Pink Christmas (German Edition)
und sehe sie dann an. „Wie solls mir schon gehen? Lara ist weg - samt Kind und Kegel. Sie hat mir gestern Abend die Scheidungspapiere gebracht.“
Ich kann es kaum glauben, dass sie mich nach sechs Jahren Ehe verlassen hat. Vom Grund ganz zu schweigen.
Sie wirft mir vor, ich wäre mit meiner Arbeit verheiratet, deswegen vögelt sie lieber den Bauunternehmer, der unser Haus gebaut hat. Als würde so ein Mensch nicht auch verdammt viel arbeiten. Immerhin ist er sogar selbstständig. Es leuchtet mir einfach nicht ein.
„Tut mir leid, Dan. Sie ist ein Miststück!“, platzt sie voller Enthusiasmus heraus.
Ich hebe schmunzelnd eine Augenbraue.
„Ja, was? Es stimmt doch. Sie vögelt fremd und du bekommst die Vorwürfe. Wo wir gerade von ‚bekommen’ reden … was bekommst du eigentlich? Sie hat das Auto, das Kind, das Haus ... Wo bleibst du da?“ Abwartend betrachtet sie mich, gibt sich die Antwort dann aber selbst. „Du bekommst nur den Arschtritt dafür, dass du das alles ermöglicht hast. Sie ist ein Miststück. Ich mochte sie noch nie.“ Frech zwinkert sie mir zu.
Lächelnd schüttle ich den Kopf und senke den Blick. Für einen kleinen Moment gebe ich mich dem Verlustschmerz hin, der mich komplett überrollt, reibe mir über das Gesicht und stehe auf. „Du hast recht. Sie ist ein Miststück!“
„Was ich sage. Also kommst du heute Abend mit auf die Weihnachtsfeier?“
Als wäre dieses Wort ein überdimensionaler Gemütsdämpfer, sinke ich wieder auf meinen Stuhl. „Hm … ich glaub nicht.“
„Oh Dan! Nun komm schon. Die Abwechslung wird dir gut tun. Du musst mal rauskommen!“
Erneut erhebe ich mich aus meinem Sessel und trete langsam aufs Fenster zu. Vor mir liegt die verschneite Stadt. Es ist Weihnachten. Der 23. Dezember und mir graut es vor den nächsten Tagen, die ich allein in einem Hotelzimmer verbringen werde. Allein mit einer Flasche Whiskey, die bereitsteht, und dem Gedanken, dass Lara mit diesem Wichser Brent unter meinem Weihnachtsbaum sitzt. Heiße Wut schießt in meine Eingeweide.
„Danny?“, fragt sie leise.
Ich werfe einen Blick über meine Schulter, ignoriere den verhassten Kosenamen und sehe sie an. „Mir ist nicht nach Gesellschaft. Diese pseudoglückliche Weihnachtsstimmung, wo man all die Leute sieht, die man das restliche Jahr erfolgreich verabscheut. Miller wird da sein. Ich kann mir besseres vorstellen, als mit meinem Boss Party zu machen.“
„Na Mensch, nur gut, dass Miller nicht der einzige auf der Party ist“, entgegnet sie dezent ironisch.
Leicht die Augen verdrehend, wende ich mich wieder ab. „Das ist mir klar, aber …“
„Kein aber. Daniel Marcs, du kannst dich nicht komplett einigeln. Lass es zu, dass man sich etwas um dich kümmert!“
Leise aufstöhnend frage ich: „Gott, ist es schon soweit, dass man sich um mich kümmern muss?“
Herausfordernd betrachtet Britt mich und grinst. „Hm … manchmal habt ihr es doch gern.“
Die Zweideutigkeit springt mich praktisch an. „Bagger mich nicht immer an. Patrick legt mich noch um“, weise ich sie darauf hin, dass sie verlobt ist.
„Ach was, Patrick mag dich. Also, ich würde vorschlagen, wir treffen uns um zwanzig Uhr vor dem Hotel.“
„Hab ich was verpasst und schon zugesagt?“
Britt steht auf und tritt auf mich zu. „Vertrau mir. Es wird dir gut tun, okay?“ Sie streichelt kurz meine Wange und lässt mich dann allein.
Ich vertrödle den letzten Arbeitstag für dieses Jahr mit meinem Bleistift und den Gedanken, die mich nicht loslassen wollen. Lara und Brent in meinem Bett, dazwischen meine vierjährige Tochter Julia, die sich vermutlich fragt, wo ihr Vater ist. Allein dafür würde ich Lara gern eine … nein, man schlägt ja keine Frauen. Wie ist es mit Miststücken? Hat das mal einer herausgefunden?
Ich stopfe beinahe gewalttätig den Bleistift in den Stifthalter und stehe auf. Ich muss raus, sonst besteht die Möglichkeit, dass ich mitten in meinem Büro laut brülle.
Eilig schnappe ich mir meinen Mantel, verlasse das Büro, stürme an diversen Anwälten vorbei ins Freie, wo ich tief die eisige Luft einatmete. Fick dich Lara und deinen beschissenen Typen gleich dazu. In diesem Moment beschließe ich, Britts Aufforderung nachzukommen. Und zum Teufel, ich werde es richtig krachen lassen!
Im Hotel schlüpfe ich aus den Schuhen, werfe den Mantel auf den Boden und entledige mich nach und nach meiner Kleidung. Der erste Weg führt direkt zur Minibar; zu der Flasche mit der
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