Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
Vom Netzwerk:
beladen mit kostbarer Ware aus Maracaibo, befinden sollte. Und gleichzeitig gaben sie einen anderen Sklaven an, der wisse, wo der Kommandant und die Mehrzahl der Frauen von Gibraltar sich aufhielten. Aufgegriffen, leugnete dieser anfangs: wie sie ihn aber festbanden und ihm mit Aufhängen drohten, gestand er und versprach sie zu dem Orte hinzuführen, wo der Kommandant zu finden sei. Daraufhin ward sofort resolviert, daß hundert Mann mit zwei kleinen Fahrzeugen sich nach der Flußmündung begeben sollten, an welcher die Schiffe lägen, die übrigen sollten auf die Suche nach dem Kommandanten ausziehen. Die Gefangenen wurden zu Schiff gebracht und am nächsten Tag tat jeder, wie ihm befohlen.



Morgan selbst marschierte mit dreihundertfünfzig Mann gegen den Kommandanten, der sich auf eine inmitten eines Flusses gelegene Insel retiriert und daselbst verschanzt hatte. Nach zweitägigem Marsch kamen sie an diesen Ort; allein durch seine Kundschafter hatte der Kommandant vom Anrücken der Seeräuber erfahren und sich auf einen Berg retiriert. Dort hinauf führte ein so enger Weg, daß einer hinter dem anderen zu gehen genötigt war; überdies hatte der spanische Befehlshaber etliche Feuerwerksanlagen gemacht, um die Räuber für den Fall, daß sie ihm dorthin nachfolgten, aufzuhalten. Dies war nun freilich ihre Absicht gewesen; allein sie wurde vereitelt durch einen starken Regen, der sie überfiel und ihnen beim Passieren eines Flußlaufes großen Schaden tat. Sie verloren bei dieser Gelegenheit mehrere Maulesel, beladen mit Geld und Gut wie auch mit Frauen und Kindern, welche allda ertranken; auch ein Teil der Waffen ward unbrauchbar und das Pulver war durchnässt. Wären damals fünfzig wohlbewaffnete Männer mit Lanzen dazugekommen, sie hätten ohne Mühe die sämtlichen Räuber töten können; allein es war der Schrecken unter den Spaniern so groß, daß, wenn nur der Wind in den Bäumen des Waldes rauschte, sie gleich meinten, es seien die „Ladrones“ (so nennen sie die Räuber) hinter ihnen. Endlich nach vielem Umherirren gelangten die Räuber durch das Wasser: sich selbst vermochten sie allerdings noch zu retten, aber die armen Weiber und kleinen Kinder kamen so mühsam weiter, dass es ein Jammer anzusehen war. Sie mußten zuweilen eine halbe Meile weit durch den Wald laufen, bis zum halben Leib im Wasser: denn das Land ist dort sehr niedrig, und die Ströme waren durch die gewaltigen Regengüsse wie auch durch das von den Bergen kommende Wasser dermaßen angeschwollen, daß sie austraten und das ganze Land überschwemmt war.
    Zwölf Tage nach ihrem Abmarsch kamen die Piraten wieder nach Gibraltar zurück mit einer großen Anzahl neuer Gefangener – allein ihr Anschlag war missglückt. Zwei Tage darauf kamen die Schiffe, die an die Flussmündung gefahren waren; sie brachten ein Schiff und vier Barken nebst einigen Waren und Gefangenen. Sie hatten die Schiffe nicht mit allem Gut, das darin war, erbeuten können: denn die Spanier hatten mit Kanoes ihr Anrücken ausgekundschaftet, die meisten Güter ausgeladen und gedachten, nach Löschung der Ladung die Schiffe zu verbrennen. Allein, ehe es dazu kam, wurden sie von den Räubern überfallen, so daß diese der Schiffe selbst samt einiger Kaufmannsware, wie Leinwand und Seide, noch habhaft werden konnten. Nachdem die Räuber noch etliche Streifzüge unternommen und im Ganzen fünf Wochen in Gibraltar zugebracht hatten, beschlossen sie, abzuziehen. Sandten deshalb etliche von den gefangenen Spaniern aus, um Brandschatzung für den Ort einzufordern, unter der Androhung: so sie die nicht brächten, ihn zu verbrennen. Die Abgesandten kamen mit der Meldung zurück, sie hätten niemanden finden können, auch habe der Gouverneur ihnen verboten, irgendwelche Brandschatzung zu bezahlen; wenn aber Morgan sich gedulden wolle, würden sie untereinander soviel zusammenbringen, um ihm fünftausend Stück von Achten bezahlen zu können; sie würden ihm Geiseln stellen, die er nach Maracaibo mitnehmen und behalten könne, bis der Rest beglichen sei. Morgan, der solange von Maracaibo fort gewesen war und nicht wußte, wie die Dinge dort standen – hatten doch die Spanier Zeit genug gehabt, um eine ausreichende Streitmacht zu sammeln und ihm die Ausfahrt aus dem See zu sperren – hatte es mit dem Fortkommen eilig, willigte also ein und nahm vier Geiseln mit, indes er alle anderen Gefangenen laufen ließ (nachdem sie ihre Lösung entrichtet). Nur die Sklaven behielt er. Die

Weitere Kostenlose Bücher