Pirat des Herzens
größer. Ich sieche im Exil dahin. FitzMaurice in Des mond ist stark wie eh und je. Die Königin rauft sich die Haare, weil sie den Schurken nicht zu fassen bekommt. Philipp von Spanien unterstützt ihn aktiver denn je, und auch Katharina von Medici beliefert ihn. So kann es nicht weitergehen, liebste Katie. Bald hat sich FitzMaurice in Desmond so sehr eingenistet, daß ihn nur noch ein Gotteswunder aus meinem Land vertreiben kann.
Katie, auch wenn du jetzt mit Hawke verheiratet bist, mußt du O’Neill für unsere Sache gewinnen, wenn du das nicht bereits getan hast. Wir brauchen O’Neill als unseren größten Verbündeten. Schick ihn zu mir!
Dein dich liebender Vater Gerald FitzGerald
Mit flatternden Fingern zerknüllte Katherine den Brief und warf ihn ins Feuer. Sie war immer noch mit John Hawke verheiratet.
Der Puls dröhnte in ihren Schläfen. Der Brief war am 1. Juli datiert, vielleicht hatte Hawke sich unterdessen scheiden lassen. Irgend etwas stimmte nicht. Liam hatte sie am 15. April entführt - wieso zögerte er so lange?
Katherine sank in einen Stuhl, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Hatte sie zwei Ehemänner? Hilfesuchend blickte sie zur Treppe, dachte an Liam. Sie hatte ihn mittlerweile ins Herz geschlossen. Nein. Katherine war sich bewußt, daß sie ihn liebte.
Katherine kämpfte gegen ihre aufsteigende Panik an. Gleichzeitig wurde ihr erschreckend klar, daß sie sich nicht länger auf Liams Insel verstecken durfte. Sie durfte ihre Pflicht ihrem Vater gegenüber nicht länger vernachlässigen, der darauf angewiesen war, daß sie ihm half. Sie mußte endlich Liam davon überzeugen, sich für ihren Vater zu verwenden. Und sie durfte auch nicht länger der Frage nach Ihrer eigenen Zukunft ausweichen.
Katherine rannte die Treppe hinauf.
Liam lag im warmen Badewasser, als Katherine die Kammertür hinter sich zuschlug. Sie wirkte besorgt. Was hatte ihr rebellischer Vater geschrieben? Liam hatte geahnt, daß der Brief keine guten Nachrichten enthielt. Seufzend erhob er sich aus der Wanne. »Was ist passiert, Katherine?« fragte er zärtlich.
Sie war sehr bleich. Rasch trat sie zu ihm und reichte ihm ein Handtuch. »Was macht dich traurig, Liebste?«
Ihr Busen wogte. Sie sprach hastig. »Vater ist verzweifelt. Er macht sich Sorgen um mich. Sein Cousin hat seinen gesamten Besitz an sich gerissen. Wenn FitzMaurice nicht bald von Perrot festgesetzt wird, besteht Gefahr, daß er nie mehr aus Desmond verjagt werden kann.« Sie schluckte. »Ich habe dich noch nie um etwas gebeten, Liam. Aber jetzt habe ich eine große Bitte an dich.«
Liam blickte sie mit ruhigen, grauen Augen an.
»Du mußt dich für meinen Vater verwenden, Liam.« Katherine hatte Mühe weiterzusprechen. »Er ist das Opfer einer großen Ungerechtigkeit. Liam, ich flehe dich an, ihm zu helfen. «
Liam nahm ihre beiden Hände in seine. »Für dich begehe ich liebend gerne einen Verrat, Katherine.«
»Du tust, worum ich dich bitte?« rief sie beglückt.
»Ich helfe deinem Vater bereits«, sagte er mit großem Ernst. Er hatte FitzMaurice nur einmal vor einigen Monaten getroffen, doch das hatte ihm gereicht. Seit dieser Zusammenkunft hatte er den Rebellen und seine Soldaten gut versorgt. Gut genug, daß sie sich gegen die britischen Truppen behaupten konnten. Nie zuvor waren die Männer besser ernährt, besser bewaffnet und besser versorgt gewesen.
Liam wußte genau, wie gefährlich sein Plan war. Der Plan, einen Mann nach oben zu bringen, um ihn anschließend zu stürzen, war riskant und konnte nur zu leicht fehlschlagen. Wenn er versagte, würde FitzMaurice in Desmond regieren, und Liam hätte ihm dazu verholfen. Katherine würde das nie verstehen. Sie würde über seinen scheinbaren Verrat zutiefst bestürzt sein.
»W...wie denn?« stammelte Katherine verdattert. »Wann?«
Liam streichelte ihre Wange. »Katherine, mein Leben ist die Politik. Ich lebe für und mit der Politik. Aber ich will nicht, daß die Politik zwischen uns steht.« Er hob ihr Kinn, schaute ihr in die Augen, küßte sie zärtlich und hungrig zugleich.
Sie erwiderte seinen Kuß. »Ich bin dir so dankbar, Liam. Aber wie? Bekämpfst du FitzMaurice auf See?«
Er hob ihre Hand an die Lippen und küßte sie. »Psst. Du bist eine kluge Frau, Kate. Aber halt dich von der Politik fern. Wenn du nicht am Ort des Geschehens bist, hast du auf niemand Einfluß.«
Katherine blickte ihm zärtlich in die Augen. »Soll ich das als Kompliment verstehen?« Ihre Stimme
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