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Pinien sind stumme Zeugen

Pinien sind stumme Zeugen

Titel: Pinien sind stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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finden.
    Dann folgte er den anderen.
    Erst jetzt begann sich Bruno zu fragen, wer die Begleiter Jacks gewesen waren und was ihn von Rom nach Tombolo geführt haben mochte.

Als er von einem jungen Captain im breiten Südstaatendialekt zusammengebrüllt wurde, war Charly Poletto sicher, daß er den Durchbruch zur alliierten Voraustruppe geschafft hatte.
    Er hob die Hände.
    Die anderen folgten seinem Beispiel. Die eigene Truppe empfing ihn mit drohend auf ihn gerichteten Gewehrläufen.
    Der Copilot Brian, Willy und Steve und die drei Briten von seiner Crew redeten in ihrer Muttersprache auf den Offizier ein. Endlich winkte er mit dem Daumen über die Schulter nach hinten; er hatte begriffen, daß er auf keine feindliche Finte hereingefallen war, und nun nahm er sich auch ein paar Sekunden Zeit, die rassige Italienerin unter den Männern zu bestaunen.
    Die Durchbrecher bestiegen einen entladenen Munitionstrucker, der sie eiligst aus der Hauptkampflinie wegbrachte. Die Fahrt endete in Antignano an der Küste. Hier wurden die Entkommenen erheblich freundlicher empfangen und betreut als in der Frontlinie. Charly Poletto ließ seinen Namen und seinen Standort an die zuständige CIC-Leitstelle durchgeben, bat um Rückruf und sprang zuerst einmal ins Meer, um sich den Dreck der Pineta aus den Poren zu schwemmen. Inzwischen hatte man für den Amerikaner wenigstens eine schlechtsitzende Uniform aufgetrieben. Vor dem Auftauchen Ginas blieb ihm gerade noch Zeit, in die olivgrüne Hose zu schlüpfen. Sie strahlte ihn an, doch dabei blieb es vorerst; Poletto wurde ans Telefon gerufen.
    Zu seiner Überraschung war Craig Ginty in der Leitung.
    »Welcome and congratulations, Charly«, begrüßte ihn sein OSS-Kumpel. »Du bist der dritte und letzte, der diesen ›Blow-up‹-Shit überstanden hat. Wir warten schon lange auf dich.«
    »Wie schön, wenn man wieder ein Zuhause hat«, sabberte der Überlebende. »Wer hat's denn noch geschafft?«
    »Jack Panizza und Herbie Miller.«
    »Die alte Garde – gelernt ist gelernt.«
    »Geh nicht weit weg«, bat Ginty. »Ich ruf dich gleich noch mal an.«
    »Wo steckst du eigentlich, Craig?« fragte der Ausbrecher.
    »Ganz in deiner Nähe, zwanzig Meilen Luftlinie; aber ich bin hier festgehalten.«
    Poletto trat vor die Baracke, starrte in den Himmel und zählte die Bomberpulks, bis ihm die Augen tränten. Er sah Brian am Gesicht an, daß es ihm ebenfalls gelungen war, die Verbindung zu seinem Geschwader herzustellen, und deutete nach oben. »Da wirst du auch bald wieder dabei sein«, stellte er fest.
    »Selber schuld«, entgegnete der Copilot melancholisch. »Ich dachte immer, es genügt, wenn man in jedem Krieg einmal abgeschossen wird.«
    Eine halbe Stunde später meldete sich Craig wieder. »Hör zu, Charly«, schoß er los. »Wir richten gerade bei Cecina einen provisorischen Pendelverkehr nach Rom ein. Sieh zu, daß dich eine Maschine mitnimmt. Wild Bill möchte dich sehen, und zwar schleunigst.«
    »General Donovan?« fragte Poletto. »Warum eigentlich?«
    »Wie ich höre, sollst du die Treppe hinauffallen«, teilte ihm Craig die halbe Wahrheit mit. »Du meldest dich bei unserem Chef im Hotel ›Excelsior‹, an der Via Veneto. Good luck, Charly.«
    Der OSS-Agent organisierte eine Fahrgelegenheit nach Cecina und verabschiedete sich von seinen Tombola-Gefährten.
    »Ich muß auch dringend nach Rom«, sagte Gina. »Vielleicht sieht man sich dort mal.«
    »Rom ist groß«, erwiderte er ergeben. »Maybe« – er übersetzt das ›Vielleicht‹ ins italienische ›Forse‹; es klang wie Scheiße.
    Er stieg in einen Jeep und winkte Gina zu, vielleicht endgültig, oder bis zum nächsten Mal.
    Noch am gleichen Tag landete er in Rom Ciampino. So wie er war, betrat Poletto am späten Abend das feine Hotel, um zu erfahren, daß der Untergrund-General plötzlich in das alliierte Hauptquartier nach Caserta abfliegen mußte, aber am nächsten Tag zurückkommen würde.
    Daraus wurden vier Tage.
    Sie waren zu überstehen. Der Agent erhielt ein Quartier, eine Maßuniform, Dollars und einen provisorischen Ausweis nebst Aufenthaltsgenehmigung. Und Rom war eine wunderschöne Kokotte, die sich von jeher mit Siegern bestens verstanden hatte.
    Bevor Charly Poletto noch die Wonnen des Siegers genießen konnte, kam William J. Donovan, Amerikas erster Geheimdienstchef zurück; eine schillernde Persönlichkeit, sowohl als Anwalt, Diplomat, Sondergeneral und persönlicher Freund des Präsidenten, dem er direkt

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