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PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: IrrLäufer (German Edition)

PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: IrrLäufer (German Edition)

Titel: PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: IrrLäufer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hortense Ullrich , Joachim Friedrich
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angemeldet – kein Kommentar bitte, ich weiß selbst, dass es ’ne überteuerte Privatschule ist.) Jedenfalls bin ich nicht gerade ein „Sonnenscheinchen“ und zu allen Leuten nett und fröhlich, weil ich eben die meisten Leute ziemlich bescheuert finde. Aber Du scheinst echt nett zu sein. Anders irgendwie. Das find ich prima. Nur mach das jetzt bloß nicht mit ’ner blöden Romantiknummer kaputt.
    Wollte ich nur mal sagen.
    Falls ich völlig danebenliege, sorry. Dann vergiss es.
    Dein Genöle über Dein Erscheinungsbild hat mich nämlich etwas stutzig gemacht. So, wie Du Dich beschreibst, schrappst Du ja mal grad so am Glöckner von Notre-Dame vorbei. Ich schwör Dir, wenn das alles bloß so ’ne blöde Kokettiererei ist, weil Du – wenn wir uns treffen – von mir hören willst: „Och, du siehst doch super aus“, dann bin ich echt sauer. Also, ich kann für Dich nur hoffen, dass Du wirklich hässlich wie die Nacht bist.
    Und um auf Dein PS zu kommen, ich hab kein Kindermädchen (hatte ich früher, alle vier Wochen ein neues, weil die immer vorzeitig gekündigt haben – keine Ahnung, wieso), Colette ist unser HAUSmädchen. Ja, unser Haus hat ein eigenes Mädchen, haha.
    Im Grunde genommen finde ich das ja auch dämlich, ich meine: unseren Lebensstil und die Kreise, in denen wir uns bewegen. Mit den Sprösslingen der Freunde meiner Eltern komm ich nicht zurecht – die mit mir auch nicht. Die Designer-Klamotten, die meine Mutter immer für mich anschleppt, verklopp ich wieder über eBay. Ich hasse das Zeug. Kann aber das Geld gut gebrauchen.
    Geld ist nämlich gar nicht so schlecht, das kann ich Dir sagen. Und ich brauch jede Menge Geld, für meine Projekte.
    Zurzeit hab ich gerade eine Sache laufen wegen der Etiketten mit den Pflegehinweisen in Kleidungsstücken. Hast Du die schon mal gelesen? Ich hab gerade das fünfte Kleidungsstück gefunden, in dem allen Ernstes stand: Nicht waschen, nicht chemisch reinigen. Ich meine, was denken die, soll man mit dem Ding machen? Wegwerfen, nachdem man es getragen hat?! Ist doch wohl absurd.
    Hab ein paar bitterböse Briefe geschrieben, mal sehen, ob’s was nützt.
    Das Geld von eBay brauch ich auch für das Obdachlosenasyl. Mit dem Obdachlosenasyl hat es nämlich angefangen. Ich bin da letztes Jahr durch Zufall hingeraten, weil ich durch die Stadt gestromert bin. Vor dem Haus hingen zwei Männer rum. Die haben mir leidgetan und ich hab gedacht, ich könnte ihnen doch irgendwie Geld geben. Aber ich konnte ja schlecht hingehen und ihnen 20 Euro in die Hand drücken (hatte nur 20 dabei). Also hab ich gedacht, ich mach das ganz clever, ich „verlier“ das Geld und die beiden können es dann finden. Hab ich also gemacht.
    Aber zwei Minuten später lief hinter mir jemand her. „He, Frollein, du hast was verloren!“, rief er und hielt mir den 20-Euro-Schein hin.
    Ich bin total rot geworden, war mir oberpeinlich. Ich hab gesagt: „Nee, ist nicht mein Geld.“
    Er meinte: „Doch, du warst die Einzige, die gerade hier vorbeigegangen ist. Das muss dein Geld sein.“
    Ich hab rumgedruckst und gemeint: „Ach was, das können Sie behalten, ich brauch’s nicht.“
    Aber er meinte: „Nix da, ein junges Mädchen braucht immer Geld.“ (Ich seh nicht gerade reich aus.) Daraufhin hat er mir das Geld wieder in die Hand gedrückt.
    Da hab ich mir überlegt, ich muss das irgendwie geschickter anstellen. Und dann hab ich regelmäßig Bargeld in einen Umschlag getan und an das Heim geschickt.
    Ich hab versucht, mit meinen Eltern darüber zu reden, und hab sie gefragt, ob wir eigentlich etwas Gutes für die Allgemeinheit tun.
    Meine Mutter guckte groß und fragte nur: „Was meinst du denn damit?“
    Mein Vater sagte: „Allerdings. Wir kurbeln die Wirtschaft an.“
    „Ach, und wie?“, hab ich gefragt.
    „Deine Mutter macht das, indem sie Geld ausgibt“, lachte mein Vater und ging aus dem Zimmer.
    Meine Mutter strahlte mich an. „Siehst du, ich tu was!“
    „Aber was ist zum Beispiel mit Obdachlosen? Können wir denen nicht mal was spenden?“
    Meine göttliche Mutter sagte daraufhin: „Xeni, die Leute sollen arbeiten, dann können sie sich auch ’ne Wohnung leisten.“
    „Na, die hatten ja mal ’ne Wohnung, als sie Arbeit hatten, aber wenn sie keine Arbeit mehr haben, können sie auch die Wohnung nicht mehr bezahlen!“, hab ich daraufhin gesagt.
    Meine Mutter nickte bloß und flötete: „Das meine ich!“
    Ich hab dann nicht mehr weitergeredet, sondern die Sache anders

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