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Pink Christmas (German Edition)

Pink Christmas (German Edition)

Titel: Pink Christmas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin C. Skylark
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Männlichkeit. Er hatte ihm den Weg gezeigt, den zu beschreiten seine Lebensaufgabe war. Er hatte ihn geöffnet, für sich selbst und für den großen Geist, dem zu dienen Tschunka mehr als bereit war, nun, da er um sich selbst wusste.
    „Du wirst leben“, hatte Amutilla gesagt, „und du wirst diejenigen finden, die zu uns gehören. Vielleicht wird einer dabei sein, dem du weiterreichen kannst, was ich dir heute gab, und dann schließt sich auch für dich der Kreis. So soll es sein, bis in alle Ewigkeit.“ Und dann hatte Amutilla ihm den Namen zurückgegeben, den Tschunka für ihn gewählt hatte: „Ich brauchte keinen Namen, denn ich bin in dir, wie heute Nacht, für immer.“ Damit hatte er den jungen Mann auf die Stirn geküsst, sich ohne ein weiteres Wort ab- und der neuen Sonne zugewandt.
    Mit jedem seiner Schritte verschluckte ihn der Feuerball ein bisschen mehr, verbrannte Haut und Haar, die ganze Gestalt. Tschunka kniff die bereits tränenden Augen zusammen, als er ihn nur noch als winzigen schwarzen Punkt vor dem Horizont ausmachen konnte. Schließlich drehte sich der Fremde noch einmal um, und trotz der unendlichen Weite zwischen ihnen, schien es Tschunka, als glühten die goldenen Augen ein letztes Mal auf, um dann mit dem Licht der gelben Sonnenscheibe zu verschmelzen. Dann war da nichts mehr und zugleich alles.
    Niemand konnte sagen, ob in jener Nacht des Neubeginns nicht vielleicht sogar Manitu selbst als Mensch gekommen war, um dem jungen Indianer seinen Schutz zu geben und einen Namen für sein neues Leben: Amutilla.

Von A. Leunig bisher erschienen:

    ISBN 978-3-940818-52-2

S.A. Urban

Man weiß ja nie, wie der Tag noch endet

    Die Absätze von Theos Stiefel zogen lange Spuren durch den frisch gefallenen Schnee. Dicht und flauschig hatte er sich auf alle Flächen gelegt und tauchte die Umgebung in ein weißes, diffuses Licht. Der erste Schnee in diesem Jahr war genau am richtigen Tag gekommen, um der Welt ein friedliches Gewand umzulegen. Sehr passend für Heiligabend, dachte Theo sarkastisch. Sein dunkler Mantel fegte an den dicht stehenden Grabsteinen entlang und war schon nach wenigen Schritten wie mit Puderzucker bestäubt. Es dämmerte bereits. Theo konnte die Nacht kaum noch erwarten. Aber zuvor hatte er noch etwas zu erledigen.
    Seine Schritte waren auf einen dunkelgrauen Granitstein am Ende des schmalen Weges gerichtet. In der Hand hielt er ein Windlicht aus buntem Glas, blau und grün. Zielstrebig ging er auf die unscheinbare Grabstelle zu und blieb starr davor stehen.
    „Ich wünsche dir eine besinnliche Heilige Nacht, Marco“, flüsterte er. Nebelwölkchen bildeten sich dabei vor seinem Mund. Er sah in den tristen grauen Himmel hinauf und strich sich über die tiefliegenden Augen. „Ich bringe dir keine Blumen. Ich weiß, dass du Schnittblumen nicht magst.“
    Schwerfällig ließ er sich vor dem Grab auf die Knie sinken und stellte das Windlicht darauf ab. Er holte eine Streichholzschachtel aus seinem Mantel hervor. Das Streichholz zischte auf, als er es über die Reibefläche strich. Er hielt es an den Docht, bis dieser Feuer fing.
    „Schau, Marco, blau und grün, so wie das Meer, als wir uns kennenlernten.“ Er ließ das abgebrannte Streichholz auf den frischen Schnee fallen. „Weißt du noch, was du mir im Sommer versprochen hattest?“ Er hielt den Blick gesenkt. „Du hattest gesagt, wir feiern den heutigen Tag gemeinsam. Nur wir zwei. Wir wollten den Baum schmücken und uns unter ihm lieben. Du hattest mir versprochen, ab jetzt jedes Weihnachten mit mir zu verbringen …“ Ein leises Schluchzen drang aus Theos Brust. Die nächsten Worte flüsterte er leise, fast verschwörerisch: „Ich verspreche, wenn diese Kerze erlischt, bin ich schon bei dir.“
    Noch tiefer sank Theos Kopf. Obwohl er erst dreiundzwanzig Jahre alt war, wirkte sein gebeugter Körper wie der eines alten Mannes. Und so fühlte er sich auch, am Ende seines Lebens, eines traurigen, sinnlosen Lebens. Noch einmal fuhr er sich mit dem Handrücken über die schmerzenden Augen. Dann stand er auf.
    „Bis morgen“, flüsterte er. Seinen Entschluss hatte er gefasst und nichts würde ihn davon abbringen – dachte er in diesem Moment noch. Die Tabletten lagen bereit. Sie warteten schon seit Tagen auf ihn. Es war nicht schwer gewesen, seinen Arzt um immer Stärkere zu bitten. Er schlief nicht mehr gut. Sobald er einschlief, quälten ihn Albträume und ließen ihn schon nach wenigen Stunden schweißgebadet

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