Pink Christmas (German Edition)
bernsteinfarbenen Flüssigkeit, die mich praktisch anlächelt: irischer Whiskey. Als ich mich mit dem Glas in der Hand umdrehe, ziehe ich die Augenbrauen zusammen. Wie, zum Geier, kann Lara mich gegen dieses rothaarige, fette Monster eintauschen?
Ich betrachte meine Bauchmuskeln, mein dunkles, fransig geschnittenes Haar, die grünen Augen und die kräftigen Oberarme. Ich habe für einen Mann verhältnismäßig weiche Gesichtszüge, doch das stört mich nicht sonderlich. Ich sehe nicht schlecht aus. Naja, auf jedenfalls sehe ich besser aus als Brent. Was aber auch nicht so schwer ist. Lara muss blind geworden sein.
Ich nippe an der wohltuenden Flüssigkeit und lege mit geschlossenen Augen den Kopf in den Nacken.
Was für ein Scheiss!
Nach kurzer Überlegung beschließe ich, dass mir ein warmes Bad nicht schaden kann. Schließlich will ich heute Abend noch auf eine Party.
Und was soll ich sagen? Nach gefühlten zehn und tatsächlichen zwei Stunden fühle ich mich besser, ausgeruhter und frischer … und aufgeweichter. Mist. Die Schrumpelfinger werde ich ja wohl bis zur Party los sein.
Als Lara mich rausgeworfen hatte, waren meine Klamotten hinterher geflogen. Es war so verdammt theatralisch gewesen, wie im schlechtesten Hollywoodfilm. Erst ich, dann meine gesamte Garderobe, meine Schuhe und zum Schluss der Koffer. Und nein, ich habe nicht, wie die Protagonisten im Film, dagestanden und ‚Hör auf, Schatz’ gebrüllt. Ich habe mich an einen Baum gelehnt und schweigend zugesehen. Was hätte ich auch sonst tun sollen? Ihr noch Futter geben? Niemals! Dafür trage ich zu viel Stolz in mir.
Nun lege ich einen anthrazitfarbenen Anzug auf das Bett, ein weißes Hemd und eine passende Krawatte. Der Gedanke, mich in diesen Anzug zu quälen, hebt meine Stimmung keinesfalls. Lieber würde ich in meiner geliebten Jogginghose gehen. Bei dem Gedanken muss ich grinsen und betrachte das zusammengeknüllte Kleidungsstück auf dem Sessel.
Nichtsdestotrotz streife ich das Handtuch ab, schlüpfe in dunkelgraue, enge Shorts, Socken und schließlich den Anzug. Immer wieder schiele ich zu der Jogginghose. Reizvoller, viel reizvoller und definitiv würde ich damit auffallen.
Ich bleibe brav. Schließlich würde sich das gesamte Kollegium das Maul über mich zerreißen. Nein, es gibt Besseres.
Fertig angezogen und so gar nicht motiviert, fahre ich zum Hotel. Besser gesagt, ich lasse mich fahren. Der Taxifahrer, ein übereifriger Kroate mit einer ausgeprägten Weihnachtsmacke und einem Taxi, welches stylisch gut mit Santas Schlitten mithalten kann – zumindest waren sie aus dem selben Jahrhundert – erzählt mir in einem fort, wie wichtig guter Eierpunsch zu Weihnachten sei. Ich schwor mir, mich gleich in der Punschschüssel zu ertränken.
Dann stehe ich vor dem Hotel. Klasse, ich habe keine Lust. War ich eben noch völlig übermotiviert, um es Lara und ihrem Stecher heimzuzahlen, wird mir plötzlich bewusst, dass sie es ohnehin nie erfahren werden. Wozu also der ganze Aufwand? Ich könnte nach Hause … äh … ins Hotel gehen und mir da einen hinter die Binde gießen; frustriert allein ins Bett gehen und meine kleine, kaputte Welt bis in den Schlaf bedauern. Oder …
„Daniel!“ Britt steht plötzlich hinter mir, zusammen mit ihrem Verlobten Patrick.
Ich setze ein verzweifeltes Lächeln auf. „Kann ich wieder gehen?“
„Oh nein, du kommst mit und wirst dich amüsieren. Wäre doch gelacht, wenn wir das nicht hinbekommen, nicht wahr, Jungs?“
Patrick genauso wenig wie ich, haben auch nur die geringste Chance. Sie zieht uns schon fast brutal ins Gebäude. Hinter ihrem Rücken werfe ich Patrick einen amüsierten Blick zu. „Sicher, dass du die Frau wirklich heiraten möchtest?“
Obwohl Britt leise murrt, antwortet Patrick frech: „Ich überlege gerade.“
„Ohhhh … du!“, faucht sie gespielt entrüstet und schlägt ihm leicht auf den Arm.
„Ich werde geschlagen. Dan, hast du das gesehen?“, ruft ihr Verlobter, schlingt dann aber die Arme um sie, küsst sie fest auf den Mund, was sie wie ein verliebter Teenager kichern lässt. „Paddy, du ruinierst mein Make-up!“
Ich sehe ihnen einen winzigen Augenblick zu, dann reiße ich mich los und betrete den Festsaal.
Riesige Weihnachtsbäume stehen überdekoriert in den Ecken, runde, festlich geschmückte Tische mit dunkelroten Tischdecken säumen den gesamten linken Bereich. Die Tanzfläche nimmt den übrigen Platz ein.
Die Deko ist mir zu viel, die Menschen zu
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