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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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verschifft worden, worauf Morgan die Geiseln los gab und mit seiner Flotte in See stach; als Rendezvousplatz für die Teilung der Beute hatte er eine der Inseln bestimmt. Dort angelangt teilten sie denn auch die Beute und befanden, daß sie etwa fünfzigtausend Stück von Achten an Geld und Silbergerät wie an sonstigen mitgenommenen Waren hatten. Sie hatten größere Beute erhofft: dieses half ihnen wenig, denn damit konnten sie nicht einmal die auf Jamaika gemachten Schulden bezahlen. Morgan schlug ihnen vor, ehe sie nach Jamaika gingen, noch auf Plünderung eines anderen Ortes auszuziehen, allein die Franzosen konnten sich mit den Engländern nicht vertragen, weshalb sie sich voneinander trennten, so daß Morgan mit seinen eigenen Leuten allein zurückblieb. Dennoch gab er den Franzosen zu verstehen, wie lieb es ihm gewesen wäre, wenn sie bei ihm verblieben wären, versprach ihnen auch, für sie redlich einzutreten: allein sie wollten nicht bleiben. Immerhin gingen sie als gute Freunde auseinander, und Morgan gelobte ihnen, wegen des vorgefallenen Mordes Recht ergehen zu lassen, was er auch wirklich erfüllte: denn sobald er nach Jamaika kam, ließ er jenen Engländer sofort aufhängen.



D AS SECHSTE K APITEL
    Morgan beschließt, die Stadt Puerto Belo anzugreifen, rüstet seine Flotte zu und erobert die Stadt mit geringer Streitkraft
.
    Nachdem sich die Franzosen von Morgan getrennt, schien es, als würden die Engländer, da sie nun so viel schwächer geworden waren, nicht mehr den Mut aufbringen, einen anderen Platz zu attackieren. Allein Morgan gab ihnen neuen Mut, indem er sagte, wenn sie ihm nur folgen wollten, wüßte er schon Mittel und Wege, sie reich zu machen. Die gute Aussicht, die ihnen Morgan solchergestalt machte, bewog sie denn, weiter mit ihm zu ziehen. Er bekam noch ein Piratenschiff hinzu, das in Campeche gewesen war, so daß er über vierhundertsechzig Mann verfügte samt neun Schiffe, die er als Admiral befehligte. Als endlich alles bereit war, stach er in See, wobei er von seinem Plan nichts weiter verlauten ließ, als daß er hoffte, seinem Volk eine reiche Beute verteilen zu können. Er hielt den Kurs nach dem Festland zu, und nach wenigen Tagen bekam er samt seinen Schiffen die Küste von Costa Rica zu Gesicht. Nachdem er die Gegend mit Sicherheit erkannt hatte, gab er seinen Beschluß den Unterführern und hernach auch der Mannschaft kund. Seine Absicht war nämlich, Puerto Belo nächtens zu überfallen und zu plündern, wobei er sich dahin äußerte, daß solches leicht zu machen wäre, da an der Küste niemand von ihrem Kommen eine Ahnung hätte. Manche wandten ein, daß sie zu wenig stark wären, um dies zu unternehmen. Worauf er entgegnete: „Wenn wir gering an Zahl sind, dann wird der Anteil eines jeden desto größer sein.“ Mit diesem Vorsatz ging man denn ans Werk.
    Um aber dem Leser einen besseren Begriff von diesem kühnen Unterfangen zu geben, ist es erforderlich, hier eine kurze Beschreibung von Puerto Belo vorauszuschicken.
    Die Stadt Puerto Belo liegt an der Costa Rica, (spanisch: die reiche Küste), auf zehn Grad nördlicher Breite und dreihundertundein Grad dreißig Minuten Länge etwa vierzig Meilen vom Golf von Darien und deren acht westlich von Nombre de Dios. Diese Stadt ist nächst Habana und Cartagena die festeste, die der König von Spanien in ganz Westindien besitzt; sie ist beschirmt durch zwei Kastelle, die, am Eingang des Hafens liegend, diesen und die Stadt sichern, so daß denn ihnen zu Trotz kein Schiff in den Golf einfahren kann. Sie haben eine ständige Garnison von dreihundert Mann, überdies ist die Stadt bewohnt von vierhundert Bürgern, die dort ihren ständigen Wohnsitz haben; die Kaufleute halten sich an dem Orte nur auf, wenn Galionen da sind, ist er doch sehr ungesund durch die vom Gebirge kommenden Dünste. Sie leben für gewöhnlich in Panama, haben aber in Puerto Belo ihre Lagerhäuser, die von ihren Dienern beaufsichtigt werden. Um die Zeit, wo die Galionen oder die Schiffe der Grillos, welche die Neger dahin liefern, zu erwarten sind, wird das Silber von Panama auf Mauleseln herübergebracht.
    Morgan, der diese Küste sehr gut kannte, kam mit seinen Schiffen gegen Abend nach Puerto de Naos, etwa zehn Meilen westwärts von Puerto Belo, und, da ihm alles wohl bekannt war, segelte er bei Nacht dem Ufer entlang bis Puerto del Pontin, das etwa vier Meilen von der Stadt entfernt ist. Dort angelangt ging er vor Anker und sprang samt allen seinen

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