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Pinien sind stumme Zeugen

Pinien sind stumme Zeugen

Titel: Pinien sind stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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voller Wucht auf, der Misshandelte fiel stöhnend um wie ein voller Sack.
    Der zweite Agent war an seine Pistolentasche gekommen, hatte die Waffe hochgerissen. Bevor er noch zum Schuß kam, war der aufmerksame Gorilla an ihn herangekommen und hatte ihn am Arm erfasst, und er drehte ihn so heftig um, daß er aus dem Gelenk kugelte. Der Italiener ließ die Waffe fallen und wimmerte. Ohne etwas zu sagen, hatte sich inzwischen der kleine Kopatsch auf den dritten gestürzt und ihn mit gezielten Judoschlägen außer Gefecht gesetzt.
    Das Handgemenge war binnen weniger Sekunden vor der bestürzten Anna Maria abgelaufen; sie konnte noch nicht begreifen, daß ihr Mann zunächst einmal gerettet war.
    »Ihr seid ja noch ganz gut in Schuß, Kumpels«, lobte Bruno seine Begleiter und nickte seinem US-Vetter zu. Er wußte, daß Jack nicht gezögert hätte, Kochs Folterknechte abzuknallen, falls sie ihm nicht zuvorgekommen wären.
    Sie entwaffneten die Sonderpolizisten und setzten sie nebeneinander in die Ecke. Der Gorilla hielt sie mit seiner MP in Schach. »Wenn ihr nur einen Pieps macht oder zu türmen versucht, knall' ich euch ab«, drohte der bullige Oberfeldwebel.
    »Rom wird dir ein Denkmal dafür errichten«, ergänzte Bruno. Er brauchte seine Worte nicht zu übersetzen, die Angst spricht alle Sprachen.
    »Was fangen wir jetzt mit diesen Strolchen an?« fragte Kopetzky über die Schulter.
    »Am besten knebeln, fesseln, totschlagen und in den Tiber werfen«, erwiderte Bruno.
    »Du bist ja mächtig in Fahrt, Junge«, entgegnete Kopetzky. »Vergiß nicht, daß noch einer dieser Galgenvögel unten auf der Straße steht – der Fahrer des ›Lancia‹.«
    »Den kauf ich mir auch noch.« Bruno war nicht zu bremsen. »Sei unbesorgt, Anna Maria«, wandte er sich an seine verstörte Schwester. »Wir werden dafür sorgen, daß Aldo kein Haar gekrümmt wird.«
    Der Junge stürmte nach unten. Der Pikkolo folgte ihm.
    Panizza wollte ihn zurückschicken.
    »Einer muß doch auf unseren Lastwagen aufpassen, oder?« protestierte der Kleine.
    Der ›Lancia‹-Fahrer lehnte mit dem Rücken an der Hauswand, gleich neben dem Eingang.
    »Vieni!« rief ihn Bruno an und winkte ihm zu.
    Der Mann fuhr erschrocken hoch, sah dann erleichtert, daß der Anrufer eine deutsche Uniform trug. Er folgte Bruno automatisch. Erst im Treppenhaus kamen ihm Bedenken. Er blieb stehen, wollte Fragen stellen.
    Panizza rammte ihm den Lauf seiner Pistole in den Rücken und trieb ihn die Treppe hoch, wo ihn der Gorilla und der Amerikaner an der Tür in Empfang nahmen. Sie durchsuchten den Fahrer und fanden zwei Pistolen in seinen Taschen.
    »Diese feige Sau«, sagte Bruno. »Der hat nicht einmal einen Versuch gemacht, sich zu wehren.«
    Dr. Aldo Sasselli kam aus dem Badezimmer, er nickte Bruno zu, um ihm zu sagen, daß mit dem Patienten soweit alles in Ordnung sei, dann erst betrachtete er die vier Italiener.
    »Sie wollten dich verhaften«, erklärte Jack. »Aber die Begleiter deines Patienten haben es ziemlich heftig verhindert.«
    »Aus Dankbarkeit«, sagte Bruno. »Nein«, verbesserte er sich sofort. »Wir hätten dir in jedem Fall geholfen.«
    »Diese Guys sind mir glatt zuvorgekommen«, stellte Jack fest. »Sie sind wirklich auf Draht. Jetzt weiß ich erst richtig, was unsere Boys am Monte Cassino durch sie mitgemacht haben.«
    »Dann will ich mal gleich die Müllabfuhr anrufen«, erwiderte der Arzt.
    Er ging in das Nebenzimmer, um mit dem Hauptquartier der Carabinieri zu telefonieren. Er wollte sie bitten, Kochs Halsabschneider abzuholen, und erfuhr, daß ein Kommando dieser Elitetruppe bereits auf dem Weg zur Via Sistina sei, um ihn und Jack in Sicherheit zu bringen. Die Deutschen waren dabei, ihre römischen Dienststellen kampflos zu räumen. Die Carabinieri stellten sich bereit, das Gefängnis Regina Coeli, Kapplers Gestapo-Verlies an der Via Tasso und die Pension Jaccarino zu stürmen.
    »Es wird höchste Zeit für euch«, sagte er zu Bruno. »Es sei denn, du überlegst es dir doch noch anders.«
    Bruno schüttelte den Kopf, er wollte seine Begleiter nicht verlassen.
    Der Arzt überreichte ihm eine Ampulle mit Penicillin, seine letzte.
    »Wie geht es Peter?« fragte der Junge ängstlich.
    »Er hat eine starke Konstitution und genügend Überlebensenergie«, erwiderte der Arzt. »Natürlich sollte er Bettruhe haben. Sorg dafür, Bruno, daß dein Freund spätestens in zwölf Stunden noch einmal einen Penicillinstoß erhält. Das kann ihm ein Sanitäter oder

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