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PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: FernWeh (German Edition)

PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: FernWeh (German Edition)

Titel: PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: FernWeh (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hortense Ullrich , Joachim Friedrich
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mir jedenfalls eingebildet. Vielleicht wegen mir? Hast Du Dir Sorgen um mich gemacht?
    Endlich! Endlich treffen wir uns, habe ich gedacht. Sie ist gekommen, um mich zu retten!
    Nur, dann hast Du gerufen: »Sofort verhaften!«
    Zunächst habe ich gedacht, Du meinst die Japaner, die mich verfolgt haben. Aber als ich mich umsehe, ist da kein Japaner. Erst in dem Moment fällt mir auf, dass Du auf mich zeigst! Warum hast Du das gemacht? Und warum haben Knauer und Sampft auf Dich gehört und mich tatsächlich verhaftet? Und warum hast Du die ganze Sache nicht richtiggestellt? Schließlich sind die Japaner doch die Gangster und nicht ich!
    Wo bist Du überhaupt? In dem ganzen Durcheinander habe ich Dich aus den Augen verloren.
    Ich sitze jetzt jedenfalls im Polizeiwagen. Knauer sitzt vorn und neben mir Sampft, der sich ein Tütchen Brause nach dem anderen in den Schlund schüttet und neugierig auf meinen Mobile-office-Bildschirm guckt. Darum mache ich jetzt Schluss. Aber ich will eine Erklärung von Dir, warum Du die Polizei auf mich gehetzt hast! Und hol mich hier wieder raus! Schnell, bitte!
    Berry
     
     
    Von: PinkMuffin
    An: BerryBlue
    Betreff: Aussage verweigern!
     
    Hi, Berry,
    war aufregend, Dich eben zu sehen. Fast hätte ich vergessen, Dich verhaften zu lassen, musste mich überwinden, besonders weil Du mich so angestrahlt hast. Schon blöd, dass wir keine Zeit hatten, mal in echt miteinander zu reden. Aber hey, Du bist in Sicherheit, das war erst mal wichtiger.
    Ich sitze übrigens in dem anderen Polizeiwagen, wir fahren hinter Euch her. Ich werde das alles klären, wenn wir im Polizeirevier sind. Du brauchst gar nichts zu sagen. Ist vielleicht wirklich das Beste: Sag nix, verweigere die Aussage oder so, sonst redest Du Dich um Kopf und Kragen. Und Du wirst mir noch danken, das schwör ich Dir. Dass ich Dich habe verhaften lassen, war ’ne geniale Idee, glaub mir.
    Aber ich fang am besten von vorne an zu erzählen, damit Du meine Entscheidung nachvollziehen kannst.
    Also: Ich konnte vorhin im Hotel nicht länger auf Dich warten, denn ich musste zu meiner Großmutter wegen dieses »Jour fixe«. (Ist ’ne antiquierte Angelegenheit, soll heißen »fester Tag« und bedeutet, dass immer zur selben Zeit am selben Ort so was wie ein »Salon« stattfindet.)
    Ähm, merke gerade, ich sollte Dir wohl auch »Salon« erklären. So was hat man zu Goethes und Schillers Zeiten veranstaltet, da war das voll »in«. Das waren schöngeistige Zirkel, die im Hause einer Dame der Gesellschaft stattfanden. Dort traf sich die geistige Elite, junge vielversprechende Künstler, Adlige und die Superreichen (was damals sowieso ein und dasselbe war) und man führte anregende Gespräche. Das war von 1700-noch-was bis etwa Ende 1800 »in«, es ist also schon etwas länger aus der Mode.
    Du siehst, meine Großmutter ist echt up to date, haha. Sie sagt immer: »Ein Salon dient dem freien Gedankenaustausch feinsinniger Geister, ungeachtet der Klassenschranken.«
    »Ungeachtet der Klassenschranken« – hallo, Großmama, wir leben im 21. Jahrhundert. Aber egal, wenn’s ihr Spaß macht.
    Hey, Moment – ungeachtet der Klassenschranken – haha, dann könntest Du ja auch mal kommen.
    Na, wie auch immer.
    Jedenfalls bin ich vom Hotel aus nach Hause und dann mit meiner Mutter gemeinsam zu meiner Großmutter gefahren. Ich hatte den kardinalen Fehler gemacht, meiner Mutter von dem »Jour fixe« zu erzählen, und mir nix dabei gedacht, als sie begeistert rief: »Oh, da komme ich mit!«
    Das hätte ich verhindern müssen, denn ich weiß ja, dass meine Großmutter meine Mutter für absolut nicht standesgemäß hält und immer noch einen Groll auf meinen Vater hat, weil er statt in die geistige Elite oder den Geldadel einzuheiraten, das Topmodell seines Kosmetikkonzerns geehelicht hat. Er war der Meinung, eine »standesgemäße« Heirat sei nicht nötig, weil er ja selbst Geld hätte und adlig sei, also könne er doch jemanden heiraten, den er liebt. Dieser Logik konnte meine Großmutter nicht folgen. »Wer heiratet denn aus Liebe?!«, empörte sie sich. »Eine Ehe soll ein Leben lang halten, also muss man andere Kriterien anlegen.«
    Na ja, jedenfalls lässt meine Großmutter keine Gelegenheit aus, meine Mutter spüren zu lassen, dass ihr die humanistische Bildung fehlt. Und es ist immer wieder erfrischend zu erleben, wie meine Mutter mit dem liebenswertesten Lächeln Großmutters Spitzen entgegennimmt, ohne je zu verstehen, was gemeint ist.
    Also,

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