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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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das große Schiff zu zerstören, auf folgende Weise: man solle aus dem Schiff, das man im Lagon gekapert, einen Brander machen, es aber schön auftakeln wie ein Kriegsschiff mit wehender Flagge; an Bord dieses Fahrzeugs solle man Hölzer stellen mit Mützen drauf, damit es so aussähe wie eine Schiffsbesatzung; an Stelle des Geschützes solle man aus den Bordwandungen eine gewisse Sorte von hölzernen Dingen herausstehen lassen, so man Negertrommeln nennt – ausgehöhlte Hölzer, die etwa anderthalb Faden lang sind. Dieser Vorschlag war gutgeheißen, da man sich in äußerster Notlage befand. Aber Morgan wollte doch noch sehen, ob er nicht andere Bedingungen bei dem spanischen General durchsetzen könne. Er sandte also nochmals einen Spanier zu diesem mit folgendem Antrag:
    Die Piraten wollten von Maracaibo abziehen, ohne die Stadt durch Feuer oder auf andere Weise zu beschädigen, auch ohne hierfür eine Brandschatzung zu beanspruchen; sie wollten die Hälfte der Sklaven hergeben und die übrigen Gefangenen ohne Lösegeld freilassen; auch die noch nicht vollbezahlte Brandschatzung für Gibraltar und die hierfür gestellten Geiseln auf freien Fuß setzen.
    Der spanische General erwiderte hierauf, daß er solche Vorschläge keines Blickes würdigen gedächte: so sie aber noch zwei Tage im Lande blieben, ohne sich auf diese von ihm vorgeschriebenen Bedingungen zu ergeben, würde er sie mit Feuer und Schwert vernichten. Nachdem Morgan solche Antwort von dem General erhalten hatte, beschloß er, mit den Seinen das Möglichste zu tun, um aus dem Lagon herauszukommen, ohne die Beute herzugeben. Zunächst wurden sämtliche Gefangenen fest geschlossen und streng überwacht. Auch die Sklaven, die bisher Wasser geholt und andere Arbeiten verrichtet hatten, wurden gefesselt, und die Räuber taten nun selbst alles, was sonst die Sklaven besorgt hatten. Unterdes trug man alles, was an Teer, Pech und Schwefel in der Stadt zu finden war, zusammen, um damit den Brander und etliche andere Feuerwerke auszurüsten. Der Raum des Fahrzeugs ward mit Palmblättern gefüllt, die in eine Mischung von Pech, Schwefel und Teer getaucht worden waren; in dieselbe Mixtur ward auch eine Anzahl von großen Leinwandstücken getaucht, mit welchen die längs der Kanonenborde angebrachten Rohre zugedeckt wurden; unter jedem der Rohre waren sechs Töpflein mit Pulver, und, damit die Wirkung desto größer wäre, wurde die Hälfte der das Verdeck stützenden Balken durchsägt. Auch neue Schießlöcher wurden gebohrt, in welche nun die Negertrommeln statt des Geschützes gesteckt wurden. An Bord setzte man etliche Holzpflöcke, auf deren Spitzen Hüte oder Mützen saßen, so daß sie aussahen wie Menschen; endlich ward darauf die Admiralsflagge gehißt. Nachdem der Brander fertiggestellt war, beschloß man, nach der Mündung des Sees zu segeln, und zu diesem Ende wurden die sämtlichen Gefangenen in eine große Barke gesetzt, in eine andere Barke aber ward die ganze Beute samt den vornehmsten Frauen gebracht. Jede Barke war mit zwölf wohlbewaffneten Räubern bemannt; dort, wo die Indianer, wurden etliche Warenballen mitverstaut, und dort, wo die Frauen waren, der Vorrat an Geld und Geschmeide. Alle Barken hatten Weisung, sich rückwärts an einem sicheren Orte zu halten; auf ein verabredetes Zeichen aber sollten sie sich mitten unter die Flotte begeben und schleunigst durch die Ausfahrt hinauslaufen. Der Brander hatte Weisung, vor dem Admiral zu segeln; er sollte das große Schiff entern, und, so ihm dies durch Wirkung der Strömung mißriete, sollte der Admiral dieses selbst entern. Hinter dem Admiral war ein anderes Schiff, das einem Brander ähnlich zugerüstet war: auf daß es der Feind für einen solchen ansähe, ließ es ein wenig Schiffsteer oder sonst derlei Zeug in Rauch aufgehen. Nachdem Morgan alle diese Befehle erteilt hatte, ward von allen ein Schwur getan, daß man einander beistehen wolle bis zum letzten Blutstropfen, und, so die Sache übel ausginge, solle man nicht um Pardon bitten, sondern fechten bis auf den letzten Mann; wer sich aber tapfer bezeige und eine besondere Tat vollbringe oder ein Schiff gewinne, solle mit allen seinen Leuten aus der gemeinsamen Beute eine Belohnung erhalten. Nach solchem Beschluß ging Morgan unter Segel und erreichte am 30. April 1669 die Spanier, so gerade in der Mitte des Fahrwassers vor Anker lagen. Etwa auf eines Kanonenschusses Entfernung von ihnen ging Morgan selbst vor Anker, da es zu spät war, um

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