Pink Christmas (German Edition)
Kopf zeigt auf die leere Seite des Doppelbettes
„Und?”
„Was und? Alles bestens!”
„Alles bestens?”
„Ich kann Adrian gut verstehen!”
Jonny grinst, schiebt sich ein warmes Croissant in den Rachen.
„Du hast an alles gedacht!”, gibt er genussvoll von sich, seine Augen strahlen wie Saphire.
Das wird ein Weihnachtsfest, aufregender als je zuvor!
„Die Warze lasse ich mir gleich Anfang der nächsten Woche entfernen! Und der Baum ist bereits weg!”
„Weißt du was, Leon, ich habe mir überlegt, wenn ich bei dir wohne …”
„Willst du?”
„... dann sollten wir beide doch beim Schmücken helfen. Schwester Vera hat sicher unsere Hilfe nötig!”
„Und vielleicht in einer Woche nach Rom fliegen?”
„Weihnacht im Petersdom! Himmlisch!”
Bücher von Kai Steiner:
ISBN 978-3-940818-49-2
ISBN 978-3-940818-11-9
ISBN 978-3-940818-31-7
ISBN 978-3-934825-83-3
Thomas Ays
Jakubs erstes Weihnachten
Still.
Alles im Haus war still geworden.
Fast so, als würde niemand mehr existieren.
Jakub stand an der großen Fensterfront seines Elternhauses, die in die Gartenanlage führte, von der die Nachbarn tuschelten, sie sei selbst für zwei Familien noch zu groß. Hier war Jakub aufgewachsen. Hier war das, was er Zuhause nannte. Zumindest war es immer so gewesen. Im Moment fühlte er sich eher so, als wäre er jemand, der zu Gast in diesem Haus war. In dieser Welt.
Es war das erste Weihnachten seit dem Tod seiner Mutter vor drei Monaten. Sie war eine gütige Frau gewesen, die Jakub schon immer mit all ihrer Liebe überschüttet hatte. Sogar noch mit mehr Liebe, als er manchmal ertragen konnte. Obwohl Jakub vor kurzem 25 Jahre alt geworden war, spürte er noch immer diese unvergleichliche Nähe, die er immer spürte, wenn er an seine Mutter dachte. Wie sie ihm, wenn er krank gewesen war, Tee gekocht und ihn an sein Bett gebracht hatte. Nicht von der Seite ihres Sohnes gewichen war, bis der Arzt da gewesen war oder seine Symptome sich gebessert hatten. Wenn das bedeutete, das ein oder andere Mal nicht zur Arbeit zu gehen, dann war das eben so. Sie tat dies immer ohne je ein Wort darüber zu verlieren, im Gegenteil. Jakub war es, der sich schuldig gefühlt hatte, weil er genau wusste, dass seine Mutter dafür Ärger bekam.
Die Kälte verlangte drängend Einlass, während Jakub vor den frisch geputzten Fensterscheiben stand. Hinter ihm prasselte das Kaminfeuer und sein Vater war in der Küche zu hören, wie er sich an der Weihnachtsgans zu schaffen machte. Jakub fuhr sich durch seine kurzen, blonden Haare und nahm einen Schluck aus seinem Rotweinglas. Was sollte das für ein Fest werden? Ein Fest ohne seine Mutter? Ging das denn? Jakub spürte, wie das Gefühl von Verrat in ihm aufstieg. Wenn er gegen die Scheibe vor sich hauchte, war ihm, als käme dadurch das Wort „Verräter“ auf dem beschlagenen Glas zum Vorschein. So als ob die geisterhafte Schrift seiner Mutter es hingeschmiert hätte, weil sie den Gedanken daran nicht ertrug, dass ihre Familie Weihnachten ohne sie feierte. Und obwohl Jakub wusste, dass seine Mutter keiner dieser Menschen war, fühlte er sich als der Schuldige, obwohl er ihren Tod nicht zu verantworten hatte. Es war einfach alles viel zu schnell gegangen. Das Unheil war viel zu schnell und vor allem viel zu hart in sein Leben gekracht und hatte ihn daraus herausgerissen.
Tränen verließen seine blauen Augen. Er hasste es die Fassung zu verlieren und wischte sie weg, bevor sie jemand bemerken konnte. Doch die Verzweiflung über seinen Verlust war seit Wochen wieder zum Greifen nah und ein nicht unerheblicher Teil in ihm wollte leiden, wollte im Schmerz aufgehen.
„Jakub?“
Jakub atmete tief durch, nahm noch einmal einen Schluck aus seinem Glas und senkte den Blick.
„Jakub?“ Jakub erschrak, als sein Vater hinter ihn trat und ihm die Hand auf die Schulter legte. „Hast du mich nicht gehört?“
„Nein.“ Jakub hoffte, sein Vater würde ihm nicht in die Augen sehen und bemerken, dass er geweint hatte. Doch sein Vater sah ihm nie in die Augen. „Tut mir leid.“
„Hilfst du mir den Tisch zu decken? Ich habe mit dem Essen schon wirklich genug zu tun.“ Sein Vater lächelte. Es wirkte erzwungen. Auch er litt und Jakub begriff seine Rolle, die er zu spielen hatte. Er musste stark sein – weil er wusste, dass sein Vater es nicht war. Er versuchte es – aber er war es nicht.
„Sicher.“ Jakub lächelte und ging an ihm vorbei. Er erhaschte dabei einen Blick
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