Pirat des Herzens
und lächelte Liam freudig entgegen.
»Pater Michael«, grüßte Liam leise, »ich möchte Euch Katherine FitzGerald vorstellen.«
Pater Michael wandte sich an sie. »Ich freue mich, Euch kennenzulernen, Mylady.« Seine blauen Augen leuchteten gütig und heiter. »Seid mir in unserem Gotteshaus willkommen.«
Katherine war unfähig zu sprechen.
»Ich wünsche, daß Ihr uns traut«, fuhr Liam fort.
Der Priester schien keineswegs erstaunt. »Soll die Trauung sogleich vollzogen werden?«
»Ja«, antwortete Liam, und seine Stimme hallte durch die leere Kirche. »Die Trauung soll auf der Stelle vollzogen werden.«
Katherine schwankte der Boden unter den Füßen. Liam fing sie auf und schleppte sie den Mittelgang entlang vor den Altar. Sein Blick war entschlossen, und Katherine wußte, daß nichts ihn von seinem Vorhaben abbringen konnte - weder Gott noch der Teufel.
Katherine stand am winzigen Fenster der Schlafkammer und blickte ins Leere. Sie mußte ihr Schicksal hinnehmen. Und ihr Schicksal war offenbar Liam O’Neill.
Hawke hatte sich mit großer Wahrscheinlichkeit von ihr scheiden lassen.
War es nicht besser, die Ehefrau des Piraten zu sein und nicht seine Hure? Kein anderer Mann würde sie nehmen, nachdem sie wochenlang mit ihm zusammengelebt hatte. Ihr Vater konnte sie nicht bei sich aufnehmen, sie wäre heimatlos und bettelarm.
Was war so schlimm daran, Liams Ehefrau zu sein? Noch dazu, da sie sich so sehr nach ihm verzehrte, vermutlich im Begriff war, sich in ihn zu verlieben.
Sie war erschöpft und ratlos. Fröstelnd schlang sie die Arme um sich.
Katherine wurde sich mit einem Mal der Stille in der Kammer bewußt, obwohl sie nicht allein war. Sie wandte den Blick über die Schulter. Liam stand reglos an der geschlossenen Tür und beobachtete sie aufmerksam.
Ihr Herz schlug unregelmäßig.
Sein Gesicht war ernst. Er hatte doch seinen Willen durchgesetzt. Wieso wirkte er so bedrückt? Irgendwie gehemmt. Katherine konnte den Blick nicht von ihm wenden. Schließlich fuhr er sich mit der Hand durch die Haare - eine Geste der Hilflosigkeit.
Katherine befeuchtete ihre Lippen. »Und jetzt?«
Er blickte sie unverwandt an. »Was meinst du, Katherine?«
»Ich weiß nicht«, entgegnete sie verzagt.
»Ich will keinen Kampf mehr mit dir«, fuhr er mit belegter Stimme fort.
Sie zuckte zusammen, ihre Augen suchten seine. »Dann solltest du in Zukunft aufhören, grob mit mir umzugehen, Liam.«
»Vielleicht.«
Eine lastende Stille legte sich zwischen sie. Katherine war sich der Spannung in ihrem Körper, zwischen ihren Schenkeln, in ihren Hüften und in ihrem Kopf glasklar bewußt. Sie war mit Liam verheiratet. Es war ihre Hochzeitsnacht. Jetzt hatte er den Segen der Kirche, sie in sein Bett zu nehmen, sie zu begatten. Warum stand er da und blickte sie so ernst an? Was hielt ihn zurück, über sie herzufallen, wie er es so oft getan hatte?
Er hatte die Arme über der Brust verschränkt. »Ich frage mich, ob Friede zwischen uns möglich ist.«
Ein Stich bohrte sich in ihr Herz. »Ich... weiß nicht.«
Seine Züge verhärteten sich.
Katherine schluckte. »Wir könnten... es versuchen.«
Sie ersehnte nichts mehr als Frieden und Harmonie, sie war den ständigen Kampf leid. Sie sehnte sich nach dem Schutz seiner Umarmung, nach seinem Körper, seiner Lust. Sie errötete. »Wir sind jetzt verheiratet. Es wäre... verrückt zu streiten.«
Mit drei raschen Schritten war Liam bei ihr, blieb dicht vor ihr stehen, ohne sie zu berühren. »Ich glaube, ich bin verrückt, Kate, all das getan zu haben, all das riskiert zu haben - für dich.«
Ein wildes, heißes, jauchzendes Glücksgefühl stieg in Katherine hoch. Sie beherrschte sich, dämpfte ihren inneren Jubel.
»Vielleicht schaffen wir es«, sagte sie. »Wir können es schaffen.«
Liam atmete tief durch. Sein Gesicht verschwamm vor ihren tränenverschleierten Augen. Sie legte ihre Hand an seine Wange. Liam schloß die Augen. Dann drückte er einen innigen Kuß in ihre Handfläche.
Als ihre Lippen diesmal ineinander verschmolzen, war es der Auftakt zu weit mehr als einer lustvollen, fleischlichen Vereinigung.
Katherine bemerkte im Halbschlaf, wie Decken über ihren nackten Körper gebreitet wurden, hörte merkwürdige Geräusche, die bald vertrauter wurden - Mägde füllten eine Wanne mit heißem Wasser.
Allmählich begann ihr benommener Verstand zu arbeiten.
Sie lag im Bett in der Schlafkammer, die sie seit Wochen mit Liam teilte. Sie erinnerte sich an
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