Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik
Worten, stahlen ihrem Meister ein Kanoe, und begaben sich mit dem Räuber auf See, um nach Tortuga überzufahren. Die Spanier, die einige seiner Gesellen ins Gefängnis geworfen hatten, fragten nach ihm, bekamen aber zur Antwort von ihnen, die es auch nicht besser wußten, er sei tot. Da machten sie in den Kirchen eine Danksagung und brannten Viktoria darob ab, Gott dankend, daß er sie von einem so grausamen Räuber erlösen wollen.
Inzwischen war dieser Räuber, der sich mit dem Kanoe und den Sklaven auf die Reise begeben hatte, in Tortuga angelangt, und anstatt sich nach einem anderen Amte umzusehen, um dergleichen Gefahren als er ausgestanden, zu entrinnen, suchte er Mittel, wie er am besten wieder zu einem Schiff kommen könne. Er begab sich mit einem kleinen Schiff, das er mit List gewonnen und einundzwanzig wohlbewaffneten Mann wieder auf See nach der Nordküste der Insel Cuba, vor ein Städtchen, genannt la Villa de los Cayos, wo ein Handel von Häuten, Tabak und Zucker nach Habana geschieht. Und weil es da längs der Küste hin sehr untief ist, gebrauchen die Spanier keine anderen Fahrzeuge als Barken. Lolonois meinte nun einige dieser Barken zu rauben, doch war er von etlichen Fischern, die ihm zu ihrem Glück entrannen, gesehen, sie gingen über Land nach Habana und klagten dem Gouverneur, daß der französische Räuber Lolonois mit zwei Kanoes an der Küste wäre, sie zu plagen, und daß sie nicht wagten, ihren Handel fortzusetzen. Der Gouverneur konnte das nicht glauben, da er Schreiben aus Campeche erhalten, daß dieser Räuber tot wäre; trotzdem ließ er auf der klagenden Spanier Ansuchen hin ein Schiff bereitmachen, montiert mit zehn Kanonen und mit neunzig streitbaren Männern wohlbewaffnet, und schickte es aus mit Order, nicht wieder zu kommen, ohne die Räuber gänzlich ausgetilgt zu haben. Und zu diesem Ende gab er ihnen einen Neger mit, der Henker sein und die Räuber alle aufknüpfen sollte, ausgenommen den Hauptmann, den sollten sie nach Habana bringen. Dieses spanische Fahrzeug langte also vor la Villa de los Cayos an, aber statt dass es die Räuber aufsuchte, wurde es selbst von den Räubern aufgesucht, denn sie hatten von einigen Fischern, die sie gefangen, Zeitungen erhalten, daß das Schiff an den und den Platz und in sotaner Absicht gekommen sei; und damit meinten diese die Räuber zu erschrecken und von der Küste zu vertreiben, aber im Gegenteil, denn aus Begier ein Schiff zu haben, und vermittels dessen destomehr Unheil anzurichten und auch größere Fortun zu machen, resolvierte er mit seinem Volk das Schiff anzugreifen. Selbiges lag nun auf einem salzigen Fluß, welchen die Spanier Estera nennen. Die Räuber zwangen einen von diesen Fischern, sie hinzubringen, es war etwa zwei Uhr in der Nacht, als sie anlangten und sich sogleich zu beiden Seiten des Schiffes unter den Bäumen verbargen. Jedoch die Wache rief sie an, und sie ließen durch den Gefangenen antworten, der bei ihnen war. Sie wurden gefragt, ob sie die Räuber nicht gesehen hätten. Darauf antworteten sie nein, und sie glaubten, die Räuber wären, von ihrer Ankunft benachrichtigt, geflüchtet; doch wurden sie am nächsten Morgen eines anderen belehrt, da sie von den Räubern begrüßt wurden, ohne daß sie sie sehen konnten. Die Spanier stellten sich sogleich in Kampfstellung auf und schossen, weil auf jeder Seite des Stromes eines von der Räuber Kanoes lag, nach beiden Seiten aus ihren Kanonen; nachdem aber die Spanier zwei- oder dreimal chargiert hatten, nahmen die Räuber ihre Gelegenheit wahr, kamen beiderseits mit den Haudegen in den Fäusten an Bord und jagten alle Spanier in den unteren Schiffsraum. Lolonois ließ sie einen nach dem anderen heraufkommen, und sowie sie durch die Klappe hervorkamen, hieb er ihnen den Kopf ab. Nachdem er so einen Teil um den Kopf gebracht, kam der Neger, der den Henker der Räuber hätte machen sollen, und rief: „Senor Capitan, no mé matéis yo os diré la verdad.“ Das ist: Herr Kapitän tötet mich nicht, ich will euch die Wahrheit offenbaren. Lolonois ließ ihn beichten und fuhr darauf in seiner vorigen Arbeit fort, allen Spaniern die Köpfe abschlagend bis auf einen, dem er einen Brief für den Gouverneur von Habana gab und auch mündlich auftrug zu sagen, daß er keinen Spanier, soviel er auch deren kriegte, Pardon geben würde, tat auch zur gleichen Zeit ein Gelübde, daß er sich lieber selbst morden als in der Spanier Hände übergeben wollte. Selbigen Inhalts war der
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