Pirat des Herzens
bin«, erwiderte er leise. »Und ich bin Katherines Freund.« Seine dunklen Augen glühten. »Ich will sie beschützen. Ich will sie nicht an den Galgen bringen.«
Gerald zögerte. Leicesters Interesse an seiner Tochter war offenkundig. Und Katherine hatte den Vater ins Vertrauen gezogen, bevor sie in einen ohnmachtsähnlichen Schlaf gesunken war. Er wußte nun auch, daß sie Liam O’Neill im letzten Oktober auf der Pirateninsel geheiratet hatte. Gerald wägte die Alternativen ab. Sollte Katherine die Geliebte des Grafen werden? Dudley war immerhin der mächtigste Mann in England. Oder sollte sie zu O’Neill zurückkehren?
Gerald hatte seinen Entschluß rasch gefaßt. Leicester war zwar einflußreich, doch vor vier Jahren war es ihm nicht gelungen, die Königin umzustimmen, als Gerald wegen Hochverrates verurteilt wurde. Nein, Liam O’Neill konnte mehr für Geralds Sache tun als Graf Leicester.
»Ich weiß, daß sie hier ist«, wiederholte Leicester mit wachsender Ungeduld.
»Sie ist völlig erschöpft und krank. Sie schläft.«
Leicesters Augen funkelten. Er nickte zufrieden. »Ich komme in einer Woche wieder, wenn die Aufregung sich gelegt hat. Ich besitze ein kleines, abgelegenes Landgut in Northumberland. Dort kann sie sich erholen. Versteckt sie gut. Ich werde Euch eine Warnung zukommen lassen, wenn die Königin noch einmal Soldaten schickt.«
Gerald nickte und schüttelte dem Grafen lächelnd die Hand. Leicester verließ die Halle und verschwand mit wehendem Umhang in der pechschwarzen Nacht.
Katherine war so erschöpft, daß sie im selben Augenblick einschlief, als ihr ächzender Körper die Matratze berührte. Sie schlief traumlos, ohne sich einmal umzudrehen, einen ganzen Tag.
Sie erwachte benommen, erfüllt von brennender Qual.
»Katherine?« flüsterte es.
Katherine lächelte. Sie träumte von Liam. Welch ein Trost.
»Katherine.« Seine Stimme war tief und rauh. Er berührte ihre Wangen mit unendlicher Zartheit.
Katherine seufzte.
»Wach auf, Kate!«
Sie wollte nicht aufwachen, nicht jetzt, wenn sie träumte, daß Liam bei ihr war. Ihre Lider flatterten, und ihr Blick fand ihn in der Dunkelheit. Er saß auf der Bettkante mit ernstem, angespanntem Gesicht. Katherine war verwirrt. Wie konnte ein Traum so echt wirken?
»Katherine!« Er beugte sich über sie, nahm ihr Gesicht in seine starken, warmen Hände. »Ich habe in Bristol gehört, daß du die Königin angegriffen hast.«
Sie war unendlich müde. War das gar kein Traum? Keine Halluzination? Saß Liam wirklich neben ihr auf dem Bett? »Liam?«
Und dann lagen sie einander in den Armen. Er drückte sie an seine Brust, Katherine klammerte sich an ihn. Er war ihre Zuflucht, ihr Fels in der Brandung gegen Unrecht und das Böse. Jetzt war sie in Sicherheit; sie wurde geliebt.
»Ich war nicht für dich da«, flüsterte er erstickt. Er umfing ihr Gesicht, hob es zu sich auf. »Verzeih mir, Geliebte.«
»Liam«, flüsterte sie noch immer benommen.
Er küßte sie verhalten. Katherines Zunge kam ihm entgegen. Und dann drang er tief in ihre Mundhöhle, konnte sich nur mühsam von ihr lösen.
»Liam«, flehte sie und suchte seinen Mund.
»Kate. Du hast vor kurzem ein Kind geboren.« Er brachte ein klägliches Lächeln zustande.
Katherine barg ihr Gesicht an seiner Brust und bedeckte sie mit zarten Küssen.
»Nein«, flüsterte er, bettete ihren Kopf an seinen Hals, ihre Wange an seine Brust und streichelte ihr zärtlich den Rücken. »Katherine, du hast mir so sehr gefehlt«, raunte er.
Die Wärme seines Körpers und seine zärtlichen Liebkosungen lullten sie ein. Ihre Lider wurden schwer, sie vermochte sie kaum offen zu halten. »Liam, ich liebe dich.«
»Katherine, schlaf nicht ein. Ich muß mit dir reden.«
Sie konnte die Augen nicht offen halten. »Später«, murmelte sie seufzend.
»Katherine«. Er hob ihr Kinn. Sie öffnete die Augen, doch ihre Lider waren sehr schwer.
»Ich kann dich nicht mitnehmen«, sagte er eindringlich. »Ich muß FitzMaurice in die Falle locken und ihn festnehmen. Begreifst du?«
Katherine hatte keine Lust, über Politik zu sprechen.
»Wenn er außer Gefecht und dein Vater rehabilitiert ist, dann hole ich dich. Und wir werden für immer zusammen sein. Verstehst du mich?«
Sie blinzelte. Es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren. Was hatte er gesagt? Seine Stimme war so weit entfernt.
»Und wenn ich dich hole, bringe ich unser Kind.« Er rüttelte sie sanft. »Katherine?«
An der Schwelle der dunklen
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