Pioniere des Kosmos
zur Tür. »Ich werde entweder meinen Abschied nehmen oder mich versetzen lassen. Morgen früh wirst du es erfahren.«
»Warte einen Moment«, sagte Horace Hubble. »Vielleicht können wir diese Sache ausbügeln. Ich kann verstehen, daß du keine Lust hast, mit fünfzig einem zu gehorchen, der dein Sohn sein könnte, aber wir sollten nichts überstürzen.«
»Es gibt nichts auszubügeln«, sagte Stein, aber er blieb stehen und blickte noch einmal zu Brot zurück. »Brot hat klar gesagt, was er will, daran gibt es nichts zu deuteln. Und wenn er seine Meinung nicht ändern will …«
»Den Teufel werde ich …«
»Langsam, Brot«, sagte Horace. »Laßt uns alle ruhig über die Sache reden. Du solltest nicht so schnell vergessen, Brot, daß Stein seit bald zwanzig Jahren für die Station und dich gearbeitet hat; es gehört sich einfach nicht, ihn dafür in dieser Art abzufertigen. Du mußt zugeben, daß es nicht normal ist, vier ältere, erfahrene Männer zu übergehen, ohne die Frage des Dienstalters zu berücksichtigen.«
»Ich sage …«
»Nein.« Mark legte seine Hand auf Brots Schulter, um den alten Choleriker zu beruhigen. »Laß mich reden, Brot. Stein, du warst schon hier, als ich noch ein kleiner Junge war. Du kennst mich.«
»Ich kenne dich, Mark. Ich habe nichts gegen dich, Junge«, sagte Stein. »Ich mag dich sogar, was das angeht. Keiner von uns bezweifelt, daß du ein tüchtiger Kerl bist. Aber in unserem Bezirk leben mehr als zweitausendvierhundert Kolonisten, die von unserer Station abhängen. Ich war bis heute für Ernährung und Gesundheitswesen zuständig, und ich weiß, wovon ich rede. Du hast in verschiedenen Abteilungen gearbeitet und Erfahrungen gesammelt, das leugnet niemand, aber die zwei letzten Jahre hast du fern von aller Praxis auf der Erde verbracht und den unmittelbaren Kontakt mit unseren Problemen hier verloren. Dein Kopf steckt voller Bücherwissen, aber unsere Kolonisten können von Theorien nicht satt werden, wenn der Winter kommt. Wie ich sagte, die Station braucht einen erfahrenen Praktiker als Direktor, was mit all den neuen Kolonisten, die beraten und unterstützt werden müssen, weil sie ohne Hilfe nicht mal einen Nagel einschlagen können. Nein, ich halte Brots Entscheidung für falsch, und deshalb gehe ich.«
»Warte …«, fing Horace Hubble wieder an.
»Nein, Horace«, sagte Mark. »Laß’ ihn gehen. Wenn er so entschieden hat, wird er nicht auf mich hören, egal, was ich ihm sage. Ich würde nichts mit ihm anfangen können.« Er blickte zu Orval Belothen und Paul Trygve, den zwei anderen Grenzern. »Das gleiche gilt für jeden anderen, der sein Urteil bereits gebildet hat.«
Orval Belothen, klein und rundgesichtig und mit Anfang dreißig der jüngste Mann in der Station, rückte auf seinem Stuhl und blickte zu Boden. Paul Trygve, schlank, blond und zweiundvierzig Jahre alt, starrte Mark mit einer senkrechten Falte zwischen den zusammengezogenen Brauen an.
»Ich stehe auf Steins Standpunkt«, sagte er. »Für mich lautet die Frage nur, ob es noch einen Sinn hat, über die Sache selbst zu diskutieren, oder ob Brot und du entschlossen seid, euch über jeden Einwand hinwegzusetzen. Würdet ihr zum Beispiel den Vorschlag akzeptieren, daß über die Person von Brots Nachfolger in geheimer Wahl abgestimmt wird?«
»Kommt nicht in Frage!« krächzte Brot.
»Zur Sache selbst kann es keine Diskussion geben«, sagte Mark. »Brot hat das Recht, den Leiter der Station nach eigenem Ermessen zu bestimmen; er stellt sein Amt ja nicht offiziell zur Verfügung. Er bleibt pro forma Direktor, aber er beauftragt mich mit der Wahrnehmung seiner Geschäfte.«
»Warum macht das nicht Horace? Er hat die Station seit dem Überfall geleitet.«
»Dafür gibt es Gründe«, sagte Mark. »Sie haben nichts mit Horaces Person oder seiner Amtsführung zu tun.«
»Dann ist meine Frage beantwortet«, sagte Paul Trygve und erhob sich. »Im werde beim Sektionschef um meine Versetzung nachsuchen. Komm mit, Stein.«
Sie gingen.
»Nun gut«, sagte Mark zu den drei Männern, die mit ihm im Raum geblieben waren. Er zog einen Stuhl heran und setzte sich. Sie bildeten einen Halbkreis auf der rechten Seite von Brot Hallidays Krankenbett. »Ich will euch sagen, warum ich Brots Angebot annehme, und wenn ihr zwei ebenfalls um eure Versetzung einkommen wollt, nachdem ich fertig bin, dann ist das eure Sache. Stein hat recht. Meine praktische Erfahrung ist geringer als eure, und ich habe lange genug hier
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