Pink Christmas 2 (German Edition)
an?“
„Ich habe nicht geraucht“, verteidigte ich mich. Dieses Mal etwas bestimmter. „Ich habe bloß kurz die Zigarette von jemandem gehalten.“
„Die Zigarette von jemandem gehalten? Von wem denn? Wo warst du überhaupt? Wieder in der Bar? Wieder deinen Frust in Alkohol ersäufen?“ Liz wandte sich ab und mit einem Mal wirkte sie übertrieben wach. Sie war wütend. Das sah ich ihr an.
„Von Joe“, log ich schließlich. „Ihm ist ein Glas umgekippt und während er den Inhalt wegwischte, habe ich seine Kippe gehalten.“
Liz beäugte mich gründlich und ich bemühte mich, mir die Lüge nicht anmerken zu lassen. Ich wollte ihr nicht die Wahrheit sagen, ihr nicht von Mark Winter erzählen, ihr keinen Grund zur Sorge geben, wo es keinen gab.
„Und wenn ich Joe frage?“, schlug Liz vor.
Ich musste lachen. „Was soll das, Liz? Es geht hier nur um eine beschissene Zigarette! Und wenn ich dir sage, dass ich nicht geraucht habe, kannst du mir das ruhig glauben.“
Ich war genervt und hatte keine Lust auf Streit. Das Gespräch lief völlig aus dem Ruder und ich ahnte, dass es noch schlimmer werden würde. Natürlich behielt ich recht damit.
„Was soll ich dir noch glauben, hm?“, fragte Liz. Sie baute sich vor mir auf und stemmte ihre Hände in ihre Seiten. Dadurch wirkte sie wie eine aufgebrachte Mutter, die gerade dabei war, ihr Kind zu erziehen. Aber ich war nicht ihr Kind. Ich war ihr Freund.
„Was soll das, Liz? Worauf willst du hinaus?“, fragte ich zurück.
„Worauf ich hinaus will?“, wiederholte sie mich. „Vielleicht darauf, dass ich dir langsam nichts mehr glaube. Oder was war das vorhin? Was war los im Bett? Hast du eine andere?“
„So ein Quatsch!“ Ich wurde lauter.
„Jeden Tag erzählst du mir, dass du dich wieder an dein Buch setzen wirst. Und was passiert? Nichts!“
Liz wich vom Thema ab und mit jeder Sekunde, die sie aufgebrachter wurde, sanken meine Chancen, mich zu verteidigen. So war das schon immer zwischen uns gewesen. Ich brachte das Geld rein (zu mindest normalerweise), dafür hatte sie die Hosen an.
„Was willst du von mir hören?“, fragte ich. „Ich bin keine Maschine! Ich kann mich nicht einfach hinsetzen und losschreiben.“
„Das verstehe ich ja! Das versteht jeder. Aber deine Blockade hält jetzt schon ein halbes Jahr an und langsam gehen uns die Ersparnisse aus. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie ich die nächste Rechnung zahlen soll.“
Eigentlich hatte ich das Wohnzimmer verlassen wollen, um vor der sinnlosen Diskussion zu flüchten. Nun allerdings blieb ich mitten im Türrahmen stehen.
„Na, hat es dir die Sprache verschlagen?“, provozierte Liz mich.
Fassungslos schüttelte ich den Kopf. „Wir sind pleite?“, fragte ich. „Und das erzählst du mir mal eben zwischen Tür und Angel?“
„Wann denn sonst?“, entgegnete Liz. Anhand ihrer Schritte vernahm ich, dass sie näher kam. „Du bist ja nie da. Und selbst wenn du da bist, bist du es nicht.“
Ich senkte den Blick. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Das Ganze war typisch Liz. Sie verschwieg alles, was sie an mir störte und irgendwann platzte sie dann mit so viel Kritik heraus, dass es mich maßlos überforderte. Dazu die Neuigkeit, dass wir am Ende waren, wenn ich nicht endlich mit meinem neuen Buch fertig werden würde. Das setzte mich unter Druck. Unter enormen Druck.
„Ich muss erst mal über alles nachdenken“, sagte ich und klang dabei monotoner als gewollt. Ich erwartete, dass Liz einen neuen Wutanfall bekam, doch das geschah nicht.
„Tu das“, sagte sie stattdessen in einem unerwartet ruhigen Ton. „Und bring endlich dieses gottverdammte Buch zu Ende!“
Ich nickte kaum merklich. Tief im Inneren wusste ich, dass sie recht hatte. Ich arbeitete schon viel zu lange an dem Buch und meine Schreiberei war unsere einzige Einnahmequelle. Abgesehen von Liz‘ Job im Supermarkt, der aber weder zum Leben noch zum Überleben reichte. Doch was sollte ich tun? Sobald ich mich an den Laptop setzte und meine Hände auf die Tastatur legte, kam es zu einem Gedankenuntergang in meinem Kopf. Dann war da nichts mehr außer einer schwarzen Leere und dem widerlichen Gefühl, dem Zwang zu unterliegen, jetzt endlich etwas zu erschaffen. Eine Welt zu erschaffen. Aus Buchstaben. Das war mir eigentlich immer gelungen, nur mit einem Mal nicht mehr. Doch genau daran musste sich jetzt etwas ändern. Selbst wenn ich nur irgendeinen Groschenroman schrieb. Ich hatte einen Namen und einen
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