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Pinien sind stumme Zeugen

Pinien sind stumme Zeugen

Titel: Pinien sind stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Brian.
    Poletto nickte.
    »Wie viele?«
    »Ein paar hundert …«, antwortete der OSS-Agent zögernd.
    »Dann brauchen wir doch keine Bimps zu spielen«, versetzte Brian von der ›Liberator‹-Crew. »Wir haben eine Gemeinschaftskasse. Wir reden morgen darüber. Sei unbesorgt, du wirst schon nicht übers Ohr gehauen.«
    Der Entkommene war viel zu müde, um zu antworten. Er haute sich auf den Strohsack, Minuten später war er eingeschlafen. Er träumte, einer machte sich an seine Pistole in der Tasche heran. Er fuhr hoch und stellte fest, daß ihn nur ein Alptraum genarrt hatte. Er drehte sich um und schlief sofort wieder ein.
    Am Morgen erwachte er wie neu geboren. Es gab Nescafe und bröckelige Kekse als Frühstück.
    »Mein Eintrittsgeld«, sagte Charly und überreichte Brian, dem offensichtlichen Anführer dieser Gruppe, 250 Dollars. »Ich hab' noch mehr Greenbacks«, raunte er ihm zu.
    »Dann paß gut auf sie auf«, erwiderte der Copilot.
    »Wie kann ich mich denn in dieser Peneta orientieren?« fragte der Neuling.
    »Schwer«, erwiderte einer der Polen grinsend. »Sie ist ein riesiges Areal.«
    »So ganz genau kennen wir es selbst noch nicht«, sagte Brian. »Wenn du dich stark genug fühlst, machen wir einen kleinen Ausflug, Charly.«
    Willy schloß sich ihnen an; zu dritt zogen sie los, wiederum auf einem Schleichpfad durch das Dickicht.
    »Und wie ist das, wenn wir auf dieses Gelichter stoßen?« fragte Charly.
    »Man kennt uns und weiß, daß wir zu einer starken Gruppe gehören«, erklärte Willy. »Als Amerikaner und Engländer sind wir für sie ohnedies die Zukunft. Im übrigen wollen sie ja Geschäfte mit uns machen.«
    Sie hielten vor einem gut getarnten Tunneleingang.
    »Jetzt zeigen wir dir ein Liebesdorf«, erklärte der Copilot. »Eines von mehreren. Ich geb' schon acht, daß du deine Dollars nicht verhurst.«
    »Ich zeig' dir einige Hussies«, versprach Willy, »die zahlen dir noch was dafür.«
    »Danke«, erwiderte der OSS-Agent. »Ich hab' zur Zeit ganz andere Sorgen.«
    Sie zwängten sich durch den Tunnel, machten sich durch Rufe und Pfiffe bemerkbar, denn ein Ausweichen gab es in der engen Röhre nicht. Sie krochen keuchend durch. Nach einigen hundert Metern wurde es hell, sie hatten eine Lichtung erreicht, in der eine Filiale von Luzifers Lager aufgeschlagen war, die Tombolo bereits in seinen Anfängen zu einem Mythos des Lasters gemacht hatten.
    In Höhlen, Zelten und primitiven Bretterbuden hausten Mädchen und Frauen, zu dritt, zu viert, nackt, halbnackt oder malerisch drapiert, und trotz der frühen Stunde klebten Männer an ihnen wie Fliegen am Leim. Eine Zwanzigjährige mit einem frech-provokanten Gesicht – sie trug nur eine Art Lendenschurz – musterte Poletto. Sie machte ein hohles Kreuz, um ihre freitragenden Werte zu demonstrieren. Mit den Händen umfasste sie ihre Rundungen, hob sie leicht an und bot pralle Brüste wie reife Früchte.
    »Du hast einen Schlag bei Frauen, Charly«, spottete Brian. »Aber bilde dir nur nichts ein: Diese Schlampen wissen genau, daß die Neuzugänge meistens gut bei Kasse sind.«
    Sie gingen weiter. Eine kleine Brünette winkte Willy heran. »Ich wäre gerade frei«, sagte sie in einem englischitalienischen Mischmasch.
    »Sorry«, erwiderte er. »No money.«
    »No Money, no love«, versetzte die Brünette und schüttelte den Kopf.
    Es waren nicht alles routinierte Dirnen. In dem Freiluft-Liebesbazar tummelten sich auch halbflügge Teenager, entlaufene Ehefrauen und höhere Töchter zwischen Nutten auf dem tiefsten Niveau, die den Freiern und Gaffern zulächelten und zuwinkten, mit den Händen ihre Spezialitäten in die Luft malten, sich mit der Zunge über die Lippen fuhren, um orale Künste anzudeuten.
    Willy sah, daß Charly die Liebesallee kaum beeindruckte. »Wart nur, Kumpel«, sagte er, »die werden jeden Tag schöner. Verlass dich drauf. Wenn's auf den Abend zugeht, herrscht hier Hochbetrieb, und die Bewerber stehen Schlange. Bis dahin haben die altgedienten Hussies ihren Körper schon ein dutzendmal umgesetzt.«
    »Sie sollten dich an die Kasse setzen, Willy«, ironisierte polletto.
    Den Geschäftsgang konnte man leicht überschauen: War eine Puttana handelseinig geworden, zog sie ihren Zehn-Minuten-Liebhaber in die Behausung. Die anderen verließen sie inzwischen, um auf Kundenfang zu gehen. Die Erfolgreichsten nahmen tausend Lire, Nord oder Süd (eine der Merkwürdigkeiten war, daß auch nach der Zweiteilung noch die gleiche Währung

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