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Pioniere des Kosmos

Pioniere des Kosmos

Titel: Pioniere des Kosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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darauf werden Sie bei mir landen.«
    Er ging weiter. Die halbe Stunde war fast um, als er und Ulla Showell zu Jarl Rakkal kamen.
    Jarl lag wie Orag Spal auf seinem Bett, aber anders als der letztere hatte er Schwierigkeiten, seinen Körper in dem begrenzten Raum unterzubringen. Er hatte seine dunkelblauen Stiefel ausgezogen, und seine in hellbraunen Wollsocken steckenden Füße ragten über das Fußende hinaus in den Durchgang. Das Mädchen sah ihn zuerst und lief zu ihm, und Jarl Rakkal schob sich ein wenig zur Seite, um auf der Bettkante Platz für sie zu machen.
    »Ulla!« sagte er erfreut. »Welch eine Überraschung! Setzen Sie sich zu mir.«
    Sie tat es. »Hallo, Jarl«, sagte sie leise und ergriff seine Hand. Sie schien dem Weinen nahe. Er tätschelte ihre Wange und lächelte.
    »Die Zeiten haben sich geändert, wie?« sagte er. »Aber machen Sie sich nichts daraus, Ulla. Die Vergangenheit ist erledigt, und ich kann mir nicht leisten, ihr nachzutrauern. Jetzt geht es darum, aus der Zukunft das Beste zu machen.«
    »Das nennst du eine Zukunft?«
    »Ich lebe, und ich muß mich auf die Zukunft einstellen, die mir offen ist.« Er blickte an ihr vorbei zu Mark, der mit seiner Liste am Fußende des Bettes stand. »Ist das nicht der Grenzer, mit dem ich vor dem Start aneinandergeraten bin? Ein Jammer, daß ich ihn nicht erwischt habe!«
    »Sein Name ist Mark ten Roos«, sagte Ulla. »Er hat mir geholfen, hier hereinzukommen.«
    »So? Mr. ten Roos, wie ich höre, sind Sie hier, um Leute für Ihre eigene Station auszusuchen. Wollen Sie nicht mich nehmen?«
    Mark reagierte nicht auf das Schmunzeln des anderen. Nüchtern fragte er: »Was können Sie?«
    »Ki, die meisten Sportarten, Zeitschriften machen, mit Menschen umgehen«, sagte Jarl. »Aber hauptsächlich bin ich einfach besser als die meisten. Ich lerne schnell, habe eigene Ideen und Initiative und kann selbständig und ohne Überwachung arbeiten.«
    Mark hatte nicht erwartet, daß Jarl Rakkal unter einem Minderwertigkeitskomplex leiden würde. Er konsultierte die Liste.
    »Verstehen Sie etwas vom Bankgeschäft?«
    Jarl hob eine Hand und ließ sie wieder fallen. »Meine Familie ist seit Generationen im Bankgeschäft«, sagte er. »Ich bin damit aufgewachsen, obwohl ich das Fach nicht regelrecht gelernt habe. Wenn Sie wirklich einen Bankier wollen, kann ich versuchen, die alten Geister wachzurufen und zu lernen, was nötig ist.« Er lächelte. »Aber ich habe noch nie gehört, daß sie draußen in den Kolonien Banken haben.«
    »Sie haben keine«, antwortete Mark. Er ließ seine Liste sinken und blickte zu Ulla.
    »Können Sie uns ein paar Minuten allein lassen?« fragte sie.
    Mark schüttelte seinen Kopf.
    »Ich bin für Ihre Sicherheit verantwortlich.«
    »Jarl kann mich beschützen.«
    Jarl lachte.
    »Liebes Mädchen«, sagte er, »ich bin einer derjenigen, vor denen er Sie beschützen zu müssen glaubt. Natürlich sind Sie hier sicher; weder ich noch einer von diesen anderen Kolonisten würde Ihnen ein Haar krümmen. Aber das kann er nicht wissen, und er nimmt seine Verantwortung ernst, und das ist richtig.«
    Ulla warf Mark einen grimmigen Blick zu, dann wandte sie ihren Kopf, beugte sich über Jarl und begann mit ihm zu flüstern.
    Mark, der kein Wort von dem hören konnte, was sie miteinander tuschelten, wartete geduldig. Nach zwei oder drei Minuten wurde das Licht plötzlich schwächer. Ein Glockenton erklang, und aus einem unsichtbaren Verstärker über ihnen sagte eine Stimme: »Beginn des achtstündigen Schlafzyklus. Bitte vermeiden Sie jeden Lärm, und beschränken Sie Ihre Gespräche und Bewegungen auf ein Minimum. Nehmen Sie Rücksicht auf das Ruhebedürfnis Ihrer Mitreisenden.«
    Die Deckenbeleuchtung wurde zusehends matter und erlosch bis auf ein trübes Glimmen. Jarl setzte sich aufrecht, und für einen Moment schien seine Gestalt im dunklen Schatten des oberen Betts mit der des Mädchens zu verschmelzen. Dann hörte Mark ihn sagen: »Wir müssen jetzt aufhören. Mr. ten Roos will gehen, und wir sollten nichts tun, was ihn abgeneigt machen könnte, mich für seine Station zu reklamieren.«
    Ulla stand auf, kam zwischen den Betten heraus und wandte sich wortlos nach rechts, wo die Treppe war. Mark folgte ihr durch das Halbdunkel. Sie stiegen die Wendeltreppe hinauf zum Ausgang, wo der Wachmann die Tür bereits geöffnet hatte und auf sie wartete.
    Wieder im Passagierteil des Schiffes, gingen sie schweigend den Weg zurück, den sie gekommen waren.

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