PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: IrrLäufer (German Edition)
kennengelernt?“
Ich überlegte. „Also, genau genommen kennen wir uns nicht, wir sind bloß befreundet. Aber das ziemlich gut.“
Meine Großmutter schaute mich an. „Ihr seid befreundet, kennt euch aber nicht?“
Ich lachte, das klang wirklich merkwürdig. „Nein, wir haben schon eine Menge zusammen erlebt, aber wir haben uns noch nie getroffen.“
Das half meiner Großmutter nicht weiter, sie fragte: „Ist das das Problem, über das du mit mir sprechen wolltest?“
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, mit Berry hab ich kein Problem.“
„Berry? Das ist der Name des Jungen? Mit dem du befreundet bist? Den du noch nie getroffen hast? Mit dem du aber schon eine Menge erlebt hast?“
Ich nickte fleißig zu allen Fragen.
„Gehst du noch regelmäßig zu diesem Klinghuber?“
„Ja.“
„Das kommt davon! Ich habe deiner Mutter schon so oft gesagt, dass Psychologen gefährlich sind.“
„Das Café von Berrys Eltern scheint gut zu laufen“, versuchte ich, das Thema zu wechseln.
Meine Großmutter ging prompt darauf ein: „Fleißige Leute, die Eltern. Vom alten Schlag. Sehr angenehm“, meinte sie.
Ich schaute auf dem Kuchenteller umher. „Hast du auch die Walkürenbällchen?“
Meine Großmutter bekam einen leicht tadelnden Blick. „Die hatte ich nur einmal, ich fand sie nicht salonfähig.“
Keine Ahnung, was sie damit meinte, aber ich nickte und überlegte, wann ich endlich die Laborschweine ins Spiel bringen durfte.
Zum Glück erlöste sie mich kurz darauf. „So, nun haben wir ein wenig Anstandskonversation betrieben, jetzt darfst du mit deinem eigentlichen Anliegen kommen, Mathilda.“
Ich hatte mich so lange beherrscht, dass ich nun unvermittelt mit meinem „Anliegen“ rausplatzte: „Befrei die Schweine!“
Meine Großmutter reagierte – ich muss zugeben, das war nun wirklich das richtige Wort: konsterniert.
„Ich muss doch sehr bitten, Mathilda!“, entrüstete sie sich.
Das Problem war wahrscheinlich, dass ich mich nicht an ihre Regel gehalten hatte „Ganze Sätze bitte und Vorgänge chronologisch erzählen“.
Also fing ich noch mal an. „Im Labor von Camilla Honig werden zwei Schweine als Versuchstiere gehalten. Sie müssen den ganzen Tag auf einem Laufband joggen und sind verkabelt“, berichtete ich.
„Das ist ja hanebüchen!“, rief meine Großmutter.
Sie klingelte nach dem Mädchen und ließ sich das Telefon bringen.
Dann wählte sie die Nummer vom Labor. „Frau Professor Honig bitte.“ Als Camilla dran war, sagte meine Großmutter: „Liebes, ich höre gerade, du hältst in deinem Labor zwei Schweine. Würdest du die bitte umgehend auf einen Bauernhof bringen, damit sie ein ihrer Natur angemessenes Leben führen können?“ Camilla antwortete etwas und meine Großmutter nickte. „Danke. Komm mal wieder zum Tee vorbei, Liebes.“
Das war wirklich eine Meisterleistung von kurzem, effizientem Telefonat! Wow!
Meine Großmutter legte auf und lächelte mich an. „Bist du nun beruhigt, mein Kind?“
„Absolut! Tausend Dank, Großmama!“, rief ich.
Unter normalen Umständen (also, wenn wir eine normale Familie wären) hätte ich sie umarmt, aber ich denke, meine Großmutter würde einen solchen Gefühlsausbruch nicht gutheißen. „Contenance, Mathilda, Contenance“, sagt sie stets, was wohl so viel wie „Verbeiß dir jede Art von Gefühl“ heißt.
„Und du bist sicher, sie macht das auch?“, fragte ich dann nach.
Nun schaute mich meine Großmutter völlig verständnislos an. „Ohne jeden Zweifel, ich habe sie doch darum ersucht!“
Hm, meine Großmutter hat wohl recht, schließlich hat sie wirklich etwas Zwingendes in ihrer Liebenswürdigkeit.
Ich strahlte und lehnte mich zufrieden zurück, meine Welt war wieder in Ordnung.
„Was gibt’s sonst so Neues?“, fragte ich fröhlich. „Ich hab gerade ein Essay über Nietzsche gelesen, das war hochinteressant“, begann ich und wir plauderten noch ein Stündchen aufs Gepflegteste.
Inzwischen bin ich wieder zu Hause und dachte mir, nun ist es wirklich an der Zeit, dass wir uns endlich mal treffen! Wie absurd unser Verhältnis ist (werd jetzt bloß nicht wieder nervös), fiel mir nämlich auf, als ich meiner Großmutter versuchte, von Dir zu erzählen.
Also, Berry, nachdem jetzt alles in Butter ist, komm vorbei!
Freu mich! Bis dann!
MAX
Von: BerryBlue
An: PinkMuffin
Betreff: Schweinealarm!
Hi, MAX.
Ich weiß auch nicht, warum, aber es kommt immer anders, als man denkt.
Ich dachte:
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