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Pioniere des Kosmos

Pioniere des Kosmos

Titel: Pioniere des Kosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Ulla Showells Miene zeigte jetzt, nachdem sie ihr Ziel erreicht hatte, spröde Verschlossenheit. Sie ging schnell und schweigend und blieb erst stehen, als sie den Treppenaufgang erreichte, der zu ihrer Kabine im ersten Oberdeck führte.
    »Es kann nicht schaden, wenn Sie es wissen«, sagte sie. »Ich habe mit Jarl darüber gesprochen, und wir sind übereingekommen, meinen Vater zu bitten, daß er etwas für ihn unternimmt. Die Flottenbasis beschäftigt viele Zivilisten in der Verwaltung, und für einen Mann wie Jarl gibt es dort lohnende Aufgaben. Mein Vater wird ihn übernehmen, wenn ich ihn darum bitte. Sie brauchen uns nicht zu helfen. Versprechen Sie mir nur, daß Sie den Plan nicht behindern werden.«
    Nachdem er sie ein paar Augenblicke nachdenklich betrachtet hatte, sagte er langsam: »Nein.«
    »Nein?« Ihre Augen weiteten sich, und sie trat zurück. »Ist das so zu verstehen, daß Sie den Plan behindern werden?«
    »Ich würde es tun, wenn ich es für nötig halten würde«, sagte Mark. »Aber ich brauche den Plan nicht zu behindern, weil er von selbst scheitern wird. Es gibt Dinge, die nicht einmal ein Flottenadmiral arrangieren kann. Und wenn Sie mich fragen, ist es gut so. Wenn es möglich wäre, ausgeloste Kolonisten durch Protektion freizukaufen, würde die Ungerechtigkeit des Systems vollends unerträglich.«
    »Sie meinen, mein Vater könne nicht mal einen einzigen Kolonisten für sich reklamieren?« sagte sie ungläubig. »Auch dann nicht, wenn er einen Bedarf nachweisen kann?«
    »Natürlich nicht«, sagte Mark. »Ich weiß, daß alles käuflich ist, aber hier wird Ihr Vater Schwierigkeiten haben, auch als Admiral. Selbst ein Mann würde ein Präzedenzfall sein, und es darf keine Präzedenzfälle geben, daß ausgeloste Kolonisten durch Hintertüren wieder zurückkommen. Die Erde will diese Leute vom Hals haben, ein für allemal. Für sie ist es lebenswichtig, daß der Bevölkerungsüberschuß, den sie nicht ernähren kann und darum in die Kolonien abschiebt, auch in den Kolonien bleibt.«
    Sie zwinkerte nervös. Der ungläubige Ausdruck verwandelte sich in Empörung.
    »Sie – was haben Sie gegen Jarl? Warum wollen Sie ihm die Chance nehmen? Sie müssen ihn hassen, oder Sie würden nicht so sein. Warum sind Sie so? Es gibt keinen Grund! Warum?«
    »Es gibt einen Grund«, sagte er und seufzte. »Aber Sie würden nicht verstehen. Keine Sorge, ich werde Jarl Rakkal für meine Station reklamieren. Aber aus meinen eigenen Gründen, nicht den seinen – oder Ihren.«
    »Sie … wollen ihn nehmen?«
    Die Eröffnung wirkte so stark auf sie, daß sie ihre Erbitterung vergaß und ihn mit großen Augen anstarrte.
    Er nickte kalt und suchte vor der Wirkung dieser Augen Zuflucht in der Erinnerung an das Ziel, das ihn seit seiner Kindheit beherrschte.
    Es spielte keine Rolle, wer Ulla war, oder daß sie glaubte, ihn für ihre Zwecke einsetzen zu können. Nichts spielte eine Rolle, solange er sie und andere gebrauchen konnte, um zu tun, was getan werden mußte.
    Darum spielte es auch keine Rolle, ob sie das verwöhnte Kind von Reichtum und Macht war, für das er sie zuerst gehalten hatte, oder ob sie in ihrer Weise eine selbstlose Idealistin war, die nur einem ins Unglück geratenen Bekannten helfen wollte.
    Es kam allein auf die Tatsachen an. Auf die Tatsache, daß die Moral der Flotte in jahrzehntelanger Tatenlosigkeit verfault war; auf die Tatsache, daß die Erde ihren Kolonien in eigennütziger Gleichgültigkeit gegenüberstand, lediglich bestrebt, jedes Jahr neue Massen von Kolonisten dorthin zu deportieren, um ihren eigenen künstlichen Lebensstandard zu erhalten; auf die Tatsache, daß Jarl Rakkal ein schlimmes Beispiel dieser egoistischen Gleichgültigkeit war, nur um sich selbst besorgt und niemandem als sich selbst von Nutzen; schließlich auf die Tatsache, daß ihr Vater genauso korrupt wie jeder andere Admiral der Raumflotte war.
    »Sie werden ihn nehmen?« fragte sie wieder, weil er nicht sofort geantwortet hatte.
    »Ja«, sagte er nüchtern. »Aber nicht umsonst. Ich habe meinen Preis dafür, daß ich Jarl Rakkal eine Zukunft biete, die besser ist, als ein Kolonist sie normalerweise erwarten kann, und es ist ein hoher Preis. Aber Sie können Ihren Vater dazu bringen, daß er ihn bezahlt.«

 
5.
     
    Der Mann auf dem Bett war nicht viel mehr als ein halber Mensch. Brot Hallidays rechtes Bein war unter dem Knie amputiert, das linke an der Hüfte. Sein linker Arm endete am Ellbogen, und seine rechte

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