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Pioniere des Kosmos

Pioniere des Kosmos

Titel: Pioniere des Kosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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übertönte.
    Am Fuß der Treppe waren Toiletten und Waschräume, getrennt für Männer und Frauen. Mark nahm seine Listen in die linke Hand und ging vorbei in die erste Gasse zwischen den Bettenreihen. Er verglich die Nummern an den Fußenden der Betten mit denen seiner Liste, überflog die Angaben zur Person, warf einen Blick auf den Träger oder die Trägerin der Nummer und bewegte sich langsam weiter. Ulla Showell folgte ihm schweigend.
    Die wieder in Gang gekommenen Gespräche wurden aufs neue unterbrochen, wenn Mark in die Nähe der Sprechenden kam, so daß er und Ulla sich in einem kleinen, wandernden Kreis des Schweigens bewegten. Meistens blickte er nur kurz auf die Nummern, dann auf seine Liste, und ging wortlos zum nächsten Individuum weiter. Aber nachdem er ungefähr die Hälfte der ersten Reihe hinter sich hatte, blieb er vor einer Frau mittleren Alters stehen, die auf ihrem Bett saß und in einem Buch las.
    »Sie verstehen sich auf Astrophysik und Navigationstechnik?« fragte er, nachdem er in der Liste nachgesehen hatte.
    Ihr graues, faltiges Gesicht unter einer schwarzen Perücke blickte ausdruckslos zu ihm auf. »Ich war zehn Jahre lang Positionsoffizier auf Schiffen der Beagrans-Linie, bevor meine Nummer gezogen wurde«, sagte sie verdrießlich.
    Mark nickte. »Das ist gut. Dann können Sie Positionsberechnungen machen. Sie werden von mir hören.« Er machte ein Zeichen in die Liste und ging weiter.
    Ein paar Minuten später kam er zu einer kindlich aussehenden Gestalt, die mit gekreuzten Beinen auf einem oberen Bett saß. Ein Blick auf die Liste zeigte ihm, daß er es mit einer Professorin der Philosophie zu tun hatte. Weil er an einen Irrtum glaubte, sah er sich die Person genauer an. Ihr Kopf war etwas über seinem, und er war nahe genug, daß er die feinen Linien und Krähenfüße in ihrem kindlich runden Gesicht sehen konnte.
    »Lily Betaugh«, sagte er, die Augen auf seiner Liste, »bisher Philosophieprofessorin an der Universität Belgrad. Ist das richtig?«
    »Das ist richtig«, sagte sie. »Was wollen Sie?«
    »Was wissen Sie über die Meda V’Dan?« fragte er.
    »Sehr wenig«, antwortete Lily Betaugh. »Ich glaube nicht, daß Sie auf der Erde einen Menschen finden werden, der über ihre Kultur unterrichtet ist. Mir ist bekannt, daß sie mit uns und den unbekannten Rassen der inneren Galaxis Handel treiben. Wenn Sie eine geschriebene Philosophie haben, so weiß ich nichts darüber, und daß sie niemals an kulturellen Kontakten und dem Austausch von Ideen und Erkenntnissen interessiert waren, läßt mich an ihrer Behauptung, daß sie entwickelter seien als wir, zweifeln.«
    »Viel von ihrer Technologie ist entwickelter.«
    »Eine Maschine bedienen können und eine Maschine bauen können, sind zwei verschiedene Dinge«, sagte sie.
    Mark sah sie einen Moment aufmerksam an.
    »Vielleicht«, sagte er. Dann nickte er ihr zu und ging weiter.
    Als er eine Reihe hinter sich hatte, nahm er sich die nächste vor. Hin und wieder blieb er stehen, um den einen oder den anderen Kolonisten über eine bestimmte Fähigkeit oder ein Spezialwissen zu befragen, die in der Liste eingetragen waren. So lernte er einen Industriechemiker, einen Buchhalter, zwei Köchinnen, einen Ballettänzer und einen drahtigen, gebräunten Mann kennen, dessen Steckenpferd das Schmetterlingssammeln war. Der einzige jedoch, den er sofort für seine Station zu gewinnen suchte, war ein Mann namens Orag Spal, der dreizehn Jahre lang Feuerleitoffizier bei der Flotte gewesen war, bevor man ihn wegen Veruntreuung unehrenhaft entlassen hatte.
    »Mit diesem Schönheitsfehler in Ihren Papieren werden Sie zwar kaum in den Grenzdienst kommen«, sagte Mark, »aber wenn Sie für mich arbeiten wollen, können Sie fast die gleichen Privilegien haben – einen Job in Ihrem Fach, gute Bezahlung, Unterkunft und Verpflegung gratis. Natürlich müssen Sie dafür etwas tun, aber wir verlangen nichts Unmögliches. Wie stehen Sie dazu?«
    »Natürlich nehme ich das Angebot an«, sagte Spal. »Ich habe kein anderes, und solange die Alternative Kartoffelklauben oder Straßenbau heißt, fällt mir die Wahl nicht schwer.« Er lag ausgestreckt auf seinem Bett, ein stämmiger, breitschultriger Mann mit ergrauendem Haar. »Sie können auf mich zählen.«
    »In Ordnung«, sagte Mark. Er machte sein Zeichen neben Spals Nummer in die Liste. »Ich habe Sie für meine Station reklamiert. Sie werden mit allen anderen ins Auffanglager auf Garnera VI kommen, aber bald

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