Pink Christmas (German Edition)
elf Monate allein am Nordpol sitzen. Um dich herum einen Haufen Gartenzwerge und deine Frau, doch leider bist du schwul. Glaubst du nicht, dass der Weihnachtsmann auch Bedürfnisse hat?“
Britt lacht laut auf. „Okay, mal angenommen, du hast Recht, dann stellt sich mir jedoch die Frage, seit wann du dich für die Bedürfnisse eines schwulen Weihnachtsmannes einsetzt.“
Gemeinsam schlendern wir zur Bar, wo ich einen weiteren Drink bestelle. „Nun, irgendwie muss ich mir die Party doch gemütlich machen. Sagt ja niemand, dass man es gleich irgendwo auf dem Klo treiben muss.“
„Nein, nicht auf dem Klo. Aber hier nebenan ist eine gemütliche kleine Bar mit gemütlichen, nicht ganz so kleinen Sofas.“
„Tatsächlich?“ Ich schaue interessiert in die Richtung ihres Fingerzeigs, dann grinse ich ertappt.
„Danny, Danny, Danny …“
„Weißt du, ich habs satt, mich permanent zu rechtfertigen. Zumal …“, ich stehe auf und leere mein Glas, „wer kann schon von sich behaupten, Santa Claus vernascht zu haben.“ Ich wackele verspielt mit den Augenbrauen und lasse sie allein an der Bar sitzen.
Langsam schlendere ich durch den Raum, schaue mich mit einem kleinen Anflug von Amusement um, als sich plötzlich ein schwerer Arm um meine Schultern wirft. Nachdem ich mich von dem Schrecken erholt habe und wieder aufrecht stehe - ich bin für drei Sekunden etwas in die Knie gegangen - mustere ich meinen Chef, der lallend ein ‘Na, Herr Marcs’ raus bringt und werde mir bewusst, dass mein lieber Boss schon zwei bis drei Whiskey zu viel getrunken hat. Er erzählt mir etwas von der Großartigkeit der Firma, der Großartigkeit unser aller Arbeit, der Großartigkeit meiner hochgeschätzten Arbeit; und als er an der Großartigkeit meiner fragwürdigen Anwesenheit angekommen war, blende ich ihn aus. Denn da steht er. Mein schwuler Weihnachtsmann. Wobei ... vielleicht ist er gar nicht schwul. Vielleicht ist er ja bi. Gedanklich zucke ich mit den Schultern. Es ist mir egal, solange er nicht stockhetero ist. Das wäre wirklich fatal für meine anschwellende Libido.
Das bringt mich auf den Gedanken, was eigentlich mit mir ist. Was bin ich? So viele Jahre war ich mit Lara zusammen gewesen und plötzlich stelle ich GaySanta hinterher? Ich muss lächeln, denn so abwegig ist das gar nicht.
Zu meinem 18. Geburtstag war ich das erste Mal schwach geworden. Ich war nicht, wie im Nachhinein allgemein behauptet, besoffen gewesen. Nein, ich war leicht angetrunken. Und Bastian war sehr verlockend gewesen, wie er da auf meinem Bett gesessen hatte. Interesse an Jungen hatte ich schon vorher gehabt, doch der Mut hatte immer gefehlt. Und plötzlich saß da ein heißer Typ auf meinem Bett und lockte mich mit dem Finger zu sich. Wir hatten nur wild geknutscht, da er es vorgezogen hatte, mitten in meinen Küssen einzuschlafen, doch mein Hirn war nachträglich geprägt worden – bis ich Lara kennen gelernt hatte.
Vielleicht war ich von meinen Eltern zu sehr beeinflusst worden. ‚Junge, ein bisschen knutschen okay, aber für die Zukunft wäre ein Mädchen schon besser.’ So die Aussage meines Vaters. Und wirklich, jahrelang hatte ich außer Lara nichts gesehen. Doch was sollte ich nach diesem Arschtritt denken? Weg von den Weibern, zurück zur Urquelle? Warum nicht?
Ich mustere Santa Claus, der umringt von meinen großartigen Kollegen ist und grinse ihn frech an, als sich unsere Blicke treffen.
„Herr Miller, entschuldigen Sie mich bitte. Ich muss ein kleines Gespräch führen.” Mein Boss sieht mich nachdenklich an, als würde er tatsächlich darüber nachdenken, wem er in den letzten fünfzehn Minuten das Ohr abgekaut hat, dann wendet er sich ... ‘Fraulein Allen, wie großartig ...’ zu.
Kopfschüttelnd sehe ich ihm nach. Freak!
Langsam schlendere ich in Richtung des Weihnachtsmannes, der sich scheinbar schwer losreißen kann. An einen Pfeiler gelehnt, die linke Hand lässig in der Hosentasche, beobachte ich ihn. Er redet mit den Händen. Irgendwie gefällt mir das. Wild gestikulierend erzählt er eine frei erfundene Geschichte von seinen Rentieren am Nordpol, die meine Kolleginnen zum lachen bringt.
Mehr und mehr bekam ich Lust, ihn mir genauer anzusehen.
Santa Claus schaut zu mir, beobachtet, wie ich ihn mit gesenkten Wimpern betrachte, das Glas an meinen Mund führe, nippe und mir beinahe lasziv den Scotch von den Lippen lecke.
Warte ... hat Britt nicht etwas von einem gemütlichen Hinterzimmer erzählt? Langsam begebe ich
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