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Pirat des Herzens

Titel: Pirat des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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die Zeit dürfte gerade noch ausreichen, um ihn ausfindig zu machen - und ihm Gelegenheit zu geben, die Dinge wieder ins Lot zu bringen.«
    Earic Island im Atlantischen Ozean
    Der Winter fegte noch einmal mit eisiger Kälte und heulendem Sturmgebraus über die kahle Insel. Nur im Süden des felsigen Eilands trotzte ein Fichtenwald den Naturgewalten. Die Küste war ein schmaler Sandstreifen mit verstreuten Felsbrocken, von dem senkrechte Klippen anstiegen. Die Wogen brachen sich auch im Sommer tosend gegen das Felsgestein. An der Nordseite der Insel schnitt eine tiefe, schmale Hafenbucht ins Land, die an beiden Seiten von Wehrtürmen und starken Geschützen bewacht war. In der Bucht lagen neben der Sea Dagger weitere Schiffe O’Neills vor Anker, alle mit schlanken Rümpfen, für Schnelligkeit und Wendigkeit in Seegefechten gebaut.
    In die Rundung der Bucht schmiegte sich ein Dorf, in dem die Seeleute und Schiffsbauer lebten und arbeiteten. Manche hatten Frau und Kinder mitgebracht. Es gab einen Schmied, Metzger, Bäcker, Müller, Zimmermann und Kaufmann und mehrere Bierschänken.
    Vom Dorf wand sich ein schmaler Pfad die schroffen Felsen zu Liams Festung hinauf. Oben auf der abgeflachten Granitplattform thronte eine mittelalterliche Burg. Eine Zugbrücke spannte sich über eine tiefe Schlucht. Das Vorwerk war mit schweren Fallgittern versehen, der Innenhof von hohen Steinmauern umgeben. Viereckige Wachttürme mit schmalen Mauerschlitzen beherrschten die vier Ecken der Wehrburg. Im Hof stand ein dreistöckiger Wohnturm mit der großen Halle und mehreren Kammern in den Stockwerken darüber. In früheren Zeiten mochte die Festung einem vertriebenen Lord oder einem Piraten als Unterschlupf gedient haben. Vor kurzem war an dem quadratischen Turm ein großes Herrenhaus aus Ziegel angebaut worden, mit Fenstern aus Glas statt Tierhäuten vor den Öffnungen wie im alten Bau. Das Herrenhaus hatte ein Schindeldach und fünf hohe Kamine.
    Liam hatte das Haus erbaut, um der Düsternis des alten, gespenstischen Turmbaus zu entfliehen. Er glaubte zwar nicht an Gespenster, dachte aber, ein neues, helles Haus würde ihn von den Gefühlen der Einsamkeit befreien, die ihn beschlichen, wenn er sich auf der Insel aufhielt. Doch das prachtvolle Haus mit seinen polierten, kunstvoll geschnitzten Wandtäfelungen und luxuriösen Polstermöbeln vermochte ihn nicht zu ermuntern. Er hatte es aufgegeben, in dem neuen Haus zu leben, da er sich dort noch einsamer fühlte als in den alten, kalten Steinmauern.
    Liam saß allein an einem schweren, alten Eichentisch. Macgregor, auf einem Hocker neben dem mannshohen Kamin, spielte eine leise Melodie auf dem Dudelsack. Guy kauerte zu seinen Füßen und lauschte der Musik; der Feuerschein spiegelte sich in seinem Kindergesicht. Liam fand keine innere Ruhe. Die Tage verstrichen träge, eintönig und leer.
    Zum wiederholten Mal entfaltete er den Brief seiner Mutter, der vor zwei Wochen datiert war. Jedesmal, wenn er englischen Boden betrat, besuchte er Mary Stanley, doch letztes Mal hatte sich keine Gelegenheit gefunden.
    »Mein lieber Sohn Liam«, schrieb sie, » ich denke viel an Dich und hoffe Dich wohlauf. Möge Gott seine schützende Hand über Dich halten. Ich könnte es nicht ertragen, wenn Dir etwas zustoßen würde.
    Der letzte Klatsch über Dich bereitet mir Sorgen. Wie konntest Du Lady Katherine FitzGerald entführen? Liebster Liam, ich weiß, daß Du Deinem Vater Shane nicht gleichst, daß du niemals grausam sein könntest wie er. Katherine soll ihrer Mutter, der Herzogin von Ormond und späteren Gräfin von Desmond, sehr ähnlich sein. Ich erinnere mich gut an Joan. Sie war eine große Schönheit, klug und willensstark. Wenn ihre Tochter ihr gleicht, befürchte ich große Spannungen zwischen Dir und ihr. Lieber Liam, ich bitte Dich, das Mädchen mit Zurückhaltung und Höflichkeit zu behandeln. Ihr persönlicher Wert überwiegt bei weitem ihren politischen Wert.
    Vergiß bitte nicht, daß Joan immer gut zu uns beiden war, als Du noch ein Kind warst. Von allen Menschen, die ich in jenen traurigen und zugleich glücklichen Tagen (da Du mein einziges Glück warst) kennenlernte, gehörte sie zu den wenigen, die nicht grausam zu mir waren. Ich weiß, daß Du ihrer Tochter kein Leid antust. Und ich habe Verständnis dafür, daß Du Gefallen an ihr findest. Ich flehe Dich aber an, sei behutsam mit ihr, wenn Du ihre Zuneigung gewinnen willst.
    Hoffnung erfüllt mich neben meiner Liebe zu Dir...«
    Liam

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