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Pinien sind stumme Zeugen

Pinien sind stumme Zeugen

Titel: Pinien sind stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Er lächelte breit über das ganze Gesicht. »Du befindest dich hier im Jagdrevier des Königs von Italien«, erklärte er und sah zu, wie der Aufgelesene gierig die Flasche austrank. »Adel verpflichtet.«
    »Thanks a lot«, bedankte sich Poletto und reichte die leere Feldflasche zurück. »Und wie kommt ihr hierher?«
    »Vom Himmel gefallen«, entgegnete der Copilot einer abgeschossenen ›Liberator‹. »Mit dem Fallschirm.« So ganz gefahrlos schienen die Schönwetterausflüge der US-Air-Force doch nicht zu sein. »Und du?« fragte er dann.
    »Ich wäre bald in den Himmel aufgefahren«, antwortete der OSS-Mann. »Shit. Ein verratenes Kommandounternehmen. Meine Kameraden hat's erwischt.«
    »Unsere auch«, erwiderte der Copilot und verzog das Gesicht. »Ich bin Brian«, stellte er sich vor. »Das sind Willy and Steve. Welcome in our club«, nahmen die drei Gestrandeten ein viertes Mitglied auf.
    »Und ich heiße Charly«, erwiderte der Neuzugang.
    »Hier bist du sicher, dear fellow«, beruhigte ihn der Copilot. »Hier kommt keine deutsche Streife durch und auch keine italienische Miliz; die trauen sich nicht in diesen Urwald. Wenn sie am Rand erscheinen, arbeiten sofort die Buschtrommeln, und sie kehren wieder um. Nur Weiber kommen durch«, sagte Steve, »und zwar in rauen Mengen.«
    »Und was für welche«, versicherte Willy. »Ein Sortiment, daß dir das Herz aufgeht.«
    »Oder der Hosenladen«, bemerkte Steve grinsend.
    »Wo Weiber sind, da gibt's doch wohl auch Männer?« fragte Poletto.
    »Richtig«, erwiderte der Copilot. »Hunderte. Täglich vermehren sie sich. Bald werden es tausende sein.«
    »Moment mal«, erwiderte der Tombolo-Novize. »Wo kommen die denn her?«
    »Bewährte Schmuggler. Entkommene Straßenräuber. Aufstrebende Schwarzhändler und dann noch Zuhälter, Messerstecher und Schürzenjäger«, zählte Steve auf. »Das Ganze gemischt mit Deserteuren aus siebzehn Nationen, ausgebrochenen Kriegsgefangenen, Versprengten und Gestrandeten. Ein richtiges Lotterparadies. Du hast Schwein gehabt, daß du auf uns gestoßen bist«, ergänzte Brian. »Allein kannst du hier nicht existieren. Wir haben uns mit anderen zusammengetan und dadurch einen gewissen Schutz. Du wirst sie gleich kennenlernen. Der Krieg ist in Tombolo aus, aber der Kampf ums Dasein geht weiter.«
    Poletto betrachtete Brians Gewehr.
    »Wir sind auf der Jagd«, erklärte der Lange. »Wir wollten einen Hasen schießen, um etwas Frischfleisch zu bekommen.«
    »Und wovon lebt ihr, wenn ihr danebenschießt?«
    »Von Dollars. Solange du Greenbacks hast, kannst du hier alles bekommen – preiswert.«
    »Habt ihr denn noch so viele?«
    »Jesus Christ!« fluchte Brian. »Unsere Boys kassieren gerade Rom, die müssen doch bald hier auftauchen.«
    »Da wirst du dich noch eine ganze Weile gedulden und dein Geld strecken müssen«, erwiderte der OSS-Mann. »Wie lange seid ihr schon hier?«
    »Elf Tage«, antwortete der Copilot.
    »Dann macht euch noch mal auf ein paar Wochen gefaßt«, räsonierte Brian.
    »Dann werden wir eben Schmuggler, Schwarzhändler oder Bimps.«
    »Zuhälter«, erwiderte Poletto und schüttelte sich. »Das schafft ihr nie.«
    »Hier gibt's Dutzende von Käuflichen, die froh um einen Beschützer wären«, behauptete Willy. »Freilich nur die Hässlichsten und die Ältesten.«
    »Dann guten Appetit«, spottete der Neue.
    Auf einem schmalen Pfad im Urwald zogen sie los. Eine halbe Stunde später erreichten sie ihren Bezirk, einige strohbedeckte Holzhütten, Luxusquartiere.
    »Das ist Charly«, wurde Poletto pauschal vorgestellt. »Er hat Pech gehabt, er ist in Ordnung. Seid gastfreundlich, Sportsfreunde!«
    Sie nickten. Einer brachte dem Hungrigen eine Büchse Corned Beef und einen Kanten steinaltes Brot.
    Ein anderer zeigte ihm seine Lagerstätte, einen Strohsack.
    »His name is Adolf«, enthüllte Willy grinsend. »He is German.«
    »Adolf like Hitler?« fragte Poletto.
    Der Deutsche grinste und nickte; er war von seinen Eltern auf diesen Vornamen getauft worden in einer Zeit, in der noch kein Mensch den Braunauer ernst genommen hatte.
    »Ein abgeschossener Jagdflieger«, erklärte Brian. »Aber wir haben inzwischen Frieden miteinander geschlossen und schießen nur noch auf Kaninchen.«
    Sie waren an die zwanzig Mann, unter ihnen drei Polen, ein Brasilianer, zwei Engländer und ein Marokkaner, die übrigen ortskundige und organisationsfreudige Italiener, auf die man sich verlassen konnte.
    »Hast du Dollars, Charly?« fragte

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