Pink Christmas 2 (German Edition)
lässig.
„Ich hab‘ Sie gesehen“, sagte er. „In Interviews und so.“ Er pausierte kurz, nahm einen weiteren Zug. „Und ich hab‘ viel von Ihnen und über Sie gelesen. Sie sind schwul. Darauf verwette ich meinen knackigen Hintern.“
Ich blinzelte irritiert. Einen ganzen Moment verschlug es mir die Sprache und es schien fast, als hätte mein Hirn einen gedanklichen Aussetzer. Erst nach einer Weile schalteten die Synapsen wieder. Ich lachte künstlich.
„Ah!“, sagte ich und nickte bekräftigend. „Deshalb bist du hier. Du versprichst dir hier irgendwas. Ist doch so, oder? Aber da muss ich dich enttäuschen. Du hast dich da in was verrannt. Ich bin nicht schwul. Im Gegenteil. Ich bin mit Liz zusammen. Wir sind glücklich und ich liebe sie.“
Die letzten Worte hatte ich nur schwer über die Lippen gebracht. Nicht, weil sie nicht der Wahrheit entsprachen, sondern viel mehr, weil ich erneut an den Vorfall vor wenigen Stunden denken musste und auch nach zwei Gläsern Whiskey nicht wusste, was mit mir los gewesen war.
„Nein, Sie lieben Liz nicht“, sagte Mark. „Jedenfalls nicht mehr.“
Langsam wurde ich ungeduldig. Was wollte der Kerl und warum mischte er sich derart penetrant in mein Leben ein?
„Und ob ich sie liebe“, erwiderte ich, als wäre ich Mark tatsächlich eine Rechenschaft schuldig. „Und nun lass mich gefälligst in Ruhe! Ich muss nach Hause.“
Mit diesen Worten wandte ich mich um. Schnellen Schrittes überquerte ich die Straße. Von weitem sah ich schon unser Haus. Das Licht im Wohnzimmer brannte. Liz schien tatsächlich auf mich zu warten.
Ich ging weiter, ohne mich noch einmal nach Mark umzudrehen. Ich hoffte, er würde mich in Ruhe lassen. Vermutlich war er ein daher gelaufener Perverser, der sich ausgerechnet zu mir verirrt hatte. Trotzdem hatten mich seine Worte durcheinander gebracht. Nicht, weil sie mich verunsicherten, sondern weil sie mir Angst machten. Der ganze Kerl machte mir Angst. Er wusste zu viel über mich. Diese Erkenntnis jagte einen kalten Schauer über meinen Rücken.
Als ich an unserer Einfahrt ankam, drehte ich mich doch noch einmal um. Der Gewissheit wegen. Und da stand er tatsächlich noch. Mark. Genau dort, wo ich ihn stehen gelassen hatte. Durch die Dunkelheit konnte ich ihn kaum erkennen, war mir aber sicher, dass er breit grinste. Er winkte mir zu.
„Wir sehen uns wieder, Mister Werk!“, rief er durch die Allee. „Und ich werde es Ihnen beweisen!“
„Tz…“, machte ich und schüttelte bloß den Kopf. Der Typ war verrückt. Definitiv. Nicht ganz bei Sinnen.
Ich atmete einmal tief durch und zog den Schlüsselbund aus meiner Tasche. Dann brachte ich die letzten Meter hinter mich, schloss die Tür auf und trat ein. Sofort stieg mir der Duft nach Tannenzweigen in die Nase. Eine wohlige Wärme umgab mich. Ich befreite mich aus Jacke und Schuhen und spähte durch die angelehnte Tür des Wohnzimmers. Dort saß Liz, leicht nach vorn gebeugt. Sie war mit einem Buch auf dem Schoß eingeschlafen. Zwei Kerzen am Adventskranz brannten.
„Mensch, Liz …“, seufzte ich, ging zum Tisch und pustete die Kerzen aus. Was wohl passiert wäre, wenn ich nicht rechtzeitig nach Hause gekommen wäre, mochte ich mir nicht ausmalen. Aber so war Liz. Unvorsichtig und nicht gerade weitsichtig. Der Kerzenqualm verteilte sich im Wohnzimmer und geradem als ich mir eine Decke nehmen wollte, um Liz damit zuzudecken, wachte sie auf. Sie wirkte einen Augenblick lang verwirrt, ehe sie zu sich kam und sich streckte.
„Bin ich eingeschlafen?“, gähnte sie.
„Ja“, antwortete ich, „und du hast die Kerzen angelassen. Das Haus hätte niederbrennen können.“
„Ach, Schatz, übertreib nicht gleich!“ Sie schob das Buch („Feuchtgebiete“ von Charlotte Roche, was mich in diesem Moment ungeheuer anwiderte) von ihrem Schoß und stand auf. Übermüdet stolperte sie auf mich zu und schlang ihre Arme um mich. Doch die Umarmung war nur von kurzer Dauer. Schon im nächsten Moment drückte sie sich von mir weg und betrachtete mich skeptisch.
„Sag mal, hast du geraucht?“, fragte sie.
„Nein“, antwortete ich. Immerhin war das die Wahrheit.
Einen kurzen Moment wog ich ab, ihr von meiner Begegnung mit Mark zu erzählen, hielt es aber aus einem unerfindlichen Grund für keine gute Idee.
Liz riss meine Hand hoch und roch an meinen Fingern.
„Natürlich hast du geraucht!“, beschloss sie dann und ließ meinen Arm schlaff herunterfallen. „Warum lügst du mich
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