PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: IrrLäufer (German Edition)
Alles klar, die Großmutter hat die Schweine befreit, der Vater ist nicht pleite und vor allem: MAX ist nicht mehr in Gefahr. Also, alles im Lot! Eigentlich wollte ich ja sofort zu Dir. Ich hab dann aber beschlossen, vorher noch kurz bei Kuhlhardt vorbeizugehen, um mich zu bedanken. Schließlich hat er die ganze Sache ja aufgeklärt. Mir ist zwar immer noch schleierhaft, wie er das gemacht hat – und vor allem, warum, aber im Grunde ist das ja egal. Hauptsache: Ende gut, alles gut.
Ich schwatze meinem Vater also ein Glas Kaiserkirschen ab, kaufe von meinem Taschengeld einen Blumenstrauß und mache mich auf den Weg zu Kuhlhardts Büro. Ist fast schon meine zweite Heimat geworden.
Dieses Mal ist Milfina da. Sie sitzt hinter ihrem Schreibtisch und tippt tatsächlich auf der Computertastatur herum.
„Berry!“, strahlt sie mich an. „Es ist doch immer wieder schön, ein junges Gesicht in diesen dunklen Hallen zu sehen!“
Ich halte ihr die Blumen unter die Nase.
„Sind die für mich?“, ruft sie.
„Ja. Als Dankeschön. Für die Sache mit MAX und so.“
„Das war doch nicht nötig!“, ruft sie. „Außerdem habe ich ja kaum etwas dazu beigetragen.“ Sie nimmt die Blumen aber trotzdem, geht zu einem Regal, schüttet Brühwürfel aus einer Vase und stellt die Blumen hinein. „Hübsch“, sagt sie. „Blumen gibt es bei ALDI selten – und wenn, dann nur Topfpflanzen.“
„Ist Kuhlhardt da?“, frage ich sie.
„Nein, er ist unterwegs. Keine Ahnung, wo.“
Ich reiche ihr die Kaiserkirschen. „Die sind aus unserer Backstube.“
„Kaiserkirschen!“, kreischt sie auf. „Glaub mir, Berry: Kuhlhardt wird dir auf ewig dankbar sein! Er stirbt für Tomatensaft mit Pfeffer und einer Kaiserkirsche!“
„Ich weiß. Für Lipinski hab ich leider nichts. Außerdem schuldet er mir wohl eher was. Meine Hose muss jedes Mal gewaschen werden, nachdem ich ihm begegnet bin.“
„Er mag dich halt.“
„Kann ich drauf verzichten. Ist er denn da?“
„Nein, auch unterwegs. Aber er hat mir wenigstens gesagt, wohin er geht.“
„Aha.“
Sie sieht sich um, als fürchte sie, jemand könne uns belauschen. „Ich verrate dir ein Geheimnis“, flüstert sie. „Wenn du nicht willst, dass Lipinski dich – auf seine ganz besondere Art begrüßt, dann sag laut ein Zitat aus einem James-Bond-Film.“
„Wie?“
„Lipinski liebt James Bond! Ja, er verehrt ihn! Wenn du also laut und deutlich einen Spruch aus einem Bond-Film zitierst, dann erstarrt er sozusagen vor Ehrfurcht. Und er vergisst, dich anzupinkeln.“
Ich hab keine Ahnung, was sie meint. Den letzten James-Bond-Film hab ich gesehen, als ich acht war.
„Was soll ich denn da sagen?“, frag ich sie.
„Völlig egal! Irgendein Zitat aus einem der Filme. ,Martini, gerührt, nicht geschüttelt‘ zum Beispiel. Oder ,Mein Name ist Bond, James Bond‘, oder ,Sie sehen wieder zauberhaft aus, Moneypenny‘. So etwas in der Art.“
„Werde ich mir merken“, sage ich nur.
Du hast recht, MAX. Kuhlhardts Büro ist ’ne andere Dimension.
„Möchtest du etwas trinken?“, fragt Milfina mich dann. „Jetzt, wo du so einen schönen Vorrat an Kaiserkirschen mitgebracht hast, kann Kuhlhardt sicher auf eine verzichten.“
„Nein danke!“, rufe ich etwas zu laut. „Ich wollte sowieso gehen. Die Sache mit MAX ist ja jetzt aufgeklärt und –“
„Aufgeklärt? Das glaube ich nicht“, unterbricht sie mich.
„Wie meinen Sie das?“
„Wie gesagt, Lipinski hat mir verraten, wohin er geht. Ich sage nur: Schweinerei!“
„Ich verstehe nicht“, antworte ich und wahrscheinlich sehe ich auch genauso aus.
Milfina lächelt mich an. „Wenn ich es richtig mitbekommen habe, dann hat Camilla ihr Schweineexperiment nicht beendet.“
„Wieso? Was? Aber ... “, stammle ich wie ein Sechsjähriger.
Milfina zuckt die Schultern. „Mehr weiß ich nicht. Nur, dass Lipinski an der Sache dran ist.“
„Und wo ist er jetzt? Lipinski, meine ich.“
„Bei dem Bauern, zu dem Camilla die Schweine angeblich bringen will.“
„Und wo ist der?“, frage ich.
Statt einer Antwort kramt sie in ihrem Schreibtisch. Was dabei alles zutage kommt! Du würdest es nicht glauben! Aber schließlich drückt sie mir dann doch einen Zettel mit der Adresse des Bauern in die Hand.
„Ist zwar ein Stück weit draußen“, sagt sie dabei, „aber trotzdem leicht zu finden.“
Ich nehme den Zettel und verabschiede mich dann, so schnell ich kann, von Milfina, damit ich Dir wenigstens noch
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