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Pink Christmas (German Edition)

Pink Christmas (German Edition)

Titel: Pink Christmas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin C. Skylark
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stillschweigend erneut die Gläser.
    „Zum Wohl!”
    „Zum Wohl!”, antwortet der Gast und starrt wieder auf den Fluss. Diese einmalige Gelegenheit muss man nutzen. Mega, dass es solche Plätze gibt.
    „Ich dachte, Sie sind meinetwegen hier!”, äußert Maschmann sich, der Tonfall offenbart Enttäuschung.
    Stange ist gerührt. Wer hätte gedacht, dass er so verletzlich ist? Ganz sicher handelt es sich nicht um Eitelkeit, er hat wohl mehr Zuwendung erwartet. Was er darunter verstehen wird? Wahrscheinlich sprechen, Gedanken austauschen, in Erinnerungen schwelgen, alles würde sie näher bringen. In Gedanken sagt Stange ihm, dass gut Ding Weile haben möchte. Wenn schon keine Gespräche, so sollte er doch seine Anwesenheit genießen, umgekehrt tut er es auch. Allein hätte Stange jedenfalls keinen so großen Spaß. Maschmanns Präsenz tut ihm gut.
    „Bin ich auch! Aber so ist das, wenn man bei einem Besuch viel zu bieten hat!”
    „Da wäre noch sehr viel mehr!”, antwortet der Gastgeber verschlagen und grient schmierig. Schmierig: ein gutes Wort. Stange liebt jede Art von Anrüchigkeit. Wie war das wohl mit der Schwester? Schon aber nehmen Maschmanns Züge wieder Sanftheit und Freundlichkeit an. Anzüglichkeiten sollten unbeantwortet bleiben, geht es Stange durch den Kopf. Er ist sowieso jemand, der es gern langsam angehen lässt. Adrian hat immer gesagt, wenn es in Hamburg ein Feuerwerk gibt, nimmt sein Stiefvater es erst am nächsten Abend wahr!
    „Ein Passagierschiff!”, ruft Stange aufgekratzt aus, tritt nah ans Fenster, drückt seine Nase gegen das Glas, und das beschlägt – als ob er dessen Fahrt beschleunigen könnte. Ein Riesenpott, hell erleuchtet.
    Maschmann gießt Rotwein nach.
    „So eine Flasche ist schnell geköpft!”
    Er öffnet eine zweite, während er die andere zur Seite stellt.
    Dem Gast ist, als schwebe er wie das Medium eines Magiers. Sein Körper hat alle Schwere des Alters verloren. Der neue Freund legt seine linke Hand auf Stanges Schulter. Dieser zuckt kurz. Nicht weil es unangenehm ist. Nein: Ungewohnt.
    Ein Rotwein zu zweit schafft Nähe.
    Stange hat schon lange niemand mehr berührt. Begrüßungen mit Handschlag sind im Seniorenheim nicht üblich. Gäbe man ihn, käme man aus dem Handschlagen gar nicht heraus – reine Zeitverschwendung - hat man ihm entgegnet, als er nachfragte.
    Maschmann deutet mit seinem rechten Arm in die Ferne. Seine Augen folgen ihm. Tatsächlich, ein Container hinter dem Passagierschiff.
    Das ist ein Schluck wert.
    Die Männer stoßen an.
    „Prost!”
    Als der Gastgeber das Zimmer verlässt, wird Stange doch wieder von der Vergangenheit eingeholt.
    „Ich bin gleich wieder da!”
    Er hatte gedacht, sie ad acta gelegt zu haben, er meint jene Stunden, die schmerzten. Nichts da. Hier, wo er nicht allein ist, fühlt er, wie einsam er seit Monaten und länger war, welche Kälte seine Tapeten ausstrahlen. Der Tod war nicht vorauszusehen. Er hat mitten im Leben zugegriffen. Mir nichts dir nichts. Einen Abend davor saß man noch am Kamin zusammen, machte Pläne für die Zukunft. Endlich nach Rom fliegen und vierzehn Tage auf Kultur machen, ihre Absprache für den kommenden Mai.
    Die Tür fällt ins Schloss, als Maschmann zurückkehrt. Sein Besucher ist ihm dankbar dafür. So hat ihn die Gegenwart wieder. Er hat eine neue Flasche in der Hand. Stange geht ihm entgegen, nimmt sie ihm ab. Maschmann sagt, während er die Gläser füllt, man könnte im Frühjahr vielleicht nach Rom fliegen … Wie ist das möglich? Hat Maschmann seine Gedanken gelesen? Natürlich könnte man! Sozusagen zur Vollendung des damaligen Plans. Er würde in Gedanken das Plazet bekommen, bestimmt. Aber man sollte sich doch erst näher kennenlernen, lässt ihn das Hirn wissen.
    „Man könnte!”
    „Noch ein Gläschen!” Stange wehrt mit den Händen ab.
    „Wenn man im selben Haus wohnt, kein Auto mehr benutzen muss, kann man mal über die Stränge schlagen, nicht so ängstlich! “
    Der Hausherr hat recht.
    Was für ein großzügiger Gastgeber! Das nächste Mal muss Maschmann sein Gast sein, man darf sich auch im Alter nicht lumpen lassen.
    „Woher der Tropfen?”, fragt er. Zwar hat Stange keine Ahnung von Rotwein, aber dem Gastgeber zuliebe sollte man den Anschein geben …
    „Ich glaube”, sagt er aus heiterem Himmel mit schwerer Zunge, „es … reicht … wohl!”
    „Ach was, so jung kommen wir nicht mehr zusammen.”
    „Gut!”
    „Burgunder, Pinot Noir, 2004!”
    Maschmann

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