der Tatsachen.
    »Nein, mit … äh … mit Marc«, antwortete ich. »Du kennst ihn ja …« Das gesagt zu haben bereute ich im nächsten Augenblick bereits wieder. Warum klappte Hirn-Einschalten vor dem Sprechen bei mir einfach nie?
    »Ach ja. Der Marc.« Erics Lächeln verschwand schlagartig, und sein eben noch liebevoller Blick wich einem Stirnkräuseln. »Na dann …« Eric, der Maya an der einen Hand hielt und das Gepäck in der anderen, deutete eine Schulterbewegung an, die anzeigte, dass er mich jetzt nicht umarmen würde. »Wir müssen los …«
    Wieso wirkt er denn jetzt so enttäuscht? Wenn er doch sowieso sein Leben in Amerika plant? Und vielleicht sogar einen zweiten Anlauf mit Mayas Mutter versucht?
    »Was wolltest du gerade sagen?«, fragte ich zögernd.
    »Das spielt jetzt keine Rolle mehr. Ich wünsche dir und Marc alles Gute.«
    »Aber …«
    Was hatte er von mir erwartet? Er hatte doch auch selbst eine Entscheidung getroffen, die ihn tausende Kilometer von mir entfernte und eine andere Frau miteinschloss. Monas Lieblingsspruch kam mir in den Sinn, irgendwas mit: »Wenn dein Pferd tot ist, steig ab!« Und Erics und mein Pferd war von Anfang an eher eine alte Mähre gewesen.
    »Ich wünsche dir eine gute Reise und viel Glück mit deiner Mutter!«, verabschiedete Eric sich steif.
    »Danke.« Ich lächelte ihn an. »Das kann ich brauchen!«
    Ob ich ihm noch schnell sagen soll, dass ich die Vorstellung seiner Raffaello-Familie in L.A. hasse? Dass ich ihn vermisst habe und dass ich es erst jetzt, wie er so vor mir steht, so richtig merke?
    Eric sah mich erwartungsvoll an, als warte er noch auf irgendeine Reaktion von mir. Aber es kam kein Ton aus meinem Mund. Wortlos vergingen einige Sekunden.
    »So, wir müssen jetzt wirklich …«, sagte er und wandte sich endgültig zum Gehen.
    »Sicher.« Ich nickte. »Lebt wohl!«
    Was für ein bescheuerter Satz war das denn jetzt schon wieder? Also bitte! Das sagt doch heutzutage kein Mensch mehr! Was ist nur los, Charlotte?
    Eric zog Maya, die zum Abschied kräftig winkte, wortlos hinter sich her.
    Ich winkte ein wenig wehmütig zurück.
    Das war’s.
    Ich schnappte mir meinen Rollkoffer und schlurfte Richtung Terminal 34. Als ich mich noch mal umdrehte, waren Eric und Maya bereits nicht mehr zu sehen.

20. Kapitel
    Terminal 1, Gate 34. Ich war richtig. Aber weit und breit war kein Marc in Sicht. Wo steckte er nur?
    Ich packte mein Handy aus, um ihn anzurufen. Eine neue Nachricht stand auf dem Display. Sie war von Renate.
    Komm schnell. Die Zustände sind unmenschlich hier. Sie zwingen uns, versalzenen Trockenfisch und Schafsköpfe zu essen. Keinen Tag länger. Renate
    Oh Mann. Das sind wirkliche Probleme.
    Ich antwortete schnell, dass ich bereits auf dem Weg sei, und wählte anschließend Marcs Nummer. Es meldete sich nur die Mailbox. Wo zum Teufel steckt er denn bloß?
    Es blieb nicht mehr viel Zeit. Eigentlich hatte ich gedacht, dass Marc bereits auf mich wartete.
    Jetzt war es wohl am besten, wenn ich mein Ticket schon mal vorsorglich am Schalter abholte und mein Gepäck aufgab. Dann war ich wenigstens den nervigen Koffer los.
    »Sander, Charlotte«, sagte ich und lächelte die junge Frau am Ticketschalter der Economyclass an. »Da müsste ein Ticket für mich zurückgelegt sein.«
    Die junge Frau mit hochgesteckten Haaren und einer perfekt inszenierten und betonartig festgesprühten Haarlocke entlang der linken Seite der Stirn sah mich musternd an. »Sander, ja?«
    »Ja, genau. Da müsste ein Ticket …«
    »Da haben wir es.« Sie tippte mit ihren winzigen, frenchmanikürten Nägeln irgendwas ein. »Sie fliegen allein?«, fragte sie und sah von ihrem Computer hoch, auf den sie immer noch wild einhackte. Das war mal Multitasking.
    »Nein, nein«, sagte ich. »Bitte setzen Sie mich neben Marc Wegener. Er müsste jeden Augenblick hier sein. Wir fliegen zusammen.«
    Ich wuchtete den

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